Große Übung im Lübecker Herrentunnel
Lübeck: Archiv - 05.11.2022, 10.33 Uhr: „Feuer im Herrentunnel nach Verkehrsunfall, mehrere Verletzte, unklare Lage“. So lautete die Alarmierung für die rund 45 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst am Freitagabend. Aus verschiedenen Richtungen machten sich die Blaulichtfahrzeuge von ihren Standorten aus auf den Weg zum Herrentunnel, um dort Hilfe zu leisten.Am Unfallort angekommen galt es, eingeklemmte Personen aus ihren Fahrzeugen zu befreien, die Patienten medizinisch zu versorgen und einen Fahrzeugbrand in einem Tunnel zu löschen. Zum Glück war dies nur eine Einsatzübung unter möglichst realistischen Bedingungen.
Eine Übung dieser Art sieht die Richtlinie für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunneln (RABT) für Tunnelbauwerke ab einer Länge von 400 Metern in regelmäßigen Abständen vor, damit die Betriebssicherheit für die Nutzer weiterhin gewährleistet ist. Ziel der Übung ist es, die Zusammenarbeit zwischen dem Betreiber und der Berufsfeuerwehr, den Freiwilligen Feuerwehren, den Hilfsorganisationen und den Behörden im Rahmen der Gefahrenabwehr zu trainieren.
„Der Einsatz wurde innerhalb von rund 90 Minuten erfolgreich abgearbeitet und die bestehenden Einsatzkonzepte konnten validiert werden. Auch das Zusammenspiel mit allen beteiligten Hilfsorganisationen, Behörden und dem Tunnelbetreiber wurde hier erneut überprüft. Wir haben mehrere Übungsbeobachter aufgestellt. So ist es uns nun im Nachgang möglich, etwaige Anpassungsbedarfe unserer Konzepte zu erkennen und anschließend im Rahmen einer Überarbeitung umzusetzen“ so Kai Tabbert, Übungsleiter der Berufsfeuerwehr und zuständig für die Einsatzplanung bei der Feuerwehr Lübeck. „Jetzt, am Übungsende, möchte ich mich noch einmal bei allen Mitwirkenden und Helfern recht herzlich für die Unterstützung bedanken“, sagt Sven Brüning, Geschäftsführer des Herrentunnel Lübeck.
Am Freitagabend wurde zunächst nur die Südröhre für den Verkehr gesperrt. Ab 20 Uhr war dann für circa zwei Stunden der gesamte Tunnel nur noch für Einsatzfahrzeuge passierbar. Dies auch aus gutem Grund, wie Tabbert erläutert: „Bei größeren Schadensereignissen erfolgt auch im Realfall die Vollsperrung des Tunnels. Sinn einer Übung ist es ja, das Szenario so realitätsnah wie möglich zu gestalten, um das bestehende Einsatzkonzept für den Herrentunnel zu testen und die eingesetzten Kräfte zu fordern.“ In enger Abstimmung zwischen der Betreiberfirma sowie der Feuerwehr und der Polizei konnte die Übung erfolgreich absolviert werden, sodass ab circa 23 Uhr wieder beide Tunnelröhren für den Verkehr freigegeben waren.
Für den Gefahrenfall sind speziell auf den Herrentunnel abgestimmte Handlungsabläufe für unterschiedliche Notfälle mit den Einsatzdiensten festgelegt. Die RABT sieht vor, dass diese Handlungsabläufe regelmäßig unter möglichst realistischen Bedingungen geübt werden. Ende 2018 fand als letzte Übung eine Anfahrtsübung der Feuerwehr Lübeck statt. Dabei wurde die Anfahrt der Einsatzkräfte zu beiden Tunnelportalen und des Einsatzleitdienstes zur Tunnelleitwarte, die Lageerkundung des Einsatzleitdienstes im Tunnelleitstand sowie die Einsatz-Taktik hinsichtlich Angriffsweg, Entrauchung, Kräfteansatz, Wasserversorgung und Evakuierung geübt.
Neben den Vollübungen sind gemäß RABT ebenfalls regelmäßig Teilübungen durchzuführen. Sie dienen hauptsächlich zur Überprüfung der Kommunikationswege, zur Übung der Anfahrtswege und der Nutzung der Sicherheitsausstattung. Darüber hinaus werden die Betriebs- und Sicherheitseinrichtungen des Herrentunnels zweimal im Jahr über eine Woche lang nachts unter Sperrung jeweils einer Tunnelröhre gewartet und gereinigt. Diese Wartungswoche wird in der Regel von Einsatzkräften genutzt, um ihre Kenntnisse über die Örtlichkeiten aufzufrischen beziehungsweise neue Mitarbeiter mit dem Herrentunnel vertraut zu machen.
Unfall im Tunnel – Das ist zu tun!
Es zeigt sich immer wieder, dass die genaue Ortung eines Ereignisses im Tunnel und damit die Einleitung von Hilfsmaßnahmen am schnellsten möglich ist, wenn die Tunnelnutzer die Meldeeinrichtungen in den Notrufnischen benutzen und nicht ihr Mobiltelefon. Notrufe über Mobiltelefone erschweren die Standortbestimmung und verzögern gefahrenabwehrende Maßnahmen. Von den Notrufnischen aus existiert eine direkte Sprechverbindung zur ständig besetzten Tunnelleitwarte. Gleichzeitig wird die diesem Bereich zugeordnete Videokamera auf die Monitore der Tunnelleitwarte geschaltet und so Sichtkontakt hergestellt. Außerdem kann in der Notrufnische über einen Handmelder Feueralarm ausgelöst werden. Die Tunnelleitwarte veranlasst die weiteren Maßnahmen.

Die Lage am Freitagabend im Herrentunnel: Auto gerät unter Lkw, Fahrzeug beginnt zu brennen, Personen im Wrack eingeklemmt. Fotos: HL
Text-Nummer: 154810 Autor: Presseamt Lübeck/red. vom 05.11.2022 um 10.33 Uhr