Archäologische Funde in der Beckergrube
Lübeck - Innenstadt: In der Beckergrube gab es spannende archäologische Funde. Deshalb werden die Grabungen erweitert. Für Fußgänger gibt es deshalb Einschränkungen. Die Stadt geht aber davon aus, dass der Umbau der Straße wie geplant im September beginnen kann.Aufgrund erforderlicher archäologischer Grabungen auf der südlichen Seite der Beckergrube zwischen Breite Straße und der Straße Fünfhausen ist eine Anpassung der Fußgängerführung erforderlich. Die aktuellen Arbeiten machen es notwendig, den Fußgängerverkehr stadtauswärts kurzfristig über die nördliche Gehwegseite zu leiten.
Fußgänger, die von der Breite Straße aus Richtung Innenstadt oder Koberg kommen, werden gebeten, die nördliche Gehwegführung in der Beckergrube zu nutzen und vor dem Theater über die Straßenquerung Ecke Kupferschmiedestraße/Fünfhausen zu den dortigen Geschäften zu gelangen. Die von der Maßnahme betroffenen Geschäfte – darunter REWE, Barrique, Le Théâtre, Buchhandlung Langenkamp, Sanitätshaus Köhler, Orthopäden am Theater, Lübecker Nudelkontor, Beauty Time, Laufrad und Waltz of the Flowers – bleiben selbstverständlich weiterhin erreichbar. Hinweisschilder vor Ort werden künftig auf die Umleitung hinweisen.
Im Rahmen der Neugestaltung der Beckergrube soll eine Vielzahl von Bäumen den Stadtraum zukünftig klimaresilienter und grüner gestalten. "Vor der Neupflanzung der Bäume sind archäologische Untersuchungen erforderlich", teilt die Stadtverwaltung mit. "Die Rettungsgrabung wird den späteren Bauprozess reibungsloser und kosteneffizienter gestalten, da die Dokumentation der archäologischen Funde in den geplanten Baumgruben vor Baubeginn abgeschlossen ist. Zudem sichert sie wertvolle historische Erkenntnisse und ermöglicht eine zukunftsweisende städtebauliche Entwicklung."
Die jetzt stattfindenden Grabungen im aktuellen Baufeld seien von großer Bedeutung, um den Start der umfassenden Baumaßnahme in der Beckergrube voraussichtlich im September 2024 sicherzustellen. Die archäologischen Arbeiten werden voraussichtlich bis zum Beginn der Straßenbauarbeiten andauern und dann baubegleitend weitergeführt.
Pesttaler und Reste mittelalterlicher Häuser gefunden
Die bisherigen Grabungen bieten bereits jetzt einzigartige Einblicke in den Lebensalltag der damaligen Bewohner der Straße. Direkt unterhalb des Asphalts wurden die historischen Überreste neuzeitlich-mittelalterlicher Häuser und Straßenhorizonte, die während des Zweiten Weltkriegs oberirdisch zerstört wurden, freigelegt.
Besonders erfreulich ist der Fund eines sogenannten „Pesttalers“ aus dem 16. Jahrhundert, der kürzlich im Rahmen der Grabungsarbeiten entdeckt wurde. Dieser außergewöhnliche Fund bietet faszinierende Einblicke in die religiösen Praktiken und die historischen Herausforderungen, denen Lübeck während der verheerenden Pandemien des 16. Jahrhunderts ausgesetzt war.
Das Medaillon zeigt eine Kreuzigungsszene und eine Schlange am Kreuz, getragen als Amulett gegen die verheerenden Krankheits- und Pestpandemien. Die Inschrift und Motivik verweist auf eine biblische Erzählung, in der Moses eine bronzene Schlange aufstellte, die dann Heilung brachte. Wer das Medaillon bei sich trug und auf das Kreuz schaut wurde von der Pest verschont - so vermuteten es die damaligen Stadtbewohner.
„Solche einzigartigen Funde sind von unschätzbarem Wert und lassen uns tief in den Alltag der Menschen eintauchen“, betont der für die Innenstadt zuständige Archäologe André Dubisch. Ein solcher Fund verdeutliche die Notwendigkeit, archäologische Untersuchungen vor Beginn der Baumaßnahme durchzuführen. Während vergleichbare Funde oft aus edleren Materialien bestehen, zeigt das Lübecker Medaillon aus Buntmetall, das auch „Normalbürger“ in Zeiten der Not nach Schutz suchten.
In der Beckergrube wurde unter anderem ein Pesttaler gefunden. Foto: HL
Text-Nummer: 167565 Autor: Presseamt Lübeck/red. vom 08.08.2024 um 08.43 Uhr