Social Media Sucht: Uni Lübeck sucht Probanden
Lübeck: Soziale Medien wie Instagram, WhatsApp oder TikTok sind heutzutage auf fast jedem Smartphone zu finden. Doch kann eine intensive Nutzung dieser Medien auch zu gesundheitlichen Problemen führen. Eine aktuelle Studie am UKSH Lübeck untersucht, welche Personen hierfür besonders anfällig sind.Besonders für Jugendliche und junge Erwachsene ist ein Leben ohne die Nutzung von sozialen Medien heutzutage kaum noch vorstellbar. Doch besonders diesen Altersgruppen fällt es auch schwer, sich vom Bildschirm zu lösen. Das Deutsche Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) kommt in einer Untersuchung im Auftrag der Krankenkasse DAK zu dem Schluss, dass bei mehr als vier Prozent der 10- bis 17-Jährigen in Deutschland ein sogenanntes pathologisches Nutzungsverhalten vorliegt.
Prof. Dr. Hans-Jürgen Rumpf, Leiter der Suchtforschungsgruppe am Zentrum für Integrative Psychiatrie in Lübeck erklärt, dass man diese Problematik auf keinen Fall unterschätzen dürfe: „Wir können bei Betroffenen häufig eine spürbare Beeinträchtigung in der Lebensqualität und der Bewältigung des Alltags feststellen. Von Konzentrationsschwierigkeiten, Vernachlässigung von Freunden und Familie über Auswirkungen auf den Schlaf-Wach-Rhythmus, bis hin zu Leistungseinbußen in Schule, Studium oder Beruf, gibt es vielfältige Probleme, die aus einer pathologischen Nutzung sozialer Netzwerke erwachsen können.“
Seit Sommer des vergangenen Jahres untersuchen und Rumpf und sein Team in einer von der deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Studie, wie eine suchtartige Nutzung sozialer Medien entsteht und welche Prozesse dabei eine Rolle spielen. „Wir interessieren uns vor Allem für Prozesse der Informationsverarbeitung, und inwieweit sich diese bei Individuen mit einer problematischen Nutzung von solchen mit einer unproblematischen Nutzung unterscheiden“, erklärt Rumpf. Das Lübecker Forschungsteam nutzt hierbei Erkenntnisse aus der Forschung zu Drogen- und Substanzabhängigkeit, insbesondere zum Rauchen. „Wir wissen beispielsweise, dass rauchende Personen besondere Charakteristika in der Verarbeitung von Informationen zeigen, was sich insbesondere in einer schnellen Lenkung der Aufmerksamkeit auf Suchtreize (z.B. Zigarettenschachteln oder Aschenbecher) und einer unbewussten, motorischen Annäherung an diese zeigt.“
Mit speziell entwickelten, computergestützten Tests wollen Rumpf und sein Team nun herausfinden, ob sich ähnliche Phänomene auch bei exzessiven Social-Media Nutzern zeigen. „Letztlich sollen unsere Ergebnisse die Basis für die Entwicklung von Behandlungsmöglichkeiten bilden. Wir wissen beispielsweise aus der Forschung zu Substanzabhängigkeiten, dass solche Verzerrungen in der Informationsverarbeitung auch gezielt wieder abtrainiert werden können.“, so Rumpf weiter.
Die Studie von Rumpf und Kollegen befindet sich mittlerweile auf der Zielgeraden: „Wir wurden in unseren Bemühungen Anfangs durch die Corona-Pandemie ausgebremst, die es uns sehr schwer gemacht hat, Probanden bei uns am UKSH zu untersuchen“, erklärt Rumpf. „Wir sind seitdem aber sehr gut vorangekommen und konnten mittlerweile 75 Prozent unserer Stichprobengröße rekrutieren. Nichtsdestotrotz sind wir noch auch der Suche nach Teilnehmenden, um unsere Studie möglichst schnell zu einem Abschluss zu bringen.“
Gesucht werden aktuell noch Männer und Frauen im Alter von 16 bis 65 Jahren, die bereit sind, an einem Tag für 4 bis 5 Stunden am Campus Lübeck und optional zuhause weitere Studienaufgaben zu erfüllen. Die Teilnehmer sollten viel im Internet unterwegs sein und soziale Netzwerke intensiv nutzen oder regelmäßig Zigaretten konsumieren. Zur Untersuchung zählt unter anderem die Bearbeitung bestimmter Aufgaben, bei denen beispielsweise Bilder aus sozialen Netzwerken betrachtet und bewertet werden sollen, sowie die Beantwortung von Fragebögen. Bei den Teilnehmern wird in den darauffolgenden zwei Wochen die Social-Media Nutzung oder das Rauchverhalten mittels Smartphone-Apps untersucht.
Das gesamte Experiment wird insgesamt mit bis zu 120 Euro vergütet. Interessierte können auf der Website ist-social-media-das-neue-rauchen.de an einen kurzen Fragebogen ausfüllen und so die eigenen Voraussetzungen für eine Teilnahme prüfen. Bei Eignung besteht die Möglichkeit sich verbindlich zur Studie anzumelden und von der Studienleitung kontaktiert zu werden.

Die Uni Lübeck sucht noch Intensivnutzer von Social Media.
Text-Nummer: 161273 Autor: Uni/red. vom 18.09.2023 um 19.36 Uhr