Leere Kassen: Volkshochschulen kämpfen mit Corona-Folgen

Schleswig-Holstein: Archiv - 19.06.2021, 13.16 Uhr: Die jüngst erstellte Landesstatistik der Volkshochschulen in Schleswig-Holstein belegt die massiven Folgen der Pandemie im Jahr 2020: Trotz aller Angebote mittels digitaler Medien haben sich die durchgeführten Unterrichtsstunden fast halbiert – ebenso wie die Zahl der Teilnehmenden. Da die Volkshochschulen sich im Schnitt zu zwei Dritteln aus Teilnahmeentgelten und Einnahmen aus Auftragsmaßnahmen finanzieren, fehlen im Vergleich zu 2019 insgesamt über 8 Millionen Euro in den Kassen.

Wer regelmäßig ein Angebot der schleswig-holsteinischen Volkshochschulen besucht, hat es miterlebt: Seit dem ersten Lockdown wurden viele Kurse im Netz weitergeführt. Über 1300 Kursleitungen wurden hierfür seit März 2020 in mittlerweile 105 Fortbildungen durch den vhs-Landesverband für die Online-Lehre qualifiziert. Insgesamt haben sich die online durchgeführten Unterrichtsstunden im letzten Jahr verdoppelt. Doch nicht alle Angebote ließen sich digital fortführen. Mitunter sind die Kursinhalte hierfür ungeeignet oder es mangelt an technischer Ausstattung der Beteiligten. Viele Teilnehmende verbinden mit Lernen zudem den Wunsch nach Begegnung. Daher wurden zahlreiche Angebote vorübergehend unterbrochen oder ganz abgesagt.

Das hatte Folgen: Teilnehmende mussten eine begonnene Fortbildung unterbrechen, Honorar-Dozenten fielen wichtige Einnahmen weg und Beschäftigte an Volkshochschulen wurden vielerorts in Kurzarbeit geschickt.

Die Auswirkungen der Pandemie liegen nun in der vhs-Statistik für 2020 schwarz auf weiß vor. "Die Lage bei Volkshochschulen und Bildungsstätten ist äußerst angespannt", sagt Ernst Dieter Rossmann, Vorsitzender des Landesverbandes der Volkshochschulen Schleswig-Holsteins. "Gleichzeitig ist Weiterbildung ein Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes. Die gewachsene soziale Spaltung erfordert zum Beispiel vermehrte Lernchancen für Benachteiligte. Und politische Bildungsprogramme werden gebraucht, damit Demokratieverständnis und konstruktive Diskurse nicht weiter zurückgedrängt werden."

Karsten Schneider, Direktor des vhs-Landesverbandes, ergänzt: "In Folge der Pandemie drohen mehr Schulabbrüche, weshalb wir mehr jungen Menschen Chancen im zweiten Bildungsweg bieten müssen. Zudem gibt es aufgrund von Belastungen und Stress durch Auswirkungen der Pandemie einen gestiegenen Bedarf an präventiven Gesundheitsangeboten. In Volkshochschulen und Bildungsstätten lassen sich flächendeckend passende Bildungsprogramme realisieren."

Bei aller Freude, Angebote wieder in Präsenz durchführen zu können, sehen Volkshochschulen und Bildungsstätten digitale Angebote auch zukünftig als wichtigen Teil ihres Bildungsauftrags. "Das steht in Einklang mit den Ergebnissen einer Marktforschungsstudie, die wir zu Jahresbeginn durchgeführt haben. Vor allem jüngere Erwachsene sind demzufolge sehr an flexibleren Kursen interessiert. In hybriden Seminaren könnten Teilnehmende künftig Kurse in der Volkshochschule zumindest zeitweise virtuell wahrnehmen", erläutert Karsten Schneider. Investitionen in die nötige Ausstattung ermöglichte in den letzten Monaten eine Landesförderung zugunsten der Digitalisierung von Kultur und Erwachsenenbildung.

Volkshochschulen und Bildungsstätten digitale Angebote auch zukünftig als wichtigen Teil ihres Bildungsauftrags.

Volkshochschulen und Bildungsstätten digitale Angebote auch zukünftig als wichtigen Teil ihres Bildungsauftrags.


Text-Nummer: 145639   Autor: VHS SH   vom 19.06.2021 um 13.16 Uhr

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