Gedenkfeier der Deutschen aus Russland

Lübeck - St. Gertrud: Archiv - 20.06.2021, 10.06 Uhr: Gleichzeitig mit dem Weltflüchtlingstag wurde in Deutschland der Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung am 20. Juni begangen. In einer emotionalen Veranstaltung erinnerte Egon Milbrod, Vorsitzender der Ortsgruppe der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, auf dem Lübecker Ehrenfriedhof an den Angriff Deutschlands auf die Sowjetunion vor 80 Jahren.

Wir veröffentlichen die Rede im Wortlaut:

()Am 22. Juni 1941, vor 80 Jahren, startete der Überfall auf die Sowjetunion. Damit wurde dieser Krieg, der mit dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 seinen blutigen Anfang nahm, endgültig zu einem Weltkrieg. Die Kriegsereignisse auf dem Gebiet der Sowjetunion brachten in vieler Hinsicht eine neue Dimension brutaler, unmenschlicher und inhumaner, ideologisch verzerrter Taten auf beiden Seiten hervor, die Millionen unschuldiger Opfer forderten. Ungezählt sind die Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung und gegen Menschen mit einem anderen, als dem ideologisch vorgegebenen, Lebensstil.

Insgesamt betrug die Zahl der Gesamtopfer des Zweiten Weltkriegs ca. 50 Millionen Personen weltweit. Die Hauptlast an Opfern trug die Sowjetunion mit ca. 27 Millionen Menschen. Damit kann davon ausgegangen werden, dass jeder zweite Kriegstote in diesem Weltkrieg einen sowjetischen Pass besaß. Insgesamt verlor die Sowjetunion nach vorsichtigen seriösen Schätzungen ca. 14 % ihrer Bevölkerung im 2. Weltkrieg und damit sehr viel mehr als der prozentuale Anteil der Kriegstoten in der deutschen Bevölkerung (9%). Wer zählt die Opfer, nennt die Namen? Wie viele Schicksale verbergen sich hinter diesen Zahlen? Wie groß sind die Leiden der Hinterbliebenen und der Versehrten?! In jedem Land Europas und weltweit trauern Mütter um ihre Söhne und Töchter, beklagen Familien den Verlust des Vaters, der Mutter oder anderer Angehöriger!

Zu diesen Zahlen kommen in der Sowjetunion noch viele weitere Opfer: Zwangsarbeiter, Repatriierte, im Holocaust ermordete sowjetische Juden und aus Kriegsgründen in stalinistische Lager Verschleppte, welche die Gesamtzahl der sowjetischen Kriegstoten nahezu verdoppelt. Es gibt kein Land auf der Erde, das in diesem Krieg prozentual oder zahlenmäßig mehr Opfer zu beklagen hätte als die Völker der Sowjetunion.

Die mit dem Überfall auf die Sowjetunion in das Unermessliche gesteigerte Grausamkeit wurde im Verlaufe des Krieges weiter nach Westen getragen und löste eine bis dahin nicht gekannte Flucht- und Vertreibungswelle aus. Auch nach der offiziellen Beendigung des Krieges hatten Millionen von Menschen noch unter den ideologisch motivierten Repressionen als Kriegsgefangene oder Zivilisten zu leiden und mussten ihr Leben lassen.

Am Weltflüchtlingstag und am Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung erinnerte die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland an die Schrecken des Krieges und gedachte der Vertreibung und Verfolgung. Die Deutschen aus Russland erinnern, dass sie zu der Volksgruppe gehören, die in der Sowjetunion überdurchschnittlich verfolgt wurde, gelitten hat und unmenschlichen Repressalien ausgesetzt war. Sie waren nach Russland gekommen als willkommene Gäste und waren in Russland Jahrhunderte lang geachtet und assimiliert. Dieser Weltkrieg führte zu einer Zäsur im Deutsch-Russischen Verhältnis, die bis heute nachwirkt.

Die Deutschen aus Russland bekennen sich zum deutschen Staat und zu einem Recht auf Heimat. Getreu der Charta der Heimatvertriebenen von 1953 verzichten die Deutschen aus Russland auf Rache und Vergeltung. Gott hat die Menschen in ihre Heimat hineingestellt, wir haben unsere Heimat verloren. Wir sind zurück gekehrt in das Land unserer Vorväter und haben hier unsere neue Heimat gefunden.(")

Egon Milbrod ist Vorsitzender der Ortsgruppe der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland.

Egon Milbrod ist Vorsitzender der Ortsgruppe der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland.


Text-Nummer: 145661   Autor: PM/red.   vom 20.06.2021 um 10.06 Uhr

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