Autonomes Frauenhaus zum 08. März
Lübeck: Archiv - 08.03.2024, 11.37 Uhr: Unter dem Titel „Autonome Frauenhäuser gegen rechts: Rassismus und Antisemitismus bekämpfen“ hat das Team vom Autonomen Frauenhaus Lübeck eine Erklärung zum „Feministischen Kampftag am 8. März 2024“ veröffentlicht.(„) Die Mitteilung im Wortlaut: „Unser Feminismus fokussiert die Suche nach gemeinsamen Kämpfen und die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Machtfragen. Unser Feminismus übt Kritik an den patriarchalen Gewaltverhältnissen, die Mehrfachdiskriminierung vieler Menschen zur Folge haben. Unser Feminismus lebt von emanzipatorischen Bündnissen, um allen von patriarchaler Gewalt Betroffenen ein selbstbestimmtes gewaltfreies Leben zu ermöglichen.
Rassismus und Antisemitismus sind Formen von Gewalt und befördern Gewalt. Diese Diskriminierung geschieht gezielt, aber auch dann, wenn Menschen nicht bewusst ausgrenzen wollen. Rassismus, Antisemitismus genauso wie Sexismus und Gewalt gegen Frauen ist kein Problem von einzelnen Betroffenen, sondern ist gesamtgesellschaftlich tief verankert, systematisch und strukturell. Als Teil dieser Gesellschaft arbeiten Autonome Frauenhäuser seit vielen Jahren daran, unterschiedliche Formen von Diskriminierung und Unterdrückung wahrzunehmen und kontinuierlich abzubauen.
Das gesellschaftspolitische Erbe von Kolonialismus und Nationalsozialismus hat bis heute massive Auswirkungen auf das Zusammenleben der Menschen in Deutschland. In diesem Kontext sehen sich die Autonomen Frauenhäuser dem historischen und aktuellen Antifaschismus verbunden.
Die faschistische Ideologie vereint in sich alles, was die Entwicklung einer freien Gesellschaft im Keim erstickt und hat so auch den Feminismus zur Feindin. Aus zahlreichen Studien wissen wir, dass das selbstbestimmte Leben von Frauen und Queers in rechten Ideologien immer ein Angriffspunkt ist.
Wir müssen Rassismus und Antisemitismus klar benennen, wir müssen über Sexismus reden und diesen aufdecken.
Wir sind verbunden mit allen Frauen, Freundinnen und Mitmenschen, die sich durch die erstarkenden rechten Stimmen und Taten in Deutschland nicht mehr sicher fühlen, nicht frei leben können oder deren Leben und seelische oder körperliche Unversehrtheit bereits angegriffen wurde!
Und so erheben sich die Autonomen Frauenhäuser am diesjährigen 8. März mit zahlreichen Demo-Beiträgen und Plakaten auf den Straßen sowie in Form von Sharepics in den sozialen Medien im Sinne einer freien und sicheren Gesellschaft für alle Menschen. Wir fordern eine Gesellschaft, die nicht in Inländer und Ausländer unterscheidet. Wir wünschen uns, dass es eine Politik geben kann, die unseren feministischen Forderungen nicht mit rassistischen und ausländerfeindlichen Gesetzen entgegnet. Wir erwarten, dass alle Vorfälle von sexualisierter oder patriarchaler Gewalt gleich geahndet werden, egal aus welchem Staat die betroffenen oder gewaltausübenden Menschen kommen. Wir fordern eine Politik, die Feminismus nicht gegen Antirassismus ausspielt.
Unser Feminismus ist und bleibt Antirassistisch!
Wir stehen für Solidarität mit allen feministischen Kämpfen!
Keine Frau ist frei, wenn nicht alle Frauen frei sind!
Die Autonomen Frauenhäuser fordern die konsequente und zeitnahe Umsetzung der Istanbul-Konvention, damit alle von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder schnellen, sicheren und unbürokratischen Zugang zu bedarfsgerechtem Schutz und Unterstützung haben.
In Deutschland fehlen rund 15.000 Frauenhausplätze. Notwendig laut Istanbul-Konvention sind rund 21.800 Plätze, vorhanden sind rund. 6.800 Plätze.
Damit sich der Zugang zu Schutz und Unterstützung für Frauen und ihre Kinder tatsächlich verbessert und die vorhandenen Hürden nicht mehr, sondern weniger werden, muss ein bundeseinheitlicher Rechtsrahmen gewährleisten, dass
-Frauenhäuser als Schutzeinrichtungen einzelfallunabhängig nach dem 3-Säulen-Modell der ZIF finanziert werden!
-In den Frauenhäusern den Personalschlüssel auf 1:4 anpassen!
-überall genügend freie Frauenhausplätze zur Verfügung stehen!
-überall genügend barrierefreie und bedarfsgerechte Frauenhausplätze zur Verfügung stehen!
-Frauenhäuser endlich verlässlich und bedarfsgerecht finanziert werden!
-Sicherheit und Umgang müssen Vorrang in Sorgerechts- und Umgangsverfahren haben!
-Qualifizierte Beratungs- und Unterstützungsangebote für Kinder und Jugendliche finanzieren
-Schaffung von bezahlbarem Wohnraum
Für die Umsetzung für Schleswig-Holstein und somit auch in Lübeck bedeutet es ebenfalls
-Mehr Frauenhausplätze schaffen!
-Mehr bezahlbarem Wohnraum schaffen!
-Wohnungskontingente für Frauenhausbewohnerinnen vorhalten!
-Schutz ohne Barrieren finanzieren!
-Verwaltungstechnische Abläufe in der Hansestadt Lübeck optimieren und beschleunigen!
-Ermessensspielräume bei Behörden etc. konsequent anwenden!
-Einrichtung eines unbürokratischen finanziellen Nottopf als Krisenintervention schaffen!
-Stabilisierende Kindergruppe in Frauenhäusern fördern!
-Anpassung der Zuwendung an Tarifverträge und Kostensteigerungen durchführen!
-Übernahme der realen Miete und Mietnebenkosten! („)

Am 08. März erheben sich die Autonomen Frauenhäuser „mit zahlreichen Demo-Beiträgen und Plakaten auf den Straßen sowie in Form von Sharepics in den sozialen Medien“, heißt es in einer Mitteilung. Foto: HN
Text-Nummer: 164613 Autor: Frauenhaus/red. vom 08.03.2024 um 11.37 Uhr