Medizinstudierende kämpfen für ein faires Praktisches Jahr
Lübeck: Archiv - 23.06.2024, 16.47 Uhr: Passend zum Abschluss der Aktionswoche „Faires Praktisches Jahr entschied auch der Landtag über die Zukunft des Praktischen Jahrs in Schleswig-Holstein. Die Juso Hochschulgruppe Lübeck ist enttäuscht.Wir veröffentlichen die Mitteilung der Juso Hochschulgruppe Lübeck im Wortlaut:
(")Das Praktische Jahr (PJ) ist das letzte Jahr des Medizinstudiums und soll nach zehn theoriebetonten Semestern auf den praktischen Berufsalltag vorbereiten. Jedoch sind die Bedingungen im Praktischen Jahr ziemlich mies: Während die Studierenden vielerorts für Routineaufgaben fest eingeplant werden und über 40 Stunden pro Woche arbeiten, kommt die Betreuung und Ausbildung viel zu kurz. Für ihre Arbeit erhalten die Studierenden gar keine oder eine viel zu geringe Aufwandsentschädigung (meist zu einem Stundenlohn von ca. 2,50 Euro), sodass viele ihren Lebensunterhalt deshalb parallel zum Praktischen Jahr mit Nebenjobs finanzieren müssen. Und da die Abstände zum letzten Staatsexamen sehr kurz sind und daher die 30 Fehltage möglichst bis zum Schluss zur Prüfungsvorbereitung genutzt werden, schleppen sich viele Studierende krank zur Arbeit.
Vor diesem Hintergrund haben Medizinstudierende in dieser Woche in vielen Städten für ein faires PJ demonstriert. Lübecker Studierende beteiligten sich unter anderem an den Demonstrationen in Hamburg und Kiel. Die Juso-Hochschulgruppe Lübeck begrüßt zwar, dass sich auch der Landtag in dieser Woche mit dem Thema beschäftigt hat, ist aber enttäuscht, dass das Land keine konkreten Maßnahmen ergreift. Stattdessen wird nur an den Bund appelliert und das, obwohl das Land zum Beispiel schon jetzt Mittel für eine Aufwandsentschädigung in Höhe des BAföG zur Verfügung stellen könnte. Dies wäre auch ein erster Schritt für die nun beschlossene Strategieentwicklung, um Studierende auch nach dem Studium in Schleswig-Holstein zu halten.
Abschließend weist die Juso-Hochschulgruppe darauf hin, dass bereits seit 2019 bekannt ist, dass in Schleswig-Holstein jährlich rund 160 Studienplätze fehlen. Das hat das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung errechnet. Auch damals hat die Landesregierung nur an den Bund appelliert, obwohl die Zuständigkeit eindeutig bei den Ländern liegt. Das lässt für die Arbeitsbedingungen der Studierenden von heute Böses ahnen, auch wenn dann wenigstens der Stundenlohn über 2,50 Euro liegt und es wieder einen Anspruch auf Arbeitsunfähigkeit gibt.(")
Die Juso Hochschulgruppe Lübeck verlangt konkrete Verbesserungen beim Praktischen Jahr. Foto: Juso HSG
Text-Nummer: 166669 Autor: Juso HSG/red. vom 23.06.2024 um 16.47 Uhr