Travemünde hat Probleme mit Tagesgästen
Lübeck - Travemünde: Archiv - 13.09.2022, 10.36 Uhr: Wenn es um Probleme mit Tagesgästen geht, wird meist von der Liegewiese "Grünstrand" am Ende der Travemünder Promenade gesprochen. Über Rauchschwaden der Grills, über Müll und wildes Zelten. Doch auch an anderen Stellen im inneren Kurgebiet wird die Kritik lauter, wie einige Interviews zeigen, die Rolf Fechner von "Radio Travemünde" mit Betroffenen führte.Ganz in der Nähe des Strandbahnhofes etwa befindet sich die Galerie von Künstlerin Ninette Mathiessen. Wenn sie Tagesgäste darauf hinweist, dass diese nicht auf ihrem Geschäftsgrundstück parken dürfen, wird sie beschimpft: „Von Schlampe über Nazi bis F… habe ich mir schon alles anhören dürfen“, erzählt die Travemünderin. Auch von anderen Einheimischen sowie Urlauberinnen habe sie von solcher „Respektlosigkeit seitens der männlichen Tagesgäste“ gehört. Weitere Beschwerden würden das Zuparken von Straßen und Einfahrten betreffen. Die meisten Beschwerden würden aber die Rauchschwaden der Grills betreffen.
Vom Grillen erzählt auch Carsten Abbe, Hotelier aus der Kaiserallee. Das qualmende Freizeitvergnügen findet Abbe zufolge nicht mehr nur am Grünstrand statt, sondern überall im Seebad: „Im Godewindpark, im Brügmanngarten, auf der Eselswiese, im Zippelpark“, zählt der Hotelier auf. Er hält das auch für gefährlich und verweist auf den trockenen Sommer. Weiter berichtet Abbe von Problemen mit Falschparkern: „Wir kommen teilweise nicht mehr auf unsere Grundstücke rauf und runter. Ebenso unsere Gäste“, sagt er im Radio. Er verweist auf die Tourismusstrategie. Zu ihm kämen Menschen, die eigentlich entspannen wollten. „Die sind genau vor dem geflüchtet was sie hier vorfinden“, sagt der Hotelier. Und zitiert Aussagen seiner Gäste wie folgt: Travemünde sei schön und man komme gern ins Hotel, „aber nächstes Jahr kommen wir nicht mehr, weil es so ist wie es ist.“ Das werde dann schon existenzbedrohend für Vermieter, Gastronomie und Einzelhandel. Auch im Kreise der Kollegen sei darüber bereits gesprochen worden. Als Maßnahmen schlägt Carsten Abbe das Abschleppen der Falschparker über Wochen hinweg vor sowie ein „konsequentes Grillverbot in allen öffentlichen Anlagen“ vor.
Rauchschwaden der Grills am Grünstrand (August 2022). Foto: H. Normann.
Kein Parkproblem, sondern ein Vandalismus- und Müllproblem hat Henning Schumann, der am Rande des Veranstaltungszentrums Brügmanngarten eine Shuffleboard-Anlage betreibt. Die Bahnen der Freizeitanlage liegen im Schatten unter Bäumen und werden an heißen Tagen gern als Sitzplatz genutzt. Wobei Schumann versteht, dass die Menschen Schatten suchen. „Aber wirklich unser Problem über die gesamte Saison war permanente Zerstörung unseres Zauns. Hauptsächlich eben durch Familien die dort mit Kindern saßen.“ Die Kinder hätten die Zäune als Schaukel oder zum Klettern benutzt. „Wir haben jedes Wochenende abgebrochene Zaunpfähle gehabt. Wir haben jedes Wochenende abgerissenes Tauwerk gehabt“, berichtet Henning Schumann. Schließlich hätte man den Zaun abbauen müssen und ein „Betreten verboten“-Schild aufgestellt. „Dann saßen die Leute um das Schild rum“. Die Kinder seien auf den Bahnen mit Tretrollern gefahren und hätten dabei den Kunststoff zerkratzt. „Und, was eigentlich am schlimmsten war, dass permanent von den dort lagernden Menschen der Müll dort liegen gelassen wurde“, berichtet der Unternehmer. „Wir haben gebrauchte Windeln unter den Bahnen, Damenbinden unter den Bahnen.“ Das sei für das Team, das saubergemacht habe, sehr unangenehm gewesen.
Eigentlich hätten die Sorgen der Tourismuswirtschaft bereits am 7. September im Travemünder Ortsrat öffentlich besprochen werden sollen. Doch die Sitzung wurde abgesagt, "da die potenziellen Gäste aus der Bürgerschaft und der Verwaltung der Hansestadt Lübeck sowie des Kurbetriebs Travemünde (KBT) sämtlich wegen anderer Termine absagten", heißt es dazu auf der Internetseite des Ortsrates.
Die kompletten Interviews werden im Rahmen des "Travemünder Journal" am Dienstag, dem 13. September 2022, ab 17 Uhr im Offenen Kanal Lübeck auf 98,8MHz sowie als Livestream unter www.oksh.de ausgestrahlt.
Manchmal trifft das wilde Parken auch die Verwaltung selbst, wie diese "freundliche" Ermahnung des Kurbetriebs an einem kurz vor dem Hundestrand abgestellten Kfz zeigt. Fotos: Helge Normann.
Text-Nummer: 153850 Autor: H. Normann vom 13.09.2022 um 10.36 Uhr