SPD-Chef Norbert Walter-Borjans besuchte Uni Lübeck

Lübeck: Archiv - 22.07.2021, 17.38 Uhr: Der SPD-Parteivorsitzende Norbert Walter-Borjans informierte sich am Donnerstag, 22. Juli, bei einem Besuch auf dem Lübecker Campus über die neusten Forschungsarbeiten aus den Bereichen Künstliche Intelligenz (KI) und Medizin.

Die Universität zu Lübeck und das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Lübeck, haben sich in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Projekten und Aktivitäten zu einem norddeutschen Mittelpunkt für„Künstliche Intelligenz und Medizin" etabliert, dessen Kräfte im Zentrum für Künstliche Intelligenz Lübeck (ZKIL) gebündelt werden. Höhepunkte dieser bisherigen Aktivitäten stellen dabei die Gründung einer norddeutschen Außenstelle des Deutschen Zentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) und das neue Fraunhofer Institut für Individualisierte und Zellbasierte Medizintechnik (IMTE) dar.

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In ihrem Grußwort betonte die Präsidentin der Universität zu Lübeck, Prof. Dr. Gabriele Gillessen-Kaesbach, die exzellente Entwicklung des Standorts Lübeck und die damit verknüpften Ambitionen der Universität: „Die Corona-Pandemie hat uns die immense Bedeutung von Digitalisierung und Informatik als Schlüsseldisziplin gezeigt. In den letzten Jahren sind die Informatik und die Medizin auf dem Campus durch die erfolgreiche Einwerbung von Anträgen zum Thema „KI und Medizin“ eng zusammengewachsen, was nicht zuletzt durch die Außenstelle des DFKI am Standort dokumentiert wird. Die Universität zu Lübeck hat den Anspruch das„KI-Zentrum“ des Nordens zu werden.“

Prof. Dr. Thomas Martinetz, Sprecher des ZKIL, ergänzte: „Unser Zentrum für Künstliche Intelligenz Lübeck mit 34 Instituten und Kliniken aus Informatik und Medizin bietet eine bundesweit einmalige Möglichkeit, KI und Medizin zusammen zu bringen. Das hat auch das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz erkannt und ist nun mit ihrem neuen Lübecker DFKI-Standort ein wichtiger Partner.“

Von den Lübecker DFKI-Aktivitäten konnten sich Norbert Walter-Borjans und der Lübecker SPD- Bundestagskandidat Tim Klüssendorf direkt auf der ersten Station ihrer Besichtigungstour überzeugen. Prof. Dr. Alfred Mertins, Direktor des Instituts für Signalverarbeitung und Leiter des DFKI-Forschungsbereichs für „Künstliche Intelligenz in der biomedizinischen Signalverarbeitung“, erläuterte das Prinzip und die Vielfalt bei der Verarbeitung von Biosignalen. Der Doktorand Philipp Koch erklärte dies am Beispiel einer Handgestensteuerung. Dabei werden unterschiedliche Signale am Unterarm gemessen und mittels KI ausgewertet, um auf die Handbewegung eines Probanden zu schließen. Handamputierte profitieren davon, indem sie durch KI ihre Handprothese besser steuern können. Mehr als 50 unterscheidbare Handbewegungen sind so möglich.

Prof. Dr. Heinz Handels, Direktor des Institut für Medizinische Informatik und Leiter des DFKI- Forschungsbereichs „Künstliche Intelligenz in der medizinischen Bildverarbeitung“, sowie Prof. Dr. Ralf Möller, der sowohl das Institut für Informationssysteme als auch den DFKI-Forschungsbereich „Stochastische Relationale KI im Gesundheitswesen“ leitet, stellten weitere Bereiche vor. Ralf Möller und seine Doktorandin Mareike Stender demonstrierten, wie mit grafischen Modellen, die mit Wahrscheinlichkeiten arbeiten können, Aktivitäten auf der Basis von sEMG Signalen erkannt werden. sEMG bezeichnet das Verfahren der Oberflächen-Elektromyographie (engl. surface Electromyography), welche mittels Elektroden die Messung von elektrischen Signalen ermöglicht. Somit lässt sich feststellen, ob ein Muskel angespannt oder locker ist beziehungsweise aktiv oder inaktiv. Diese Erkennung ist eine essentielle Grundlage für die Entwicklung einer innovativen Prothesensteuerung, welche ein enormes Potential hat, um Menschen mit einer entsprechenden körperlichen Beeinträchtigung im Alltag zu unterstützen. Personen mit einer Handprothese können somit Objekte einfach greifen und abstellen. Des Weiteren könnte durch so ein intelligentes System ein Mensch vor Überlastung seiner Muskeln gewarnt werden.

