Passat braucht 30 Millionen für die Werft
Lübeck - Travemünde: Archiv - 15.10.2024, 19.01 Uhr: „Das ist doch eine ehrliche Summe, mein lieber Mann“, freute sich Holger Bull, Vorsitzender des Vereins „Rettet die Passat“, als er am Montagnachmittag eine Spende in Höhe von 1.500 Euro entgegennehmen konnte. Am Rande des Termins verriet er dann, dass Travemündes schwimmendes Wahrzeichen bald noch mehr Geld brauchen wird. Viel mehr.Am späten Montagnachmittag wurden Stephan Kanow und Michael Schäper von der Travemünder Dienstleistungs- und Handwerkergemeinschaft (TDHG) auf der Viermastbark „Passat“ empfangen. Die Gemeinschaft hatte im Sommer das beliebte „Handwerkerfest“ in der Vorderreihe ausgerichtet (Wir berichteten), die Überschüsse aus der Veranstaltung wurden jetzt gespendet. 1.500 Euro gingen an den Verein „Rettet die Passat“ und nochmal die gleiche Summe an die ebenfalls auf dem Priwall beheimatete Ostsee-Station.
Holger Bull freute sich über die Spende, die Michael Schäper und Stephan Kanow vorbeibrachten. Und erzählte dabei von den vielen Projekten auf der Viermastbark „Passat“, darunter den in wenigen Jahren anstehenden Werftaufenthalt.
Mit Holger Bull gab es eine kurze Führung an Deck, wobei er von den laufenden Arbeiten berichtete. Der gut 400 Mitglieder starke Verein „Rettet die Passat“ unterstützt regelmäßig die Instandhaltung des Windjammers, der der Hansestadt Lübeck gehört. Irgendetwas ist an Bord immer zu tun. Ein großer Posten sind zum Beispiel die neuen Planken aus „Oregon Pine“, einer besonders haltbaren Holzart, die aus Kanada geliefert wurde. 300.000 Euro hat der Verein in den letzten Jahren nur für das Material aufgebracht. Wenn das Schiff in die Werft kommt, wird allerdings das hundertfache dieser Summe gebraucht.
„Das Schiff muss irgendwann wieder in die Werft“, erzählte Holger Bull im Rahmen des kleinen Rundgangs an Deck. Es werde zwar jedes Jahr betaucht, um nach dem Unterwasserschiff zu gucken, und das sehe auch nicht so schlecht aus. Zuletzt sei die „Passat“ allerdings 1998 aus der Werft gekommen. Das ist sehr lange her. Der nächste Werfttermin steht laut Bull daher in wenigen Jahren an. Bevor es losgeht, muss allerdings erst noch eine Bestandsaufnahme gemacht werden. Dann muss eine Werft gefunden werden, erinnert Holger Bull, denn Lübeck hätte ja nichts mehr. „Wir haben ja nicht mal mehr ein Dock.“ Und wenn die Passat schon mal in der Werft ist, verriet er, müsse man ja auch über ihre weitere Verwendung nachdenken. Zum Beispiel, ob noch ein zweiter Raum zum Feiern eingebaut werden solle.
1998 kostete die Generalüberholung 7,2 Millionen Mark. Knapp drei Jahrzehnte später dürfte es etwas mehr werden: „Also wir würden, wenn wir das Schiff in die Werft bringen, so ungefähr mit 30 Millionen auskommen“, meint Holger Bull. Die Summe sei aber gar nicht so abwegig. Der Bund hätte ja für die Hamburger „Peking“ 37 Millionen Euro gegeben.
Für die Travemünder Viermastbark „Passat“ steht bald ein neuer Werftaufenthalt an. Wo, steht noch nicht fest. Fotos: Helge Normann
Text-Nummer: 168820 Autor: Helge Normann vom 15.10.2024 um 19.01 Uhr