Stipendiaten erforschen Lübecks Geschichte

Lübeck: Archiv - 11.07.2024, 18.46 Uhr: Das Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck fördert zum 5. Mal junge Wissenschaftler. Die Themen der neuen, jungen Wissenschaftler reichen von der Erforschung des mittelalterlichen Straßen- und Versorgungssystems in Lübeck über die Selbstdarstellung des Lübecker Seefahrers und Kolonisators Titus Türk bis zur Geschlechtergeschichte psychischer Störungen und der Frage, wie Tonband und Verstärker das Komponieren verändert haben.

Bereits zum 5. Mal konnte das ZKFL eine neue Förderrunde ausschreiben – wieder gemeinsam mit der Musikhochschule Lübeck (MHL) und erstmals mit der Technischen Hochschule (THL). Prof. Gabriele Gillessen-Kaesbach, kommissarische Präsidentin der Universität zu Lübeck, und Monika Frank, Senatorin für Kultur und Bildung der Hansestadt, hießen die neuen Forscher bei einem ersten Treffen herzlich willkommen.

Neben der klassischen Förderung durch ein dreijähriges Promotionsstipendium hat das ZKFL mit dem Lübecker Modell eine einzigartige Förderlinie ins Leben gerufen, die das Forschen zum Promotionsthema mit einem Volontariat an einer Lübecker Kultureinrichtung verknüpft. Das vierjährige Lübecker Modell steht damit beispielhaft für die Verzahnung von Theorie und Praxis, Sammlung und Forschung in der Promotionsphase.

Das ZKFL wurde 2011 als Zusammenschluss der Universität zu Lübeck mit den Museen und Kultureinrichtungen der Hansestadt Lübeck gegründet. Seit 2022 arbeiten unter dem Dach des ZKFL die drei Lübecker Hochschulen mit den städtischen Museen und Kultureinrichtungen zusammen.

„Dass das ZKFL heute so breit aufgestellt ist und weit über Lübeck hinaus auch als Ort kulturwissenschaftlicher Forschung bekannt ist, konnten wir zu Beginn nicht absehen“, sagt Prof. Cornelius Borck, Sprecher des ZKFL von Seiten der Universität. Davon profitieren auch die Stipendiaten – das ZKFL bietet ihnen die Möglichkeit, im interdisziplinären Austausch und im Rahmen von Workshops, Tagungen und Veranstaltungen ihr eigenes Forschungsprofil auszubilden.

„Das Lübecker Modell“, sagt Dr. Tilmann von Stockhausen, Sprecher des ZKFL von Seiten der Hansestadt, „ist ein hervorragendes Format für junge Wissenschaftler, sich sowohl im Forschungs- als auch im Museumsbereich zu qualifizieren.“ Und das sei keineswegs selbstverständlich, denn eine „Verbindung von Museumspraxis und Forschungsarbeit ist in dieser Phase der Qualifikation in Deutschland einzigartig.“

Wie ihre Vorgänger wollen die Stipendiaten der 5. Staffel auch in die Lübecker Stadtgesellschaft hineinwirken. Mit einem virtuellen Stadtspaziergang zu Orten der Kolonialgeschichte beteiligen sie sich an der Museumsnacht am 31. August. Parallel stellen sie ihre Forschungsthemen auf Postern im ZKFL in der Königstraße 42 vor und laden mit einer eigens für diesen Abend komponierten Klanginstallation zum Verweilen im Garten ein. Das ZKFL dankt der Possehl-Stiftung für die großzügige Förderung der neuen Förderrunde.

Die Themen der neuen Stipendiaten

Stella Barsch (Lübecker Modell)
Titus Türk (Seefahrer, Sammler, Schriftsteller) – Konzepte und Praktiken kolonialer Männlichkeit zwischen Wandel und Beharrung

Rebecca Pfaff (Lübecker Modell)
Städtische Straßensysteme und Infrastruktur im öffentlichen und privaten Raum des mittelalterlichen Lübecks (Arbeitstitel)

Alexander Soytek (Abschlussförderung)
Aussage und Information. Michel Foucaults Rezeption der Informationstheorie, 1948–1970

Almut Pohl (Stipendium)
Die historische Formation von Persönlichkeitsstörungen. Eine diagnostische Kategorie im Spannungsfeld von Geschlechtervorstellungen und gesellschaftlichen Entwicklungen

Jakob Rieke (Stipendium)
Indexikalität. Die neue Gewalt in der Musik

Darya Yakubovich (Stipendium)
Gerollte Geschichte. Diagramme des Compendium historiae in genealogia Christi des Petrus von Poitiers auf Rotuli

Jan Oertling (Assoziiertes Projekt)
Beständiges Bauen – Die Altstadt von Lübeck als Modell für dauerhafte Stadt- und Gebäudestrukturen

Cecilia Raunisi (Stipendium ab Oktober 2024)
Gestaltung, Struktur und Funktion von Kompositionsskizzen: Johannes Brahms bei der Arbeit an der Idee

Link zu den Forschungsprojekten: www.zkfl.de/foerdern/stipendiatinnen-der-5-foerderrunde.html

Die neuen Forschenden wurden herzlich im ZKFL auf der Altstadtinsel empfangen. Foto: Guido Kollmeier / Uni Lübeck

Die neuen Forschenden wurden herzlich im ZKFL auf der Altstadtinsel empfangen. Foto: Guido Kollmeier / Uni Lübeck


Text-Nummer: 167080   Autor: Uni/red.   vom 11.07.2024 um 18.46 Uhr

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