Medizinische Roboter sind heutzutage weltweit im klinischen Einsatz. Zahlreiche Anwendungen ergeben sich in der Onkologie, Chirurgie, Kardiologie oder Neurologie. Am Institut für Robotik und Kognitive Systeme wird in einem interdisziplinären Team intensiv an der medizinischen Robotik der Zukunft gearbeitet und Dr. Maria Henke vom Offenen Labor für Robotik und Bildgebung in Industrie und Medizin (OLRIM), nutzt gemeinsam mit Doktorand Jonas Osburg die Gelegenheit, den neusten Stand in der robotergeführten Ultraschallbildgebung zu demonstrieren. Dabei soll Künstliche Intelligenz auf zwei verschiedene Arten eingesetzt werden. Zum einen zur Erkennung und Verfolgung von bestimmten Strukturen in Ultraschallaufnahmen, um einen Ultraschallkopf automatisch zu führen. Zum anderen soll der Roboter sensomotorische Fähigkeiten erlernen, sodass ein Ultraschallkopf automatisch an einem Patienten positioniert werden kann. Dies schließt auch die Fähigkeit ein, Bewegungen eines Patienten zu kompensieren.

Von den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz in der Medizin konnten sich die SPD-Politiker auch auf der letzten Station ihrer Tour an der Klinik für Neurochirurgie des UKSH überzeugen. Dr. Matteo Mario Bonsanto demonstrierte die Idee eines intelligenten Operationsinstruments, eines sogenannten Ultraschallaspirators, und meint zum Projektvorhaben: "In einer neurochirurgischen Studie untersuchen wir gemeinsam mit unseren Projektpartnern vom Institut für Robotik und Kognitive Systeme und der Söring GmbH den Einsatz von KI zur Analyse regelungstechnischer Parameter eines Ultraschallaspirators. Dabei soll durch Künstliche Intelligenz das Erreichen von gesundem Gewebe erkannt werden, um dessen Beschädigung während einer Operation zu vermeiden.“ Wie stark der Praxisbezug dieses Projekts ist, zeigt, dass die entsprechende Studie bereits durch die Ethikkomission genehmigt ist. Dies schließt auch einwilligungsfähige Patienten über 18 Jahren mit diagnostizierten, supratentoriellen Hirntumoren (Gliome, Meningeome, Metastasen) ein. Gute Voraussetzungen, damit das Vorhaben erfolgreich umgesetzt werden kann und ein intelligenter Ultraschallaspirator zukünftig zum Standardinstrument für Neurochirurgen wird.

Abschließend resümierte der SPD-Parteivorsitzende Norbert Walter-Borjans zu seinem Besuch an der Universität zu Lübeck und deren Zentrum für Künstliche Intelligenz Lübeck: „Das Zentrum für Künstliche Intelligenz der Universität zu Lübeck ist ein Fortschritts-Motor für unsere Wirtschaft und unseren Alltag - in Lübeck und weit über diesen Standort hinaus. Mit dieser Spitzentechnologie können wir unser Leben ganz konkret verbessern und unsere Wettbewerbsfähigkeit erhalten. Wir wollen diese Chancen mit einer aktiven Industriepolitik fördern und zugleich dafür sorgen, dass sie den Unternehmen genauso wie den Beschäftigten und Benutzern zu Gute kommt. In einer immer enger vernetzten Welt ist KI der Schlüssel zur Zukunft. Klimaschutz, sichere Mobilität, nachhaltiger Wohlstand und zukunftssichere Arbeitsplätze setzen KI voraus - und, dass wir in Deutschland vorn mitspielen!“

Tim Klüssendorf betont final: „Die Universität zu Lübeck ist für unsere Stadt von herausragender Bedeutung. Sie ist unverzichtbare Innovationstreiberin und Impulsgeberin. Mit dem Zentrum für Künstliche Intelligenz und der damit verbundenen Zukunftsforschung insbesondere in den Bereichen der Medizin und Medizintechnik wird der gesamte Standort erheblich gestärkt. Unser Ziel ist, diese Entwicklung auch in den kommenden Jahren aktiv zu fördern und auf allen politischen Ebenen die bestmöglichen Rahmenbedingungen zu schaffen.“

Norbert Walter-Borjans mit einem Ultraschallroboter am Institut für Robotik und Kognitive Systeme der Universität zu Lübeck. Fotos: Liesa Johannssen-Koppitz / SPD

Norbert Walter-Borjans mit einem Ultraschallroboter am Institut für Robotik und Kognitive Systeme der Universität zu Lübeck. Fotos: Liesa Johannssen-Koppitz / SPD


Text-Nummer: 146251   Autor: Uni   vom 22.07.2021 um 17.38 Uhr

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