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Jan Lindenau
Jan Lindenau

Neue Ausstellung zeigt Spuren von Afrika in Lübeck

Lübeck - Kücknitz: Archiv - 31.08.2022, 14.39 Uhr: Am Freitag, 2. September, eröffnet im Industriemuseum Herrenwyk die dritte und letzte Teilausstellung des Afrika-Zyklus der Lübecker Völkerkundesammlung. Nach zwei Ausstellungen zum Verhältnis von Mensch und Umwelt sowie zu Religionen geht es nun unter dem Titel „Afrika und Lübeck – eine Spurensuche“ um die historischen und heutigen Beziehungen Lübecks zu den Ländern, Menschen und Kulturen des Kontinents.

Hierbei werden ein zeitlicher Bogen vom kolonialen Sklavenhandel bis zu Lübecks heutiger Rolle als Fair Trade Stadt gespannt und historische Lübecker Aktivitäten in Afrika mit Stimmen aus der heutigen afrikanischen Community in der Stadt kontrastiert. Die Schau umfasst Kunstwerke aus dem Nachlass des Kieler Afrika-Sammlers Bernd Muhlack ebenso wie Exponate und Interviews, die vom heutigen afrikanischen Leben in Lübeck zeugen. Sie ist bis 29. Januar 2023 zu sehen.

Zwangsläufig liegt ein Schwerpunkt der Ausstellung auf dem Kolonialismus. So konfrontiert die Ausstellung die Besucher mit einem bisher verdrängten Kapitel der Lübecker Stadtgeschichte. In den vergangenen Jahren hat sich die Lübecker Völkerkundesammlung mit verschiedenen Partnern in der Stadt darum bemüht, Spuren der Lübecker Kolonialgeschichte zu suchen. Dabei zeigte sich, dass Menschen und Unternehmen aus der Hansestadt an buchstäblich allen Aspekten des Kolonialismus von der Missionierung, Erforschung, Eroberung, Verwaltung bis zur Ausbeutung, Versklavung und massenhaften Ermordung von Menschen in Afrika beteiligt waren. Gleichwohl gab es in Lübeck auch kritische Stimmen gegen Sklaverei oder Völkermord und es wurden damals die Fundamente der heutigen multikulturellen Stadtgesellschaft gelegt.

Ebenso gilt es anzuerkennen, dass die Menschen in Afrika nicht nur wehrlose Opfer europäischer Allmacht waren, sondern dass sie in ihrer Kunst und Kultur kreative Wege der Anpassung oder des Widerstands gegen die Einflüsse aus Europa fanden. Besonders deutlich wird dies an den Kunstwerken aus dem Nachlass des Kieler Afrika-Sammlers Bernd Muhlack (1937-2020), welche die Kreativität, die Vielfalt und Wandelbarkeit der afrikanischen Kunst in Vergangenheit und Gegenwart vor Augen führen. So werden in der Ausstellung sogenannte Colon-Figuren gezeigt, afrikanische Darstellungen von Europäern, die geradezu humorvoll die Kolonialherren parodieren.

Besondere Beachtung verdienen auch die Exponate und Interviews in der Ausstellung, die von dem heutigen afrikanischen Leben in Lübeck zeugen. Eigens für die Ausstellung befragte Bürger mit afrikanischem Migrationshintergrund berichten von ihren Wegen nach Lübeck, von Lieblingsorten und Integrationserfahrungen in der Stadt, aber auch von Rassismus und Diskriminierung.

Christian Rathmer, der neue Interimsleiter des Industriemuseums Herrenwyk, ist von dem Afrika-Projekt überzeugt. Als Historiker hat er sich bereits seit vielen Jahren auch mit den dunkleren Kapiteln der Lübecker Stadtgeschichte - insbesondere der Zeit des Nationalsozialismus - auseinandergesetzt und konnte dieses Wissen daher gleich aktiv in die Ausstellung mit einbringen. „Ich sehe viele Bezüge in dieser Ausstellung zu unserem Haus. Die Lübecker Kolonialgeschichte ist ganz wesentlich auch eine Industriegeschichte. Denken wir nur an die große Bedeutung des Handels mit Kolonialwaren für die Lübecker Wirtschaft im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Oder an die Konservenindustrie. Haltbare Nahrung, wie sie die Lübecker Fabriken produzierten, war eine wichtige Grundlage für die Armeen und Forschungsexpeditionen, die Afrika kolonisiert haben. In unserem Museum berichten wir zudem über Zwangsarbeit während des Zweiten Weltkriegs und die Geflüchteten am Ende des Krieges. Durchaus ähnliche Erfahren haben auch die Menschen in Afrika gemacht. So finde ich es interessant, diese Aspekte in unserem Begleitprogramm mit verbindenden Führungen und Veranstaltungen zu vergleichen.“

Vernissage

Die Ausstellung „Afrika und Lübeck – eine Spurensuche“ wird am Freitag, 2. September, um 17 Uhr im Industriemuseum Herrenwyk eröffnet. Der Leiter der Völkerkundesammlung und Ausstellungskurator Dr. Lars Frühsorge sowie der Interimsleiter des Industriemuseums Christian Rathmer begrüßen und geben eine Einführung in die Ausstellung. Bei afrikanischem und lübeckischem Wein kann Violinenklängen von Paul Van Zuilenburg aus Südafrika, Student an der Musikhochschule Lübeck, gelauscht werden. Die Teilnahme beträgt 4 Euro, ermäßigt 3 Euro, für Kinder und Jugendliche von 6 bis 15 Jahren 2 Euro.

Die Ausstellung wird am Freitag eröffnet. Foto: JW

Die Ausstellung wird am Freitag eröffnet. Foto: JW


Text-Nummer: 153625   Autor: Museen/red.   vom 31.08.2022 um 14.39 Uhr

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