Frauennotruf: Nur Ja heißt Ja!
Lübeck: Archiv - 03.03.2024, 11.15 Uhr: „Sexueller Konsens bedeutet, dass alle Beteiligten überprüfen, ob sie Lust auf bestimmte sexuelle Handlungen haben. Erst wenn die gegenseitige Zustimmung eingeholt wurde, werden individuelle Grenzen gewahrt und es gilt die Einvernehmlichkeit“, so Daniela Lückel vom Frauen*notruf. Der Verein macht mit über 100 Plakaten in Lüneck auf das Thema aufmerksam.Die Kampagne wurde von der Kölner Beratungsstelle FrauenLeben entwickelt und hat dort bereits 2021 eine breite Zielgruppe erreicht hat. Sie wird nun anlässlich des 8. März, dem feministischen Kampftag, auch in Lübeck gestartet.
In den letzten Jahren hat sich die Wahrnehmung sexualisierter Gewalt sowohl aus gesellschaftlicher als auch juristischer Perspektive verändert. „Während 2016 eine Vergewaltigung nur dann strafbar war, wenn sie mit Bedrohung oder mit körperlicher Gewalt verbunden war, gilt heute, auch rechtlich, das 'Nein heißt Nein'-Prinzip. Alles, wozu keine Ablehnung geäußert wurde, ist in Ordnung. Die Verantwortung 'Nein' zu sagen, liegt damit jedoch bei der Person, deren Grenzen vielleicht gerade überschritten werden“, so Anne Heynatzky vom Frauen*notruf. „Das sehen wir kritisch!“. Die Frauenberatungsstellen wissen, dass es viele Gründe dafür gibt, warum Betroffene es in bestimmten Situationen nicht schaffen, ihre Grenzen klar zu äußern. „Aus der Traumaforschung wissen wir, dass Erstarrung bei Menschen, die Grenzüberschreitungen erleben, eine verbreitete Reaktion ist. In solch einer Situation ist eine Betroffene gar nicht in der Lage 'Nein' zu sagen oder ihren Willen zu äußern“, ergänzt ihre Kollegin Daniela Lückel.
„Wir möchten mit dem Konsens-Prinzip 'Ja heißt Ja' einen gesellschaftlichen Wandel nach schwedischem Vorbild anstoßen“, so Heynatzky. „Hier sind alle Beteiligten in der Pflicht aktiv Zustimmung zum Ausdruck zu bringen. Vor allem ist aber die Person in der Verantwortung, die eine Handlung vorantreibt und sich dafür das Einverständnis einholen muss“. Auch innerhalb der EU-Kommission wurde in den vergangenen Wochen diskutiert, ob es im Strafrecht eine einheitliche Regelung der Mitgliedsstaaten hin zu einem „Ja heißt Ja“ geben sollte. Dieses Vorhaben wurde unter anderem von Deutschland blockiert und wird bis auf Weiteres nicht umgesetzt.
„Wir finden, dass 'Ja heißt Ja' ein sehr gutes Konzept ist, um einvernehmliche Sexualität zu leben. Sich der eigenen Grenzen bewusst zu werden und aktiv die Grenzen der anderen zu erfragen, ist ein wesentlicher Bestandteil von Gewaltprävention. Besonders für Jugendliche und Heranwachsende, die erste sexuelle Erfahrungen sammeln, kann dieses Model eine Hilfestellung bieten“, so Daniela Lückel weiter. „Wir werden in der Woche um den 8. März Plakate an über 100 Litfaßsäulen im Stadtgebiet anbringen lassen und diese in einer groß angelegten Verschickungsaktion möglichst vielen Institutionen und Einrichtungen zukommen lassen.“
In Lübeck setzt die Beratungsstelle Frauen*notruf die Kampagne um. Schulen, Einrichtungen der Jugendhilfe oder auch Interessierte können die Plakate unter 0451/704640 vorbestellen und abholen. Der Frauen*notruf Lübeck unterstützt Betroffene ab 14 Jahren, die sexualisierte Gewalt, sexuellen Missbrauch, Gewalt in der Partnerschaft oder Stalking erfahren haben. Die Mitarbeiterinnen beraten auch Angehörige, Fachkräfte und Institutionen zur Thematik.
In Lübeck wird mit über 100 Plakaten auf das Thema aufmerksam gemacht. Foto: Frauennotruf
Text-Nummer: 164497 Autor: Frauennotruf vom 03.03.2024 um 11.15 Uhr