1. Philharmoniker-Konzert: Große Bilder

Lübeck: GMD Stefan Vladar und die Lübecker Philharmoniker haben sich für das 1. Sinfoniekonzert der Saison viel vorgenommen – und überzeugten in der MuK im Sonntagskonzert mit einem abwechslungsreichen Programm: Von Sergej Prokofjews kurzer Klassik-Reminiszenz geht es über Frank Martins finale „Jedermann“-Gedanken zu Modest Mussorgskis grandiosem Gang durch die „Bilder einer Ausstellung“.

Welches Vergnügen Prokofjew beim Komponieren seiner „Symphonie Classique“ hatte, lassen Vladar und die Philharmoniker von der ersten Note an hören: Im Allegro hüpfen die Fagotte (Jakob Meyers, Vera Fliegauf) über den von Khristian Artamonov angeführten eilenden Violinen, im ausmusizierten Larghetto erheben sich die Violinen luftig über Celli und Hörner, die Gavotte funkelt voller Ironie, das Finale saust molto vivace in technischer Reinkultur.

Der Österreicher Stefan Vladar und der Däne Bo Skovhus widmen sich mit den Lübecker Philharmonikern dem Werk des Schweizers Frank Martin zu dessen 50. Todestag: Die „Sechs Monologe aus 'Jedermann'“ – Hugo von Hofmannsthals großes Theater wird seit hundert Jahren bei den Salzburger Festspielen gegeben – finden ihre eindringliche Interpretation durch den Sänger, mit dem Vladar seit Jahren erfolgreich zusammenarbeitet. Hier kann der Bariton seinem Timbre alle Schattierungen geben von der Dramatik des „Ist alls zu End“ über die Klage des dritten Monologs bis zur finalen Schicksalsergebenheit. Vorbildlich deklamierend, mit eindringlichen Höhen, darf Skovhus dem Dirigenten und den Philharmonikern vertrauen, die von Streicher-Zagheit über Bläser-Klage bis zum Glocken-Schlag den „Jedermann“ miterleben lassen.

Mit Spannung erwarteter Höhepunkt sind natürlich die „Bilder einer Ausstellung“. Mussorgskys Klaviersuite hat Maurice Ravel mit einer Raffinesse instrumentiert, die das Publikum wieder in Bann zieht. So auch in der MuK: Von der ersten “Promenade“ (Solotrompeter Joachim Pfeiffer in Hochform) bis zu „Das große Tor von Kiew“ funkelt der musikalische Bilderbogen in allen Farben. Die Wucht der Celli und Bässe im „Gnom“, das Tuba-Knarren in „Der Ochsenkarren“, die hüpfenden Holzbläser im Küchlein-Ballett, die rasante Fahrt auf das majestätisch aufragende „Große Tor von Kiew“ zu – alles zieht die Hörer immer wieder in Bann. Die Philharmoniker zeichnen, malen, spachteln, was die Instrumente hergeben und Vladar vorgibt. Das ist klar konturiert, war im Sonntagskonzert gelegentlich zu hastig (etwa die „Küchlein“). Exzellente Soli in jeder Gruppe zeigen die Qualität der Philharmoniker, die das große Publikum regelrecht feierte. Besucher am Montag können also gespannt sein.

Übrigens wird mit diesem Konzert ein kleines Jubiläum begangen: Im Herbst vor 30 Jahren wurde die Musik- und Kongreßhalle Lübeck – die „MuK“ – eröffnet mit einem Konzert des Philharmonischen Orchesters der Hansestadt Lübeck unter seinem damaligen GMD Erich Wächter. Initiator der MuK war der Verein Konzertsaal für Lübeck, der viele Jahre für dieses Projekt die Trommel gerührt hat mit dem Motto „Seid konzärtlich“.

GMD Stefan Vladar und die Lübecker Philharmoniker wurden für das erste Konzert der neuen Saison der Sinfoniekonzerte vm Publikum gefeiert. Foto: Wolfgang Maxwitat/TL

GMD Stefan Vladar und die Lübecker Philharmoniker wurden für das erste Konzert der neuen Saison der Sinfoniekonzerte vm Publikum gefeiert. Foto: Wolfgang Maxwitat/TL


Text-Nummer: 168265   Autor: Güz.   vom 15.09.2024 um 17.43 Uhr

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