Weihnachtskonzert: Romantische Raritäten

Lübeck: Archiv - 26.12.2021, 19.27 Uhr: Das Weihnachtskonzert im Großen Haus hat sich etabliert: Am 1. Feiertag lauschte wieder ein großes und dankbares Publikum dem sorgsam zusammengestellten Reigen romantischer Raritäten. Im ersten Teil rankte sich Märchen-Meister Engelbert Humperdinck um seine Zeitgenossen-Kollegen Josef Rheinberger und Peter Cornelius.

Gleich ließ das Philharmonische Orchester der Hansestadt Lübeck den Zauber von Humperdincks „Dornröschen“ erklingen vom Waldweben in der Ouvertüre über die „Ballade“ zu den solistisch glänzend instrumentierten „Festklängen“. Erster Kapellmeister Takahiro Nagasaki verinnerlichte, dass Musik Bewegung ist, und seine Zeichen setzte das Orchester in Bewegung um. Zweimal kam Kollege Josef Rheinberger zu Wort: Aus „Der Stern von Bethlehem“ ließen Virginia Felicitas Ferentschik mit starkem Sopran „Die Hirten“ und der Chor „Die Hirten an der Krippe“ in höchsten Höhen und warmen Tiefen erklingen.

Ein erstes Ereignis wurden Peter Cornelius' „Weihnachtslieder“ op .8. Cornelius, einer der großen Lied-Meister des 19. Jahrhunderts, schrieb sie für Bariton und Klavier, an das nun Nagasaki wechselte und sensibel Johan Hyunbong Choi begleitete. Was das Ensemble-Mitglied an Kultiviertheit, sauberer Phrasierung, Textverständlichkeit und lyrisch-dramatischer Gestaltung bot, zeugt von der hier erlangten großen Reife dieser lyrisch-dramatischen Stimme. In die Pause ging es mit Humperdincks Ouvertüre zu „Hänsel und Gretel“: präsent in allen Gruppen, schmiegsam und aufgeregt – sie ist die pure Fest-Neugier.

Der Schwebezustand der Streicher in Peteris Vasks' (*1946) Moderato aus seiner „Musica adventus“ ging gleich über in Felix Mendelssohn-Bartholdys begeisternden Eingangschor aus „Vom Himmel hoch“, gefolgt vom zweiten Höhepunkt: Der Tenor Owen Metsileng als Gast jubelte mit strahlender Höhe perfekt das „Domine Deus“ aus Gioacchino Rossinis „Petite Messe solenelle“ – und das Publikum konnte nicht anders, als wiederum ihm zuzujubeln. Aus dem Ensemble schloss sind Evmorfia Metaxaki an mit Richard Strauss „Wiegenlied“ op. 41/1: sicher intoniert, nur etwas schnell genommen. Dann ließ Erster Konzertmeister Carlos Johnson die Violine singen in Richard Wagners eigener Adaption seiner „Träume“ aus den „Wesendonck-Liedern“. Der „Abendsegen“ (mit Ferentschik und Milena Juhl) aus Humperdincks „Hänsel und Gretel“ war als Programm-Ende ausgedruckt – aber unversehens ging es zur Zugabe mit Johann Sebastian Bachs „Jauchzet, frohlocket“-Chor aller Vokalisten auf der Bühne, mit schmetternden Trompeten (Joachim Pfeiffer, Matthias Krebber, Lukas Paulenz) und donnernden Pauken (Olaf Kirchhoff). Da hielt sich das Auditorium mit seinem Applaus auch nicht zurück.

Das Weihnachtskonzert des Philharmonischen Orchesters bekam viel Beifall. Foto: Olaf Malzahn

Das Weihnachtskonzert des Philharmonischen Orchesters bekam viel Beifall. Foto: Olaf Malzahn


Text-Nummer: 149156   Autor: Güz.   vom 26.12.2021 um 19.27 Uhr

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