Große Pläne für Lübecks Öffentlichen Nahverkehr
Lübeck: Archiv - 23.08.2022, 16.44 Uhr: Mit der Abschaffung der Preisstufe 3 fand bereits eine erste Veränderung in Lübecks Busnetz statt. An vielen Stellen müsse allerdings noch nachgebessert werden, befand der Bauausschuss. Außerdem wurde der neue "Regionaler Nahverkehrsplan" (RNVP) für 2025 vorgestellt, welcher eine weitere Verbesserung für Lübecks Nahverkehrssituation plant.Im gesamten Lübecker Stadtgebiet soll man nun mit Preisstufe 2 an sein Ziel kommen. Jetzt zeigt sich jedoch, dass diese Neuerung nicht ganz zu Ende gedacht wurde. In einem Antrag kritisierten der Bauausschuss-Vorsitzende Christopher Lötsch (CDU) und Ulrich Pluschkell (SPD) die Tatsache, dass nicht alle Haltestellen im Stadtgebiet tatsächlich zur neuen Zone 2 gehörten. So würden beispielsweise Haltestellen in Steinrade zu Stockelsdorf gezählt, obwohl sie noch zu Lübeck und damit Zone 6000 gehören müssten. Das sei darin begründet, dass die Zone 6000 des Stadtverkehrs nicht deckungsgleich mit dem Stadtgebiet Lübecks sei, was man nun erst bemerkt habe.
Es sei außerdem unsinnig, dass man als Lübecker, wenn man beispielsweise von der Altstadt (Zone 2) zu IKEA (auch Zone 2) fahren möchte, trotzdem für Zone 3 bezahlen muss. Die Begründung ist in diesem Fall, dass man durch andere Landkreise fährt, um dort hinzugelangen, weshalb das Ticket für Preisstufe 3 gekauft werden muss. Diese Intransparenz sei nicht im Sinne der Bürger und könnte viele Menschen davon abhalten, den ÖPNV zu nutzen.
„Es geht nun darum, diese Komplikationen in der Umstellung zu korrigieren, denn eigentlich sollte die Maßnahme entlasten und vereinfachen. Es kann außerdem nicht sein, dass Lübecker Steuerzahler Nachbargemeinden auf diese Art subventionieren“, schloss sich Dr. Marek Lengen (SPD) der Kritik an. Denn das zentrale Problem im Tarifzonen-Chaos sei die fehlende Bereitschaft der umliegenden Gemeinden, ebenfalls bei der Abschaffung von Preisstufe 3 mitzumachen. Ostholsteiner Gemeinden wie Bad Schwartau und Stockelsdorf sowie Gemeinden in Lauenburg sprachen sich wegen der damit verbundenen Kosten teilweise entschieden gegen die Änderung aus, sodass ein weiteres Verhandeln schwierig sei. Nordwestmecklenburg zeige hingegen eine hohe Bereitschaft, Teil von Preisstufe 2 zu werden.
Geplant sei nun, noch einmal mit den umliegenden Gemeinden ins Gespräch zu kommen, aber auch perspektivisch von einem Lübeck-Nahverkehrstarif auf einen landesweiten Tarif umzustellen. Es würde allerdings noch einige Monate in Anspruch nehmen, bevor hier vorläufige Ergebnisse zu erwarten seien.
Insgesamt habe sich in den letzten 20 Jahren eine deutliche Verschlechterung des Lübecker Nahverkehrs beobachten lassen. Waren es zur Jahrtausendwende noch durchschnittlich 200 Fahrten pro Jahr und Person in Lübeck, sind es nun nur noch etwa 94 Fahrten. Der bundesweite Durchschnitt im ÖPNV liegt bei 157 Fahrten im Jahr. Außerdem seien die Mobilitätskosten im Vergleich zu anderen Städten in Lübeck sehr hoch, während die Auslastung mit 14,5 Prozent aber gering sei. Wegen der verhältnismäßig geringen Nachfrage gebe es mittlerweile auch eine reduzierte Taktung der Busse, sodass nur noch auf der Linie 5 ein 10-Minuten-Takt aufrechtzuerhalten sei.
Der 5. Regionale Nahverkehrsplan (RNVP), der auf der Sitzung des Bauausschusses am 22. August präsentiert wurde, verspricht viele Änderungen, um den Nahverkehr in Lübeck zu verbessern und damit der rückläufigen Tendenz der Nahverkehrsnutzung entgegenzuwirken. Seine Umsetzung soll 2025 erfolgen. Vorgesehen sind unter anderem eine häufigere und sinnvollere Taktung der bisherigen Linien, ein Ausbau von Schnellbusverbindungen und neue Fähren. Auf einen Antrag der Freien Wähler/GAL hin soll außerdem die Anbindung des ÖPNV in Lübecks ländlichen Regionen in die Planung mit einbezogen werden.
Die Ausarbeitung des neuen RNVP befinde sich noch in der Anfangsphase. Nach einer ersten Bestandsaufnahme ginge es nun darum, weitere Analysen durchzuführen, welche Maßnahmen, möglichst mit den vorhandenen Ressourcen, umsetzbar seien. Dabei sei auch die Meinung der Bürger wichtig, welche durch Lübeck:überMorgen und diverse Beiräte einfließen solle und auch jetzt schon eingeflossen sei.

Die Politik diskutiert den neuen Plan für den Öffentlichen Personennahverkehr.
Text-Nummer: 153488 Autor: Lisa Gerlach vom 23.08.2022 um 16.44 Uhr