Strawinskys Soldat im 6. Kammerkonzert

Lübeck - Innenstadt: Archiv - 11.03.2024, 18.17 Uhr: Regelmäßig lassen Lübecker Philharmoniker teilhaben an ihrer Freude an der kleinen Form, der sie sich mit ihrem ganzen Können widmen. Das 6. Kammerkonzert boten sie in den Kammerspielen gleich zweimal – am 9. März und zwei Tage darauf am Vormittag für die Jugend: Mehrere Schulklassen erlebten nun Igor Strawinskys „Die Geschichte vom Soldaten“, ein ebenso diffiziles wie „lehrreiches“ Septett mit Rezitation.

Konzertdramaturgin Friederike Disselbeck-Uhrlandt führte prägnant (und gender:gerecht) ins Werk ein und durch die anschließende „Aufarbeitung“ der gut einstündigen Komposition von 1918. Die lässt erkennen, worauf Kurt Weill wenig später „aufklärerisch“ aufbaute. Und Steffen Kubach als Erzähler der Geschichte vom Soldaten, der seine Geige dem Teufel verkauft, brachte dieses Märchen ans Publikum: Modulationsreich von Moritat-Parlando bis Dramatik-Emphase band er die zwölf Sätze aneinander.

Die zeigten Strawinsky 1918 im Vollbesitz seiner (musikalischen) Kräfte und der Charakterisierung von Menschen und Situationen. Und die zeigten, dass Manuel Conradi nicht nur als Solopaukist von oben alles im Griff hat, sondern in seinem Dirigier-Debüt auch von vorn taktvoll die Akzente steuert. Denn es ist nicht von Pappe, was der Komponist da zwischen Marsch und Choral, Tango und Ragtime sowie charakteristischen Klangballungen und Soli für sieben Instrumente notiert hat.

Das erfordert hohe solistische Qualitäten. Konzertmeister Khristian Artamonov brachte die seelischen (Violin-)Kapriolen zumal des Soldaten. Matthias Krebber (Trompete) hatte ebenfalls oft kühnste Tonfolgen einzuwerfen, die ihm Christoph Kaiser (Kontrabass) vehement unterfütterte, während Stephan Gerblinger (Posaune) für derbe Kontrapunkte sorgte. Virtuos setzten Andreas Lipp (Klarinette) und Vera Fliegauf (Fagott) ihre Akzente – und Paul Potthoff (Trommeln) sorgte für den Landsknecht-Rhythmus.

Das war eine gute Stunde Musik von der Qualität, wie sie ein wachsender Stamm von Kammermusikfreunden – die sich hier mit ihrem Beifall nicht zurückhielten – in der Hansestadt erfreut.

Das 6. Kammerkonzert boten sie in den Kammerspielen gleich zweimal – am 9. März und zwei Tage darauf am Vormittag für die Jugend. Foto: Archiv/HN

Das 6. Kammerkonzert boten sie in den Kammerspielen gleich zweimal – am 9. März und zwei Tage darauf am Vormittag für die Jugend. Foto: Archiv/HN


Text-Nummer: 164675   Autor: Güz   vom 11.03.2024 um 18.17 Uhr

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