La Rage und SSP: Schülervertreter lehnen Zusammenarbeit ab
Lübeck: Archiv - 09.03.2021, 10.51 Uhr: Das "Stadtschüler*Innenparlament" der Hansestadt Lübeck (SSP) ist die Interessenessvertretung aller Schüler der weiterführenden Schulen in Lübeck. Im Rahmen eines Diskussionsforums soll eine Zusammenarbeit mit der lokalen Jugendgruppe "La Rage Lübeck" geplant sein, die von ihren Kritikern als linksextremistisch eingestuft wird. Als Reaktion auf diese Pläne haben einige Schülervertreter Anfang März einen offenen Brief verfasst.Das Schreiben im Wortlaut:
(")Die Schüler:innenvertretung des Katharineums zu Lübeck
Die Schüler:innenvertretung der Grund und Gemeinschaftsschule St. Jürgen
Sehr geehrte Mitglieder:innen des SSP-Lübecks,
wie ihr ja vielleicht schon mitbekommen habt, möchte das SSP-Lübeck im Zuge eines Diskussionsforums mit der linksradikalen Organisation La Rage zusammenarbeiten.
So sehr wir die Zusammenarbeit mit einem möglichst großen Spektrum von politisch interessierten Jugendlichen befürworten, halten wir den Austausch mit einer Organisation, die nicht der freiheitlich demokratischen Grundordnung folgt, für falsch. Da sich jedoch die Mehrheit des SSP–Lübeck für solch eine Zusammenarbeit ausspricht und unsere Argumente sie nicht überzeugen konnten, möchten wir über diesen Weg versuchen für eine differenzierte, reflektiertere Betrachtung der Thematik zu sorgen.
Da sich das SSP in seinem Grundsatzprogramm für eine Erhaltung der freiheitlich demokratischen Grundordnung einsetzt, scheint diese Zusammenarbeit nach unserem Verständnis nicht nur subjektiv moralisch falsch, sondern verstößt auch objektiv gegen die Grundsätze, die sich das SSP selbst auferlegt hat. Leider scheint es so, als ob sich im SSP-Lübeck Personen befinden, die dieses Grundsatzprogramm als nicht bindend betrachten, beziehungsweise La Rage nicht als Gegner der freiheitlich demokratischen Grundordnung sehen.
Da bei einer Organisation, die zur Gewalt gegen Polizist: innen aufruft, Sachbeschädigung an Gebäuden von demokratischen Institutionen begeht und politische Personen öffentlich diffamiert, scheint diese These für uns nicht haltbar. Denn ein Teil der freiheitlich-demokratischen Grundordnung ist die Rechtsstaatlichkeit, welche die Selbstjustiz ausschließt.
Zudem gibt La Rage selbst zu, obwohl sie sich als Anhänger der freiheitlich demokratischen Grundordnung definieren, dass Teile von ihnen dieser nicht folgen. Dieser Widerspruch ist unserer Meinung nach eindeutig.
Für uns als freiheitlich demokratische Staatsbürger:innen ist eine solche Zusammenarbeit der Übertritt einer roten Linie. Dabei geht es uns ausdrücklich nicht darum, dass es sich bei La Rage um eine linksradikale Organisation handelt. Jegliche Zusammenarbeit mit Organisationen, ob rechts oder links, die aktiv gegen unsere demokratischen Werte verstoßen, ist für uns ein Übertritt dieser Linie.
Wir können nur dazu aufrufen, diese Zusammenarbeit noch einmal zu überdenken und sich den Konsequenzen einer solchen Entscheidung bewusst zu werden. Gerade da man als vertretendes Organ aller Schüler: innen fungiert, sollten persönliche Meinungen nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Für die SV des Katharineum zu Lübeck
Simon Fetscher
Für die SV der GGS St. Jürgen
Julius Lobe(")

Die Schülervertreter des Katharineums zu Lübeck lehnen eine Zusammenarbeit ab.
Text-Nummer: 143716 Autor: SV Kath. vom 09.03.2021 um 10.51 Uhr