Der Wagen 2022/23 bringt Kultur-Einblicke
Lübeck: Archiv - 02.12.2022, 14.36 Uhr: Seit hundert Jahren gibt es „Der Wagen“, seit geraumer Zeit mit dem Untertitel „Lübecker Beiträge zur Kultur und Gesellschaft“: In dem von der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit herausgegebenen Buch gehen Autoren auf Spurensuche, machen Entdeckungen und halten Wichtiges fest. So auch in „Der Wagen 2022/23“, den „Gemeinnützige“-Direktorin Angelika Richter am Donnerstag vorstellte.Herausgeber ist zum achten Mal Dr. Manfred Eickhölter, der darauf angewiesen ist, was ihm zur Veröffentlichung angeboten wird. Denn ein Honorar gibt es dafür nicht: Auch diese Arbeit ist ehrenamtlich, also ebenso gemeinnützig wie so vieles in dieser traditionsreichen Institution (seit 1789) mit ihren vierzig Tochtergesellschaften. Erfreulicherweise haben fast alle Beiträge im „Wagen 2022/23“ wieder ein gutes bis sehr gutes Niveau, nur wenig ist provinziell.
Also bieten die diesmal 19 Beiträge wieder ein breites Panorama und beginnen hochaktuell mit dem Tagebuch von Klaus Brendle „Krieg in der Ukraine, ein Reflexionsversuch“. Marion Hinz findet zum 170. Geburtstag von Ida Boy-Ed Neues aus dem Leben der Schriftstellerin. Karsten Blöcker geht in „Thomas Mann und die Schokoladenprinzessin“ den spannenden Weg von der Literatur zur Konfiserie. Jan Zimmermann blättert das Leben des (auch Thomas Mann-)Buchgestalters Erich M. Simon auf.
Den klingenden Aspekt der Hansestadt behandeln ebenfalls drei Beiträge. Arndt Schnoor widmet sich der Musikabteilung der Stadtbibliothek, Günter Zschacke blickt auf die Ära von GMD Roman Brogli-Sacher (2001-2013), Svea Regine Feldhoff porträtiert das (Brahms-)Sammler-Ehepaar Renate und Kurt Hofmann.
Wie so oft nimmt die Kunst einen breiten Raum ein. Marlis Zahn und Heiko Jäckstein sind auf den Spuren des Malers Ernst Eitner und der Künstlerkolonie Gothmund. Neben Marlis Behms „Nachruf auf Peter Turpin“ steht die Einführung Antje Peters-Hirts zur 75-Jahr-Ausstellung der Gemeinschaft Lübecker Maler und Bildhauer. Karin Lubowski zieht ein Resümee der drei Afrika-Ausstellungen 2022 der Völkerkunde-Sammlung und macht auf das Depot-Defizit des St. Annen-Museums aufmerksam. Und Hörst Gädert schriewt op platt öwer olle Teknungen in „Beckergrube 16 – ein Geschenk vun de Possehl-Stiftung an de Bühnen der Hansestadt“.
In die Geschichte tauchen Antjekathrin Graßmann mit „Drei Handskelette – im Archiv als Seltenheit aufzubewahren“ und Michael Hundt, der sich „Lübecker Rechtsprechung und Krisenmanagement im 17. Jahrhundert“ vorgenommen hat.
Eickhölter hat in diesem sehr gut gedruckten und mit vielen Abbildungen versehenen Band auch wieder Gedichte aufgenommen, diesmal von Matthias Kröner, Erhard Teubert („Grinauer Elegien 2022“ mit Zeichnungen) und Peter Maria Rob, hiervon eines als Madrigal vertont von Carsten Borkowski (mit Noten).
„Der Wagen 2022/23“
Hrsg. Dr. Manfred Eickhölter. 248 Seiten, 149 Abbildungen.
Verlag Hansisches Verlagskontor Lübeck. 15 Euro

Der Wagen 2022/2023 ist ab sofort erhältlich.
Text-Nummer: 155406 Autor: r-e vom 02.12.2022 um 14.36 Uhr