Schalom: Frieden gebe ich euch
Lübeck: Archiv - 04.11.2023, 08.41 Uhr: Pastorin i.R. Ellen Naß beschäftigen in ihren Gedanken zum Wochenende die eskalierten Konflikte auf der Welt. Statt Hass und Wut setzt Ellen Naß auf die Friedensbotschaft, die schon im Kleinen wirke.„Frieden gebe ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke sich nicht und fürchte sich nicht.“ Das sind Worte Jesu im Johannisevangelium, mit denen er sich vor seinem Tod von seinen Jüngern verabschiedet. (Johannes 14,27).
Es sind tröstliche Worte, die wir momentan zu gerne hören. Ich kann es manchmal kaum noch ertragen: das Leid durch Russlands Angriff auf die Ukraine, Israel und Palästina, Irak, Schießerei mit Toten in den USA, Angriffe auf jüdische Einrichtungen und Wohnungen bei uns.
Vielleicht liegt es ja an der Filmauswahl, aber die hasserfüllten Gesichter von Demonstranten in den Nachrichten machen mir Angst. Da tut es gut, diese biblischen Worte zu hören: „Frieden gebe ich euch.“
Es sind ja nicht nur so dahingesäuselte Worte, sondern Jesus lebte in mindestens genau so schweren Zeiten wie wir. Außerdem wusste er, was ihm bevorstand: grausame Folter und ein qualvollen Tod. Viele von denen, zu denen er sprach, erlitten ähnliche Schicksale. Seitdem haben Christen und Christinnen immer wieder Verfolgung, Folter und Tod erlebt, auch heute werden viele um ihres Glaubens willen verfolgt.
Der Frieden, den Jesus uns verspricht, ist also nicht das Paradies, in dem wir alle glücklich und gewaltfrei miteinander leben. Jesus war Realist, er kannte uns Menschen. Er wusste, dass wir immer wieder Konflikte miteinander haben, Gewalt benutzt wird, um Interessen durchzusetzen, dass es auch Menschen gibt, die einfach Freude daran haben, andere zu quälen.
Trotzdem sollen wir uns nicht erschrecken und fürchten. Angst ist ein zerstörerisches Gefühl, es macht klein und hilflos, manchmal auch nur wütend und aggressiv. Da wird dann die Not noch größer, weil Hass und Wut größer werden. Das zerstört den Menschen selbst – und vielleicht auch die anderen. Wenn wir uns nicht fürchten, auf Jesus vertrauen, dann beenden wir wenigstens im Kleinen Hass und Brutalität.
Besonders bewegend zwischen den vielen Nachrichten der letzten Wochen fand ich den Bericht über eine der freigelassenen Geiseln. Ihre Tochter hatte arabisch gelernt, um sich mit Palästinensern besser verständigen zu können. Der Mann der Geiseln, der noch in Gaza festgehalten wird, hatte Kranke aus dem Gazastreifen nach Israel zur medizinischen Behandlung gefahren.
Sie selbst drückte bei ihrer Freilassung dem Geiselnehmer die Hand und sagte: „Schalom“, das Wort, das als Jude auch Jesus gesagt hat.
Sie sind jüdischen Glaubens, ich will sie gar nicht vereinnahmen, aber sie haben gelebt und leben, anders als die hassverzehrten Menschen in den Filmen von den Demonstrationen, was Jesus gesagt hat: „Frieden gebe ich euch“.
Der Rabbi und der Imam, die sich gemeinsam für Verständigung einsetzen, handeln genau so. Und nur, wenn wir auch so handeln, haben wir Hoffnung auf Frieden in diesen schweren Zeiten.

Pastorin i.R. Ellen Naß erinnert an die biblischen Worte: Frieden gebe ich euch.
Text-Nummer: 162234 Autor: red. vom 04.11.2023 um 08.41 Uhr