Hofkonzert für Edmund Nick: Ein lohnender Besuch
Lübeck - Innenstadt: Archiv - 27.07.2024, 18.30 Uhr: In der Comödie in der Dr.-Julius-Leber Straße zeigt die Sommeroperette Auszüge aus dem musikalischen Lustspiel "Das kleine Hofkonzert". Dabei erklingen Chansons des fast vergessen Komponisten Edmund Nick.Edmund Nick (1891-1974) ist ein heute fast vergessener Komponist. In den 1930er Jahren war er sehr erfolgreich mit Chansons, Filmmusiken und Operetten. Sein am häufigsten gespieltes und zwei Mal verfilmtes Werk ist „Das kleine Hofkonzert“, ein musikalisches Lustspiel, das 1935 in München uraufgeführt wurde und dann rasch seinen Weg auf viele deutsche Bühnen fand – auch am Stadttheater Lübeck wurde „Das kleine Hofkonzert“ gegeben. Michael P. Schulz, der Intendant der Lübecker Sommeroperette, hat diese Perle des Genres ausgegraben und in der „Comödie“ wieder auf die Bühne gebracht.
Im ersten Teil des Abends erklangen Chansons von Eduard Nick, die er zu großen Teil für das Kabarett „Die Katakombe“ geschrieben hat. Mona Hermes, Angelina Billington und Sonja Pitsker wie Michael P. Schulz trugen die Lieder vor – das leider nicht sehr zahlreich erschienene Publikum war begeistert.
Der zweite Teil des Abends bot dann Auszüge aus „Das kleine Hofkonzert“ in einer halbszenischen Aufführung. Die Handlung dieser Operette ist eigentlich nebensächlich, es geht um eine Sängerin, die ihren Vater sucht, um ihre Liebe zu einem feschen Leutnant und die sich daraus ergebenden Verwicklungen. Ein typischer Operettenstoff der damaligen Zeit. Und so klingt auch Edmund Nicks Musik. Sie ist gefällig, einprägsam und ausgesprochen angenehm zu hören. Wunderschöne Melodien heben das Werk aus der Masse der seinerzeitigen gehobenen Unterhaltungsmusik heraus – es ist eigentlich unverständlich, dass dieses Werk so vollständig vergessen ist.
Zwischen den zehn Bildern der Operette wurden Ausschnitte aus der ersten Verfilmung eingespielt und immer wieder Bilder von Carl Spitzweg, der als armer Poet Knipp eine wichtige Rolle spielt. Angelina Billington und Sonja Pitsker (beide Sopran), Tom Kessler (Bassbariton) und der junge Tenor Yuto Todoroki sangen die Arien und Ensembles mit solch schönen Titeln wie „Dich, nur dich hat das Schicksal mir auserwählt“ oder „Wunderschön ist es, verliebt zu sein“ ganz vorzüglich. Am Klavier begleitete Adrian Pavlov einfühlsam und präzise. Eine wunderbare Entdeckung ist Michael P. Schulz mit „Das kleine Hofkonzert“ wieder einmal gelungen. Es lohnt sich, diese Operette noch einmal zu erleben, ehe sie wieder im Orkus der Musikgeschichte verschwindet.
Nächste Aufführungen: 31. Juli und 2. August jeweils um 19 Uhr.

Intendant Michael P. Schulz bei den Proben in der Comödie. Foto: Uwe Bremse
Text-Nummer: 167389 Autor: JHD vom 27.07.2024 um 18.30 Uhr