Vier Jahre Joint Innovation Lab: Projekteinblicke mit Minister Dirk Schrödter

Lübeck - St. Jürgen: Archiv - 21.11.2022, 11.50 Uhr: In Krisenzeiten stehen auch öffentliche Verwaltungen zusätzlich unter Druck. Das hat bereits die Corona-Pandemie in vielfältiger Hinsicht gezeigt. Aktuell führt die Energiekrise etwa zu mehr Anträgen für Sozialleistungen und der Notwendigkeit, die Auswirkungen der extrem gestiegenen Energiekosten in die öffentlichen Haushalte einzuplanen. Innovative, digitale Lösungen sind gefragt, um Prozesse zu erleichtern, sie zu beschleunigen und die Leistungsfähigkeit der Verwaltung zu erhöhen.

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Matthias Kohlhardt, Prof. Moreeen Heine, Minister Dirk Schrödter und André Gode im Lübecker JIL. Fotos: Fotos Vivian Upmann / Universität zu Lübeck

Dirk Schrödter, Digitalisierungsminister und Chef der Staatskanzlei Schleswig-Holstein, besuchte anlässlich des vierjährigen Jubiläums das Joint eGov and Open Data Innovation Lab (JIL) in Lübeck. Er machte sich vor Ort ein Bild über aktuelle und abgeschlossene Projekte, die Verwaltungen in Krisenzeiten stärken können. Das JIL, getragen vom Land Schleswig-Holstein, der Universität zu Lübeck und der MACH AG, bietet Raum für die gemeinsame Gestaltung der digitalen Transformation des öffentlichen Sektors – in und für Schleswig-Holstein.

Dirk Schrödter diskutierte mit Praxispartnern des Joint Innovation Labs über Handlungsfelder, die Verwaltungen mit Blick in die Zukunft heute angehen müssen – dazu zählen u. a. die Themen Standards und Skalierbarkeit sowie Nachnutzbarkeit. Das JIL bildet dafür den Treffpunkt zum richtungsweisenden Austausch und zur Entwicklung konkreter, erlebbarer Lösungen. Die Diskussion fand auf Basis zuvor erarbeiteter Ergebnisse eines Workshops statt, bei dem am Vormittag kreative Brainstorming-Methoden zum Einsatz kamen.

„Eine starke und schnelle Verwaltung braucht digitale Innovationen, um Anwendungen für die Bürgerinnen und Bürger auszubauen und zu vereinfachen sowie interne Abläufe effizienter zu gestalten. Um dies zu erreichen, ist das Joint Innovation Lab ein Raum, der dank seiner Träger kreatives Denken ermöglicht. Wir wollen digitale Vorreiterregion werden. Dafür braucht es Digitalisierungslabore wie das JIL, welches Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung zusammenbringt. Auch der heutige Tag hat wieder gezeigt, was hier für wichtige Ergebnisse bereits erzielt worden sind und wohin der Weg in die Zukunft geht“, sagte Dirk Schrödter nach dem Besuch sowie der Diskussion der erzielten Workshop-Ergebnisse.

Zu den Teilnehmenden gehörte u. a. Jan Lindenau, Bürgermeister der Hansestadt Lübeck. Er sagte: „Herausforderungen und neue, digitale Lösungen gemeinsam anzugehen, ist der Schlüssel für eine zügige Umsetzung von Online-Dienstleistungen in der öffentlichen Verwaltung. Nicht jede Kommune muss digitale Innovationen allein entwickeln. Praxiswissen aus dem Verwaltungsalltag mit neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen aus Forschung und Entwicklung zu kombinieren, bringt uns schneller ans Ziel. Das JIL ist dafür genau der richtige Ort.“

Künstliche Intelligenz und Automatisierung sind inhaltliche Schwerpunkte

Dr. Moreen Heine, Professorin für E-Government und Open Data Ecosystems am Institut für Multimediale und Interaktive Systeme der Universität zu Lübeck, und André Gode, Innovation Architect bei der MACH AG, leiten gemeinsam das Joint Innovation Lab. Sie gaben einen Einblick in die vielfältigen Aktivitäten des JILs, die von Forschung über Entwicklung und Beratung bis hin zu Weiterbildung und Netzwerkpflege reichen. Zu den inhaltlichen Schwerpunkten des Joint Innovation Labs zählten in den letzten vier Jahren vor allem die Themen Künstliche Intelligenz und Automatisierung von Aufgaben in Verwaltungen.

