Kurgebiet vor dem Kollaps
Lübeck - Travemünde: Archiv - 20.07.2024, 22.17 Uhr: Ferienbeginn, Sonne satt und dann noch „Travemünder Woche“: Am Strandbahnhof strömten am Samstag (20.07.2024) so viele Menschen die Bertlingstraße hinab, dass man sich fragte, wie die alle in den Zug gepasst haben. Problematischer war der Individualverkehr. Selbst im Halteverbot gab es keinen Parkplatz mehr. Anwohner hatten Schwierigkeiten, aus ihren Ausfahrten zu kommen. Und Einsatzkräfte mussten auch mit Blaulicht warten, bis sich der Verkehr entwirrt hatte. Das Limit schien erreicht.Schier endlos zog sich die Blechlawine die Außenallee entlang, auf der vergeblichen Suche nach einem Parkplatz.
In der Bertlingstraße strömten die Menschen aus den halbstündig verkehrenden Zügen. Gleichzeitig suchten sich die Autos einen Weg. Ein Einsatzfahrzeug der Polizei musste an der Kreuzung zur Kaiserallee trotz Blaulicht warten, bis sich jeder Autofahrer für eine Richtung entschieden hatte.
Auch mit Blaulicht war nicht immer gleich ein Durchkommen.
Wer es mit einem Parkplatz in der Kaiserallee versuchte, stand auf verlorenem Posten: Die Einbahnstraße war beidseitig zugeparkt, Halteverbot hin oder her. Und das so dicht an den Ausfahrten, dass Anwohner Schwierigkeiten hatten, das Grundstück zu verlassen. Auch am Zebrastreifen wurde gefährlich dicht geparkt, was die Sicht behinderte.
Die Kaiserallee war beidseitig zugeparkt, ob Halteverbot oder nicht.
Ordentlich Lackschäden zogen sich zwei Verkehrsteilnehmer in der Kaiserallee zu: Weil die Straße beidseitig zugeparkt war, kam ein Porschefahrer nicht vom Hof. Er rangierte hin und her, einen kleinen Stau verursachend. Dann hörte man ein deutliches Quietschen, als sich der Porsche an einem falsch neben der Zufahrt geparkten Renault rieb. Der Fahrer störte sich nicht daran, setzte noch ein paarmal hin und her, und fuhr dann mit deutlich sichtbaren Schrammen an seinem Sportwagen davon.
Auch Höhe Grünstrand waren in der Kaiserallee alle Plätze im Halteverbot belegt.
Auch in der Kaiserallee war im Halteverbot kein Platz mehr frei. Sogar auf den Behinderten-Parkplätzen. Da ließ das Ordnungsamt zwar abschleppen, aber die so entstandene „Lücke“ war sofort wieder besetzt.
Der Parksuchverkehr drehte dann noch wie üblich eine Runde durch die Sackgasse „Helldahl“, wo ebenfalls beidseitig und im Halteverbot alles zugeparkt war, um dann durch die Wohngebiete wieder abzufließen.
Falschparker soweit das Auge reicht auch im Helldahl.
In den sozialen Netzwerken kursieren zahlreiche Fotos und Videos vom Travemünder Chaos, angefangen von den Zufahrten wie der Blechlawine vorm Herrentunnel bis zum Abschleppwagen, der in der Kaiserallee selbst nicht mehr durchkommt. „Mittlerweile sind selbst enge Straßen in Travemünde links und rechts zugeparkt! Feuerwehr und Krankenwagen haben keine Chance mehr“, heißt es zum Beispiel in einem Beitrag in der Facebook-Gruppe „Travemünder Magazin“. Und: „Wieso gibt´s keine Möglichkeit, einen Shuttle einzurichten, das geht doch überall bei großen Veranstaltungen?“ Die Forderung nach einem Shuttle war mehrfach zu lesen.
Auch am Sonntag soll es sonnig werden an der Küste.
Sisyphusarbeit: Ist ein Fahrzeug abgeschleppt, freut sich sofort der nächste über die „Lücke“, hier auf einem Behinderten-Platz in der vollgeparkten Kaiserallee. Fotos: Helge Normann
Text-Nummer: 167262 Autor: Helge Normann vom 20.07.2024 um 22.17 Uhr