Ausstellung: Gestorben wird immer
Lübeck - Kücknitz: „Gestorben wird immer“ lautet eine beliebte Floskel – doch wird mit dem Tod auch immer in der gleichen Weise umgegangen? Dieser Frage widmet sich die neue Ausstellung der Lübecker Sammlung Kulturen der Welt ab dem 28. September unter dem Titel „Bestattungskulturen in Lübeck und der Welt. Vom Ruheort zum Coffin Dance“.Rund 70 Exponate aus 25 Ländern geben in den Räumen des Industriemuseums Herrenwyk Einblicke in alte Traditionen und neue Trends in der deutschen Bestattungsindustrie sowie in alternative spirituelle und humorvolle Umgangsformen mit dem Tod in Asien, Afrika, Lateinamerika und der Südsee. Zu sehen sind archäologische, historische und moderne Exponate, die zum Teil noch nie öffentlich gezeigt wurden, sowie exklusives Bildmaterial der christlichen, islamischen und jüdischen Friedhöfe Lübecks.
Die Ausstellung ist Bestandteil des großen „Zauberberg“-Jahres, mit dem der Verbund der Lübecker Museen das 100. Jubiläum von Thomas Manns Weltbestseller „Der Zauberberg“ begeht. In dem Roman ist das Thema Tod omnipräsent. Die Schau wird begleitet von einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm an verschiedenen Orten der Hansestadt. Sie wurde vom Direktor der Lübecker Sammlung Kulturen der Welt Dr. Lars Frühsorge kuratiert und ist bis 23. Februar 2025 zu sehen.
„Bestattungskulturen in Lübeck und der Welt. Vom Ruheort zum Coffin Dance“ ist in drei Themenräume gegliedert. Im ersten Raum geht es um den Tod als Übergang in eine vermeintlich andere Welt. Anhand verschiedener Exponate soll deutlich gemacht werden, welche Vorstellungen vom Tod in Vergangenheit und Gegenwart in unterschiedlichen Kulturen vorherrschen. Dabei wird deutlich, dass das Ableben vielerorts nicht als absolutes Ende verstanden wird, sondern lediglich als weiterer Schritt in einem ewigen Kreislauf von Tod und Wiedergeburt bzw. als Neubeginn eines Daseins als verehrter Ahne. Zu sehen sind beispielsweise Kreuze aus dem Alpenraum, die Sterbenden in die Hand gegeben werden, oder eine Statue des liegenden Buddhas, die den Eintritt ins Jenseits symbolisiert.
Der zweite Raum widmet sich den Ritualen, die die Menschen im Laufe der Zeit entwickelt haben, um ihre Verluste zu verarbeiten. Dazu geben nicht nur Objekte Auskunft, mit deren Hilfe man scheinbar Kontakt mit der Totenwelt aufnehmen oder Blicke ins Jenseits erhaschen kann, sondern auch die verschiedenen Formen der Trauerfeiern. Während den meisten die farbenfrohen Kostüme und Figuren des mexikanischen „Día de los Muertos“ ein Begriff sind, ist der „Coffin Dance“, also die Art und Weise, wie Sargträger in Ghana ihre Tätigkeit in mitreißende tänzerischen Choreografien einbetten, erst zur Corona-Zeit vor allem in den sozialen Netzwerken bekannt geworden und hat mittlerweile Kultstatus erlangt.
Raum 3 schließlich behandelt den Friedhof als Ort der Trauer sowie dessen Entwicklung vor dem Hintergrund, dass viele Menschen sich mittlerweile für alternative Bestattungsorte wie Ruheforste oder Seebestattungen entscheiden. Selbstverständlich soll dabei auch der Wirtschaftsfaktor der Bestattungsindustrie beleuchtet werden. Erstmals wird außerdem speziell die Geschichte und Entwicklung der Lübecker Friedhöfe in den Blick genommen, wofür Fotomaterial durch eigens für die Ausstellung in Auftrag gegebene Drohnenflüge ausgewertet wurde. Dies ist ebenfalls in der Ausstellung zu sehen. Highlight des Raums ist ein Sarg, in dem man schon einmal „probeliegen“ kann, was in die abschließende Fragestellung, wie man selbst eines Tages bestattet werden möchte bzw. ob man sich mit diesem Thema überhaupt schon auseinandergesetzt hat, mündet.
Dem Ausstellungskurator und Ethnologen Lars Frühsorge, der bereits seit 15 Jahren auf seinen Reisen zu dem Thema forscht, liegt genau dieser Aspekt im Herzen - er möchte mit der Ausstellung das Thema Tod enttabuisieren und den Blick vergleichend auf andere Kulturen lenken, wo ganz anders als in der westlichen Welt damit umgegangen wird. Er freut sich zudem über die zahlreichen Kooperationen beispielsweise mit der Gärtnerei Hinze und den Bestattungsunternehmen „Dabringhaus“ und „Gebrüder Müter“, mit deren Hilfe es ihm im Begleitprogramm zur Ausstellung gelingt, das Thema Tod in all seinen Facetten zu beleuchten. Dank gilt darüber hinaus der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung zu Lübeck, die die Schau finanziell gefördert hat.
Die Ausstellung „Bestattungskulturen in Lübeck und der Welt. Vom Ruheort zum Coffin Dance“ wird am Freitag, 27. September, um 17 Uhr im Industriemuseum Herrenwyk eröffnet. Nach einer Begrüßung durch den Leitenden Direktor der Lübecker Museen Dr. Tilmann von Stockhausen und der Direktorin des Industriemuseums Herrenwyk Dr. Bettina Braunmüller, führt Dr. Lars Frühsorge, Kurator und Direktor der Lübecker Sammlung Kulturen der Welt, in die Ausstellung ein. Zudem stimmen die Kunstinstallation „Fluss des Lebens“ und eine Performance der Berliner Künstlergruppe „#yodo – you only die once“ auf das Thema ein. Die Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft Lübeck e. V. sorgt mit einem Buffet mit Speisen und Getränken, wie sie in Lateinamerika zum „Tag der Toten“ üblich sind, für das leibliche Wohl. Die Teilnahme beträgt 4 Euro, für Kinder und Jugendliche ist sie frei. Tickets sind an der Museumskasse des Industriemuseums Herrenwyk erhältlich.
Die Ausstellung zeigt Beispiele der Bestattungen verschiedener Kulturen und Zeitalter. Foto: JW/Archiv
Text-Nummer: 168476 Autor: Museen vom 26.09.2024 um 14.20 Uhr