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Jan Lindenau
Jan Lindenau

Humor in Holz und Blech

Lübeck: Archiv - 06.06.2023, 10.50 Uhr: „Musik des 20. Jahrhunderts“ – so der Titel des 9. Kammerkonzerts der Lübecker Philharmoniker in den Kammerspielen – fand, leider, kein großes Publikum. Nun hat so mancher Musikfreund versäumt, was je vier Holz- und Blechbläser und zwei Percussionisten an Humor aussendeten: Kurzweilig und virtuos kam manch Unbekanntes zur Freude der Interpreten wie der Hörer.

Das Vergnügen begann von achtern: Paul Hindemith hatte seine „Morgenmusik“ im “Plöner Musiktag“ für je zwei Trompeten und Posaunen komponiert – vom Schloßturm zu spielen: Matthias Krebber, Lukas Paulenz (Trompeten), Stephan Gerblinger und Thomas Bender (Posaunen) intonierten drei der coolen Stücke auf der Beleuchterbrücke. Ein Spaß, allerdings höchst diffizil, dann auch Sofia Gubaidolinas Duo-Sonate für zwei Fagotte: Was Vera Fliegauf und Johannes Stefaniak hier an reizvollen Parallel- und Engführungen boten, war ebenso knifflig wie unterhaltsam.

Fünf der „Zehn Märsche um den Sieg zu verfehlen“ von Mauricio Kagel bot mit Waldo Ceuen (Flöte) und Katharina Ruf (Klarinette) nun alle zehn Mitwirkende des Abends auf, die GMD Stefan Vladar unprätentiös koordinierte. Hier brauchte es nicht nur langen Atem und Fingerfertigkeit, sondern das Ineinander-Hören, um diese Inronie zum Klingen zu bringen. Die ist so ausgetüftelt schräg und eng verwandt mit den Partituren, die Nino Rota für „La Strada“ und andere Fellini-Filme schrieb.

Zwei junge Schlagzeuger, die den Kagel grundierten, ließen im „Dance of the Drums“ von Gene Koshinski vierarmig die Synkopen tanzen: Arrius Wagner und Ricardo Panos wirbelten auf Pauke, Trommel und Becken – und dazu gesellte sich gelegentlich das „Tuuut“ das Muschelhorns wie aus fernem Nebel.

Das Finale vereinte alle Bläser in Igor Strawinskys „Oktett“: Je vier Holz- und Blechbläser standen sich versöhnlich gegenüber, die Melodiestimme wanderte durch das Ensemble und erforderte unablässige individuelle Präsenz. Vladar steuerte durch die Stimmungen, wo auch einmal eine Valse-Parodie in einen Marsch kippt. Fazit: Eine Stunde hohen Könnens und hohen Vergnügens, das Thomas Bender „programmatisch anregte“, Waldo Ceunen anmoderierte – und das unbedingt noch einmal (und mit gezielterer Werbung dafür) geboten werden sollte.

Die Lübecker Philharmoniker boten in den Kammerspielen ein Konzert mit hohem Können. Foto: Olaf Malzahn

Die Lübecker Philharmoniker boten in den Kammerspielen ein Konzert mit hohem Können. Foto: Olaf Malzahn


Text-Nummer: 159137   Autor: Güz.   vom 06.06.2023 um 10.50 Uhr

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