Störung des Stadtbildes: Lübeck will beliebte Gastro-Kuppeln verbieten

„Für uns ist das eine Katastrophe“, sagt Gastronom Jaroslaw Karsunke. Er hätte die Kuppeln mit dem ganzen Gastronomiebetrieb gepachtet, sagt er. Die Gäste würden gern darin sitzen. Vor allem bei Wind und Regen, im Winter auch bei Schnee. Die Kugeln seien eine schöne Bereicherung. Manche Gäste würden sogar extra deswegen nach Travemünde kommen.

Winter-Gastronomie wird beeinträchtigt

Tatsächlich findet sich ein Foto so einer Kuppel sogar auf den Seiten der städtischen Tourismus-Agentur: „In der ganzjährig geöffneten Strandlounge kannst du bei köstlichen Speisen und Getränken den herrlichen Blick über die Lübecker-Bucht genießen“, heißt es da. Ob das mit dem ganzjährig noch so ist, wenn der Witterungsschutz abgebaut werden muss, darf bezweifelt werden: Gastronom Jaroslaw Karsunke fürchtet, dass die Versorgung in diesem Promenadenabschnitt dann im Herbst und Winter eingeschränkt werden muss. „Wir müssten unser Konzept ändern“, sagt er. Immerhin 60 bis 70 Plätze finden sich in den Kuppeln, dazu gibt es nur 30 Außenplätze. Einigen Gästen hat er schon erzählt, dass die Kuppeln vielleicht wegmüssten, die seien alle traurig. Die Kuppeln seien immer voll. „Für uns ist das fatal“, sagt der Gastronom.

Stadt sieht in transparenten Kugeln eine „Beeinträchtigung des Stadtbildes“

Der Fachbereich Planen und Bauen der Hansestadt Lübeck spricht in seiner Verfügung an den Hamburger Eigentümer des Gebäudes von einer „Bebauung der überbaubaren Grundstücksfläche ohne Baugenehmigung“. Der Bauantrag, soviel ist dem Schreiben zu entnehmen, wurde zwar gestellt. Sei dann aber von der Stadt abgelehnt worden. Die vier Kuppeln seien „unverzüglich, spätestens jedoch zum 01.09.2024, zu entfernen“, fordert die Stadt nun.

Der Gastronom wundert sich. „Die sind baugenehmigungsfrei“, sagt er mit Blick auf die Kuppeln. Das transparente Kunststoffzelt steht auf einer Holzplatte. Es sei mit zwei Ankern befestig, meint der Gastronom.

Die Stadt beruft sich auf eine Satzung aus den 1980er-Jahren, die für das Grundstück gelte. Die Kugeln würden die „städtebauliche Gestalt“ in dem Gebiet beeinträchtigen. Und pocht auf sofortige Vollziehung, ohne Widerspruch: „Im Hinblick auf die vorgefundenen Problematiken und der damit dauerhaft einhergehenden Beeinträchtigungen des Stadtbildes kann nicht bis zu einer unanfechtbaren Entscheidung über die Rechtmäßigkeit der Rückbauverfügung gewartet werden.“

Hoffen bis zuletzt

Gastronom Jaroslaw Karsunke öffnet seine Bubbles erstmal weiter. Werktags bis 19 Uhr, am Wochenende bis 21 Uhr. Und hofft, dass sein Vermieter die Sache doch noch hinbekommt. „Ich warte sehnsüchtig auf einen Anruf, dass alles geregelt ist“, sagt er. Darauf dürfte noch ein junger Mann sehnsüchtig warten, denn die Stadt könnte mit ihrer Ordnungsverfügung auch ein junges Glück zerstören: Für September ist eine der Kugeln für eine Verlobung gebucht, der Mann will die große Frage stellen. Wenn die Kugeln dann noch da sind. „Sonst muss ich das absagen“, meint der Gastronom.

„Für uns ist das eine Katastrophe“, sagt Gastronom Jaroslaw Karsunke. Die Stadt will, dass seine transparenten Kuppeln abgebaut werden, weil sie das Stadtbild stören würden. Fotos: Helge Normann

Text-Nummer: 167655   Autor: Helge Normann   vom 13.08.2024 um 21.31 Uhr