Kita-Streik: Elternvertretung weiterhin solidarisch

Schleswig-Holstein: Archiv - 11.05.2022, 11.15 Uhr: Am Anfang stand die Frage: Wie viele KiTa-Kinder sind in Schleswig-Holstein von der nächsten Warnstreik-Welle betroffen? Die Landeselternvertretung (LEV) hat alle Elternvertreter Schleswig-Holsteins kontaktiert und erfahren, dass circa 24 Stunden vor Streik-Beginn ein gutes Zehntel darüber informiert wurde, dass auch die KiTa-Fachkräfte ihrer Kinder sich am Streik beteiligen werden. Doch wer nun denke, dass alle weiteren Eltern entspannt aufatmen könnten, denke zu kurz.

Für alle verbleibenden KiTa-Kinder ohne Ankündigung eines Ausfalls sei die gesicherte Kindertagesbetreuung ebenfalls infrage gestellt, denn trotz des gesetzlichen Anspruchs des Kindes auf einen bedarfsgerechten KiTa-Platz, sei natürlich auch jede KiTa-Fachkraft berechtigt, den Arbeitskampf in Form des Streikrechts zu beschreiten – angekündigt oder unvorhersehbar. Ein Konfliktfeld, das sich lösen könnte, wenn auch KiTa-Fachkräfte verbeamtet wären.

(")Die Schule wird selbstverständlich als Bildungssystem wahrgenommen. Auch die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung ist für die LEV selbstsprechend ein Bestandteil des Bildungssystems, im Grunde genommen sogar ein ganz sensibles, geschlossenes Bildungssystem in sich("), reflektiert Sandra Moschell (Co-Vorsitzende der LEV). Von dem guten Zehntel der KiTa-Eltern, die bereits vorab über das Streikgeschehen in der KiTa ihrer Kinder informiert wurden, gehörten über Dreiviertel der KiTas einem kommunalen Träger an. Durch die zahlreichen Rückmeldungen der Elternvertreter sei auch eine Streikbewegung außerhalb der Ankündigung von ver.di zu erkennen. Die Folgerung aus den Umfrageergebnissen, dass nur ein Zehntel vom Streikgeschehen betroffen wäre, sei schlicht weg falsch.

(")Denn zu diesem Streik gehören Ursachen, die eine stabile Barriere zur chancengleichen Bildung, Betreuung und Erziehung forcieren("), so Sandra Moschell (Co-Vorsitzende LEV). (")Über das Problem, dass es in Schleswig-Holstein zu wenig KiTa-Plätze gibt, hinaus, hat Schleswig-Holstein flächendeckend zu wenig KiTa-Fachkräfte. Es sind zu wenig, um den gesetzlichen Ansprüchen gerecht zu werden – von der Einhaltung der Bildungsleitlinien, über die Umsetzung individueller Förderung bis hin zur einfachen Erfüllung des KiTa-Fachkraftschlüssels – es brennt in allen Ecken und bedarf einer konstruktiven Steuerung, zur Stabilisierung des KiTa-Systems, um das Feuer unter Kontrolle zu bringen,(") gibt Sandra Moschell weiter zu bedenken.

(")Es müssen brauchbare Lösungen her, nicht erst, wenn unsere Kinder wieder die Verlierer von Verhandlungsrunden sind(") findet Kerstin Hinsch (Co-Vorsitzende der Landeselternvertretung). Die Landeselternvertretung empfinde es als außerordentliche Stärke, dass trotz aller Widrigkeiten nahezu dreiviertel aller persönlich betroffenen Elternvertreter den Aufruf zum Streik, als Mittel der Fachkräfteoffensive, befürworten würden.

Die LEV weiter: (")Eltern bleiben die Fachexperten für ihre Kinder und nehmen wahr, wie sich der Abbau pädagogischer Qualität hin zur Verfestigung einer bloßen Aufbewahrung auf ihre Kinder auswirkt. KiTa-Eltern wollen, dass KiTa-Fachkräfte gesund bleiben, finanziell durch ausreichend Bezahlung gesichert sind und sich in ihrer pädagogischen Kompetenz voll entfalten können. Eine überlastete, kranke Fachkraft sowie ständige Fluktuationen können das, was die LEV sich unter Bildung, Betreuung und Erziehung in den KiTas Schleswig-Holsteins vorstellt, stark gefährden. Hier und jetzt, wo die Solidarität infrage stehen könnte, weil nahezu jede Familie sich in den vergangenen beiden Jahren immer wieder mit Notlösungen über Wasser halten musste, beteuert die LEV weiterhin Beistand und Verständnis für die Interessen der KiTa-Fachkräfte, denn sie sind es, die neben uns Eltern stark für unsere Kinder sind(").

Die LEV sehe eine hinreichend vergütete Ausbildung, ausreichend Arbeitszeit für Vor- und Nachbereitungen, um zum Beispiel die sehr wichtigen Entwicklungsgespräche regelmäßig führen zu können und die optionale, ständige Weiterqualifizierung als beispielhafte Faktoren, die sich rasch verbessern müssten. Abschließend möchte die LEV an alle KiTa-Fachkräfte, wie auch an ver.di, GEW, Verwaltungen und Politik appellieren, eng mit den Eltern zusammenzuarbeiten.

(")Die Auswirkungen eines Streiks können durch vorherige, rechtzeitige Transparenz gedämpft werden, wenngleich ein Streik immer zu vernachlässigten KiTa-Kindern, umgeplanten Tagen, Vertrösten der Arbeitgeber, Verdienstausfällen der Eltern oder anderer Betreuungspersonen sowie zu Frust, Enttäuschung und Wut führen kann. Familien sollten nur die Kindertagesbetreuung bezahlen müssen, die den KiTa-Kindern auch tatsächlich angeboten wird. Eine Notbetreuung sollte, trotz aller Widrigkeiten, jederzeit verfügbar sein. Das Ausmaß des Streiks darf niemals Ursache für die Gefährdung der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung unserer KiTa-Kinder werden. Fachkräftemangel ist keine höhere Gewalt, sondern ein riesiges Problem, was es schnellstmöglich zu lösen gilt(") so die LEV.

Die sehr tief empfundene Solidarität mit den Bildungs- und Erziehungspartnern lasse die LEV fest hinter den KiTa-Fachkräften stehen, gleichwohl würde aber auch die Hoffnung auf ein schnelles Ende des Streikgeschehens und auf eine nachhaltige Entspannung der Lage bestehen.

Die Landeselternvertretung befürchtet, dass der Warnstreik mehr Eltern betreffen wird, als offiziell angekündigt wurde. Foto: JW/Archiv

Die Landeselternvertretung befürchtet, dass der Warnstreik mehr Eltern betreffen wird, als offiziell angekündigt wurde. Foto: JW/Archiv


Text-Nummer: 151610   Autor: LEV SH/Red.   vom 11.05.2022 um 11.15 Uhr

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