Halloween in der Taschenoper

Lübeck: Archiv - 25.01.2022, 16.29 Uhr: Margret Dürr und Julian Metzger, die Initiatoren der Taschenoper Lübeck und unermüdlichen Entdecker, lassen auch nach anderthalb TOL-Jahrzehnten kein bisschen nach: Ihre neueste Produktion, „Der Vampir“ nach Heinrich Marschner für junge Menschen ab zwölf Jahren, ist wieder lebendiges Musiktheater. Die Premiere im Theaterhaus, Königstraße 17, ließ das Publikum von der ersten bis zur letzten Minute mitgehen.

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Und es wurde mit einer Musik bekannt gemacht, die auch nach 200 Jahren ihren Reiz hat, weil der (heute fast vergessene) Romantiker Marschner ein Könner war und erkennbar gute Melodien geschrieben hat. Auch ist das Thema aktuell geblieben: Wo Marschner die von der Frankenstein-Mär angeregte Erlösung eines Außenseiters vertonte, kommt heute allerdings eine (zunächst harmlose) Halloween-Party ins Laufen Und auf der lassen sich Emmy und Edgar vom durchtriebenen Paar Lucy und Drake sozusagen behexen. Aber nach einer turbulenten Stunde finden sie sich im Happy-end.

Das Libretto hat Margret Dürr wieder mit dem Feeling fürs Neuzeitliche geschrieben und die Interaktion nicht vergessen: Lucy übt mit dem Publikum „Blut – Durst – Hexerei – Grusel“ auf dem Zuschauerrang ein. Das schafft Stimmung und noch mehr Action-Nähe zur kleinen Szene, die lediglich aus einer Badewanne mit Sargdeckel und einem multifunktionalen Duschgestell besteht : Katja Diegmann (Bühnenbild und irre Kostüme) hat mal wieder ihre Phantasie walten lassen – ebenso wie Sacha Mink, dessen Regie erneut den kenntnisreichen Szenenfeiler zeigt, der mit einem Minimum an Aufwand ein Maximum an Eindrücken schafft.

Ebenso kunstvoll hat Julian Metzger wieder eine große Opern- in eine Taschenopern-Partitur verwandelt. Er braucht nur ein einfühlsames Quartett von Könnern mit Flöte (Jayeon Kim), Posaune (Holger Bach), Cello (Anna Silke Reichwein) und Akkordeon (Dirk Rave): Schrill Halloween-maskiert, schafft es ein akustisches Spannungsfeld, in dem von Liebe bis Perfidie die Nuancen menschlicher Empfindungen vernehmbar werden.

Die vier Protagonisten singen und spielen diese grelle Party intensiv. Dabei ist Lucy das Bindeglied zwischen Aktiven und Betrachtern, hat in Franziska Buchner eine laszive, stimmlich imponierende Interpretin. Ihr Gegenteil ist die naive und Sopran-hellere Natalie Helgert als Lucy, die sich um ihren Edgar sorgt: Richard Neugebauer turnt flink und auch beweglich über die Szene. Qualitativ noch eins drauf setzt Lawrence Halksworth als Strippenzieher Drake, da merkt man die Lust am Ariosen und am Zähnezeigen. Auch die Duette und Ensembles bringen den jungen Besuchern nahe, was Musiktheater ist, und machen gewiss Lust auf die „große“ Oper. Nächste Vorstellungen: 25., 26., 29., 30. Januar und 5. Februar. Auskunft und Karten: www.taschenoper-luebeck.de

Die Premiere ist gelungen und macht auch jungen Zuschauern Lust auf das Musiktheater. Fotos: Olaf Malzahn

Die Premiere ist gelungen und macht auch jungen Zuschauern Lust auf das Musiktheater. Fotos: Olaf Malzahn


Text-Nummer: 149606   Autor: Güz.   vom 25.01.2022 um 16.29 Uhr

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