3. Klangbilderkonzert mit fünf Nationen

Lübeck - Innenstadt: Archiv - 31.05.2023, 11.15 Uhr: Mit den Klangbilderkonzertem widmen sich Lübecker Philharmoniker bestimmten Themen. Der 3. Abend dieser Spielzeit am 30. Mai war eine Kooperation mit dem Museum für Natur und Umwelt und der Völkerkundesammlung anlässlich der Ausstellung „Hoffnung am Ende der Welt – von Feuerland bis zu den Osterinseln“.

Ein Quintett engagierte sich im Zeichen „Orchester des Wandels“ für die Erhaltung des Pernambuco-Baums in Brasilien, dessen Holz (zu) lange zur Herstellung von Bögen für Streichinstrumente herhalten musste. Musici aus fünf Nationen spielten vornehmlich Werke südamerikanischer Komponisten, die Leitender Musikdramaturg Dr. Jens Porath in seiner gewohnt gut informierenden Einführung ebenfalls vorstellte.

Das Konzert war wegen des schönen Wetters kurzerhand vom Museumssaal in den Domhof verlegt worden: Unter einem Bogen des offenen Kreuzgangs saßen die fünf Instrumentalisten, davor auf Bänken ein halbes Hundert Zuhörer. Die Akustik war erfreulicherweise sehr gut. Nur eines betrübte die Aktiven und die Passiven (Zuhörer): Die Temperatur im Freien an diesem Abend sank spürbar – und nicht allein der Rezensent verzichtete (leider) auf den zweiten Teil mit Werken aus Brasilien und Argentinien.

Gerade hatte die Domuhr Sieben geschlagen, da setzte das Cuarteto Mundo mit dem Streichquartett Nr. 1 von Heitor Villa-Lobos ein: Tzu-Jen Chou und Saeko Takayama (Violinen), Joo Jyun Kang (Viola) und Evaristo Urraca (Cello – eingesprungen für den erkrankten Hans-Christian Schwarz). Dieses sich direkt mitteilende Werk ist „konventionell“ und doch von eigenem Reiz. Unter Chous unaufdringlicher Führung als primus inter pares ging es von der getragenen Cantilena über das tänzerische Bricandeira zum Canto lirico (in dem Viola und Cello sonor grundierten) zur gedämpften Melancholia und zum fröhlich-rhythmischen Kanon des Finales.

Der britische Spätromantiker Samuel Coleridge-Taylor, a person of colour (sein Vater stammte aus Sierre Leone), debütierte 1895 mit einem Klarinettenquintett. In diesem konnte Soloklarinettist Andreas Lipp sein großes Können zeigen. Das Werk fußt melodisch auf Brahms und Dvorak, in der Satztechnik aber auch leicht auf afrikanischen Rhythmen. Das macht seinen Reiz aus, wenn die Streicher einmal schroffer grundieren und die virtuose Klarinette die Bögen zieht – und umgekehrt. Vier lange Sätze wurden nicht zu lang, sie zeigten die Harmonie des Werks und unter den fünf Instrumentalisten, unter die sich in die vorletzten Takte (Un poco piu moderato) das Gurren der Tauben mischte – und exakt bei den allerletzten Takten (Vivace) die Domuhr Acht schlug.

Der 3. Abend dieser Spielzeit am 30. Mai war eine Kooperation mit dem Museum für Natur und Umwelt und der Völkerkundesammlung. Foto: Veranstalter/Archiv

Der 3. Abend dieser Spielzeit am 30. Mai war eine Kooperation mit dem Museum für Natur und Umwelt und der Völkerkundesammlung. Foto: Veranstalter/Archiv


Text-Nummer: 158996   Autor: Güz   vom 31.05.2023 um 11.15 Uhr

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