In verschiedenen Projekten erarbeiteten interdisziplinäre Teams zuletzt u. a. Grundlagenwissen für Verwaltungen im Bereich Künstlicher Intelligenz und verprobten mögliche Einsatzgebiete im Verwaltungskontext. Moreen Heine und André Gode erläuterten, dass KI-Systeme z. B. Abweichungen in Zahlenkolonnen innerhalb der Haushaltsaufstellung einer öffentlichen Einrichtung markieren können, um so Inkonsistenzen und mögliche Fehler leichter auffindbar zu machen. In einem anderen Projekt wurde untersucht, wie humanoide Roboter im Kontakt mit Antragstellerinnen und Antragsstellern eingesetzt werden können.

Starke Vernetzung von Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung

„Der disziplinübergreifende Austausch bei der Verwaltungsdigitalisierung und die enge Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung sind in hochdynamischen Zeitenwie wir sie aktuell erleben, immens wichtig. Die Erschließung der Themenfelder Künstliche Intelligenz und Automatisierung für die öffentliche Verwaltung sind von besonderer Bedeutung“, weiß Matthias Kohlhardt, Vorstandsvorsitzender der MACH AG, aus der täglichen Zusammenarbeit mit seinen Kunden im Public Sector. Er erklärt: „Verwaltungen müssen trotz zunehmend komplexer Aufgaben und steigenden Anforderungen mit immer weniger Personal leistungsfähig bleiben. Das Joint Innovation Lab liefert optimale Rahmenbedingungen, um praxisnah und effizient Lösungen zur Entlastung von Verwaltungsmitarbeiterinnen und Verwaltungsmitarbeitern zu entwickeln.“

„Ein vernetzter Staat wirft aber auch Fragen auf“, gaben die Leiter des Joint Innovation Labs zu bedenken. „Wer hat Zugriff auf persönliche Daten? Wie können wir die Mehrfacherfassung von Daten verhindern und gleichzeitig die Datenweitergabe transparent machen?“ Digitale Souveränität ist eine grundlegende Voraussetzung für vertrauensvolle Interaktionen mit dem Staat und Thema eines dreijährigen Forschungsprojektes.

Damit Verwaltungen in Krisenzeiten leistungsfähig bleiben, ist es zudem notwendig, den Katastrophenschutz weiterzuentwickeln. Das JIL befasste sich in diesem Kontext gemeinsam mit weiteren Partnern mit einem Projekt zur Weiterbildung im Katastrophenschutz sowie zur Verbesserung der Arbeit im Krisenstab. Das Projektteam untersuchte, wie der Einsatz von Augmented Reality dabei helfen kann, Überschwemmungen zu visualisieren. Die Erkenntnis: Mit dem eingesetzten Simulator lassen sich die notwendigen Schritte und Auswirkungen von Handlungen für den Ernstfall gut trainieren.

Das JIL als zentraler Baustein von Forschung und Transfer auf dem Gebiet der digitalen Verwaltung

Prof. Dr. Stefan Fischer, Vizepräsident für Transfer und Digitalisierung der Universität zu Lübeck, sagt: „Für die Universität zu Lübeck ist das Joint Innovation Lab und die damit verbundene Zusammenarbeit mit der Hansestadt Lübeck, den Verwaltungen in Schleswig-Holstein und der MACH AG der zentrale Baustein von Forschung und Transfer auf dem Gebiet der digitalen Verwaltung bzw. des eGovernments. Es bietet die ideale Plattform, die in der Forschung gefundenen Ansätze und Lösungen in die Praxis umzusetzen und zu erproben, um sie anschließend gemeinsam mit den Partnern zu optimieren. Wir freuen uns, dass das Konzept jetzt schon seit vier Jahren funktioniert und schauen gespannt auf viele weitere Jahre.“

Matthias Kohlhardt ergänzt: „Das Joint Innovation Lab hat sich in den letzten vier Jahren zu einem bedeutenden Wegbereiter von Zukunftsthemen für die öffentliche Verwaltung etabliert. Es ist wichtig, dass wir diese zukunftsweisende Zusammenarbeit fortsetzen, um die Themen, die den öffentlichen Sektor morgen beschäftigen werden, bereits heute in den Fokus zu rücken und gemeinsam passende Lösungen zu entwickeln.“

Hoher Besuch im JIL in Lübeck. Fotos Vivian Upmann / Universität zu Lübeck

Hoher Besuch im JIL in Lübeck. Fotos Vivian Upmann / Universität zu Lübeck


Text-Nummer: 155143   Autor: Vivian Upmann   vom 21.11.2022 um 11.50 Uhr

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