Graduiertenkolleg für modernste Virologieforschung in Norddeutschland
Lübeck: Viren können uns Menschen nicht nur krank machen, sondern im schlimmsten Fall die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen ins Wanken bringen. Diese Lehre hat uns die Corona-Pandemie deutlich vor Augen geführt. Für künftige Pandemien muss insbesondere die Reaktionszeit für der Entwicklung antiviraler Medikamente und Impfstoffe gegen Virusinfektionen verbessert werden. Das benötigt eine optimale Ausbildung künftiger Virologen.Hierzu hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft nun ein neues Graduiertenkolleg "VISualization and imaging of virus InfectION (VISION)" bewilligt. Sprecher ist Professor Thomas Krey, Leiter des Instituts für Biochemie an der Universität zu Lübeck, der sich zusammen mit seinem Co-Sprecher und Mitantragssteller Professor Kay Grünewald von der Universität Hamburg in den nächsten Jahren der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses in modernsten Strukturanalyse- und Bildgebungsverfahren zur Bekämpfung viraler Infektionskrankheiten widmen wird.
Schwere Erkrankungen, die durch Viren verursacht werden, stellen eine ständige Bedrohung für die Gesellschaft dar, und die Entwicklung effizienter antiviraler Interventionsstrategien erfordert ein tiefgreifendes Verständnis der wesentlichen Prozesse innerhalb des viralen Lebenszyklus. Die virologische Grundlagenforschung mit bildgebenden und strukturanalytischen Verfahren stellt eine wichtige Basis für die Entwicklung antiviraler Maßnahmen dar und trägt zum Verständnis grundlegender molekularer Prinzipien bei, die während einer Virusinfektion ablaufen. Die jüngste virologische Forschung hat jedoch gezeigt, dass das Verständnis insbesondere auf die mechanistische Ebene ausgedehnt werden muss, um die Entwicklung wirksamer antiviraler Medikamente und Impfstoffe voranzutreiben.
Professor Thomas Krey, Leiter des Instituts für Biochemie an der Universität zu Lübeck und Sprecher des neuen Graduiertenkollegs (GRK) "VISualization and imaging of virus InfectION (VISION)" freut sich über die Bewilligungszusage der DFG. Gemeinsam mit Co-Sprecher und Mitantragsteller Professor Kay Grünewald vom Institut für Biochemie und Molekularbiologie der Universität Hamburg und weiteren Partnern aus dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, dem “European Molecular Biology Laboratory (EMBL)” Hamburg, dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg, der Medizinischen Hochschule Hannover und der Universität Siegen werden in den nächsten fünf Jahren neue Virologinnen und Virologen an beiden Standorten Lübeck und Hamburg ausgebildet, um die genannten Herausforderungen bei der Virusbekämpfung zukünftig besser bewältigen zu können.
“Eine Stärke bei der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist das große Konsortium international anerkannter Expertinnen und Experten für Strukturbiologie und Virologie innerhalb des GRK. So können wir gewährleisten, dass die Doktorandinnen und Doktoranden für die virale Infektionsforschung an der Schnittstelle zwischen Virologie und Strukturbiologie optimale Ausbildungsbedingungen erhalten.“, erklärt Professor Krey.
Das Ziel des GRK „VISION“ ist es, eine neue Generation von Virologinnen und Virologen in der Anwendung modernster Strukturanalyse-Technologien und bildgebender Verfahren auszubilden und so einen integrativen Ansatz der strukturellen Virologie zu etablieren, um die Komplexität der Mechanismen und der Biologie im Verlauf von Virusinfektionen besser zu verstehen. Hierbei ist hervorzuheben, dass die Integration dieser Techniken in die virologische Forschung eine spezielle Ausbildung sowohl in Strukturbiologie als auch in Virologie erfordert, um die oben genannten Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen. Die Universität zu Lübeck kann hierbei auf ihre besondere Expertise in strukturvirologischen und molekularvirologischen Fragestellungen, wie beispielsweise in der Röntgenkristallographie oder der Kernspinresonanz (NMR), zurückgreifen.
Die künftigen Doktorandinnen und Doktoranden werden sich in ihrer Forschung vor allem auf klinisch relevante Viren, wie Herpesviren, Influenzaviren, Noroviren, Hepatitis-E- und -C-Viren, Polyomaviren sowie neu auftretende Viren fokussieren und dabei neue Erkenntnisse über die Interaktion dieser Viren mit Wirtszellen und dem Immunsystem, die gleichzeitig als Ansatzpunkte für neuartige antivirale Medikamente dienen können. Darum liegt in dem Ausbildungsprogramm dieses GRK ein großes Potenzial, um einen bedeutenden Beitrag zur virologischen Forschung zu leisten.
Das Graduiertenkolleg „VISION“ ist eines von elf neuen Graduiertenkollegs, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit insgesamt rund 76 Millionen Euro für einen Zeitraum von fünf Jahren ab Herbst 2023 gefördert wird.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat ein neues Graduiertenkolleg "VISualization and imaging of virus InfectION (VISION)" bewilligt. Foto: Uni/Paulista/Adobe Stock
Text-Nummer: 158610 Autor: Universität/red. vom 12.05.2023 um 09.30 Uhr