SHMF: Amateur-Saxophon-Brause im Dom

Lübeck - Innenstadt: Die Festival-Idee war, das Ergebnis eines Workshops von Porträt-Künstlerin Asya Fateyeva der Öffentlichkeit zu präsentieren. Also kam es zum Konzert „Celebrating the Saxophone“ im Dom – ausverkauft und das Publikum restlos begeisternd: 41 Amateurmusiker von 14 bis 83 Jahren bliesen vollster Spielfreude, was ihnen Fateyeva und Philippe Geiss in wenigen Tagen vermittelt hatten.

Und das konnte sich hören lassen. Es war nicht das Paradies – davor das Orchester anfangs Position bezogen hatte – ,sondern die irdische Macht der Musik, die von hier durch den Dom schallte: Zwei frühbarocke Gabrieli-Canzonen brausten mächtiger als Orgelklang, waberten allerdings diffus mit langem Nachhall. Es imponierte die Harmonie, die das Orchester neben Fateyeva dem Straßburger Kollegen und Experten Philippe Geiss verdankte. Dieser ausgewiesene Meister hatte viele der hier präsentierten Stücke arrangiert und war zudem ein inspirierender Dirigent.

Dann ein Sprung in die Neuzeit mit dem psychedelischen „Infinity“ und einem „Time Lapse“ - und wieder zurück zu Johann Sebastian Bach mit Asya Fateyevas wunderbarem Meditations-Solo aus dessen zweiter Cello-Suite. Das Orchester, weiblich-männlich fast pari besetzt, spielte in schwarzem Outfit und gelegentlich mit venezianischen Halbmasken. Bei Jenkins „Palladio“ war es gleichermaßen konzentriert und gelöst. Die Mehrchörigkeit zeigte: Das Saxophon ist in der Neuzeit das gemeinschaftsbildende Instrument geworden.

Hier kammermusikalische Echo-Effekte, dort eine Prozession – der Raum wurde einbezogen – mit Vogelstimmen aus Menschmündern und schließlich die Geiss-Eigenkompositionen „Groove it“ und „Sax&Co Song“: Dieser Meister ließ mit seinem Sopransaxophon die Solosynkopen nur so hüpfen und Stimmführerin Asya Fateyeva das Orchester kräftig swingen. Kein Wunder, dass das Auditorium am Ende in Begeisterung ausbrach. Wer im großen Dom weit hinten saß, bekam kompositorische Feinheiten allerdings wenig mit, sondern genoss mehr einen musikalischen Weihrauch.

Der Workshop der Porträt-Künstlerin Asya Fateyeva endete mit einem hörenswerten Konzert im Dom. Foto: Jewgeni Roppel

Der Workshop der Porträt-Künstlerin Asya Fateyeva endete mit einem hörenswerten Konzert im Dom. Foto: Jewgeni Roppel


Text-Nummer: 167718   Autor: Güz.   vom 18.08.2024 um 10.01 Uhr

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