UKSH informiert über Gehirnentzündungen
Lübeck: Archiv - 20.02.2023, 08.48 Uhr: Anlässlich des Welt-Enzephalitis-Tages am 22. Februar beteiligt sich das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) an der internationalen Aktion „Shine a light on Encephalitis“. Die Magistrale des UKSH-Hauptgebäudes in Lübeck wird an diesem Tag rot beleuchtet, um Aufmerksamkeit zu wecken für Gehirnentzündungen, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen betreffen können.Gleichzeitig geht eine neue Patienten-Website online, die über eine besondere Form der Gehirnentzündungen informiert – die autoimmune Enzephalitis (www.autoimmunenzephalitis-selbsthilfe.de). Mitgewirkt haben daran die Expertinnen und Experten für Neuroimmunologie im Institut für Klinische Chemie des UKSH. Das Team um PD Dr. Frank Leypoldt und Prof. Dr. Klaus-Peter Wandinger setzt sich hier für die Erforschung, verbesserte Diagnostik und Therapie dieser seltenen Erkrankung ein.
Die Enzephalitis ist eine Entzündung des Gehirns, die meist durch Viren oder Bakterien ausgelöst wird. In etwa zehn Prozent aller Fälle handelt es sich jedoch nicht um eine Infektion, sondern um eine Autoimmunerkrankung, bei der Antikörper des eigenen Immunsystems das Gehirn angreifen. Statistisch gesehen erkranken in einer Stadt von der Größe Lübecks jährlich etwa zwei bis vier Menschen daran. Entscheidend für eine erfolgreiche Therapie ist es, die Krankheit frühzeitig zu erkennen. Gerade das ist nicht leicht: „Wir gehen von einer hohen Zahl von nicht diagnostizierten Patientinnen und Patienten aus“, sagt PD Dr. Frank Leypoldt, der als Oberarzt am Campus Kiel die neuroimmunologische Ambulanz leitet. Denn die autoimmunen Gehirnerkrankungen seien selten und ihre Symptome auf den ersten Blick nicht immer von einer psychiatrischen Erkrankung zu unterscheiden. Die Betroffenen zeigen häufig Verhaltensauffälligkeiten und psychiatrische Symptome wie Depressionen, Wahnvorstellungen, Gedächtnisstörungen und Bewusstseinsminderungen. Auch Bewegungsstörungen und die Beeinträchtigung lebensnotwendiger Grundfunktionen des Körpers bis hin zum Kreislaufstillstand sind möglich.
Für Patienten mit Krankheitsbildern, die auf eine autoimmune Enzephalitis hindeuten, gibt es am UKSH neuroimmunologische Spezialsprechstunden. Hier werden die erforderliche hochspezialisierte Diagnostik und mögliche Therapien eingeleitet. „Die Antikörper, die die Gehirnentzündung auslösen, können mit modernen Laboranalysen nachgewiesen werden“, sagt Prof. Dr. Klaus-Peter Wandinger, stellvertretender Direktor des Instituts für Klinische Chemie. „Durch Medikamente und Blutwäsche gelingt es in den meisten Fällen, die Symptome zu reduzieren. Auch eine dauerhafte Heilung ist in vielen Fällen möglich, allerdings kann die Erholung Wochen bis Monate dauern.“
Um die Diagnostik und Therapie zu verbessern, haben Klaus-Peter Wandinger und Frank Leypoldt den Aufbau des bundesweiten Netzwerks GENERATE zur Erforschung autoimmuner Gehirnentzündungen vorangetrieben, das im Jahr 2013 gegründet wurde. Sie betreuen ein nationales Patientenregister, das am UKSH angesiedelt ist. Darin sind die klinischen Daten von bislang rund 1.400 Patientinnen und Patienten aus über 100 kooperierenden Kliniken für Forschungszwecke zusammengetragen worden. Neben der Erforschung genetischer Risikofaktoren ist das UKSH an der weltweit ersten klinischen Studie beteiligt, die eine neue Behandlungsoption bei schwerwiegenden autoimmunen Enzephalitiden prüft.

Das UKSH informiert ab Mittwoch mit einer Internetseite über Gehirnentzündungen. Foto: UKSH/Archiv
Text-Nummer: 156853 Autor: UKSH vom 20.02.2023 um 08.48 Uhr