Grüne: Konzept des Lübecker Stadtwaldes ist zukunftssicher
Lübeck: Am Donnerstagabend hatte die Grüne Fraktion Lübeck zu einer öffentlichen Fraktionssitzung mit dem Titel “Grüntalk Lübeck: Der Lübecker Stadtwald - ist das Konzept zukunftssicher?” geladen. Neben Experten hatten rund 40 Zuhörer die Diskussion verfolgt, heißt es dazu in einem Bericht der Grünen zur Veranstaltung.Wir veröffentlichen den Bericht der Grünen zur Veranstaltung im Wortlaut:
(„)Die Hansestadt hat mit dem Lübecker Modell ein einzigartiges Waldkonzept, das weltweit Beachtung findet. Die EU hat dieses Konzept kürzlich als Best Practice Beispiel für nachhaltige Waldwirtschaft hervorgehoben.
In der Veranstaltung diskutierte die Grüne Fraktion mit Hannes Napp (Bereichsleiter Stadtwald Lübeck, Dr. Stefan Kreft (Naturwaldakademie) und Reinhard Degener (BUND Lübeck) die Frage, wie zukunftsfähig das Konzept des Lübecker Stadtwaldes angesichts der Klimaveränderungen noch ist.
Hannes Napp konnte zunächst bestätigen, dass sich der Wald insgesamt in einem sehr guten und resilienten Zustand befindet. Auch sei das Konzept durch Verwaltung und Politik anerkannt und werde geschätzt.
Alle Beteiligten waren sich einig, dass der Stadtwald auch weiterhin wirtschaftlich arbeiten soll. Die naturnahe Bewirtschaftung sei schließlich das Kernelement des Konzepts, sei ein Vorbild für andere Waldbesitzer und legitimiere den Weiterbetrieb in diesem Sinne. Reinhard Degener mahnte in Richtung Politik, dass niemand schwarze Zahlen aus der Bewirtschaftung des Stadtwaldes fordern solle. Dr. Kreft appellierte, gegen Druck von außen am Konzept festzuhalten, auch wenn die Bestände mal nicht so gut aussähen.
Auch konkrete Wünsche in Richtung Verwaltung und Politik wurden seitens der Experten geäußert. Gefordert wurde unter anderem eine bessere Abstimmung zwischen Stadtwald und dem Bereich Stadtgrün und Verkehr, eine weitere Bewirtschaftung stadteigener Flächen nach dem Lübecker Modell sowie eine vermehrte Nutzung der eigenen Holzprodukte durch die Stadt. Eine wichtige Forderung ist die Ausweitung des Konzeptes durch Aufforstung zusätzlicher Flächen für Neuwaldbildung. Ein Anfang wird beim Stadtgut Niendorf mit rund 30 Hektar gemacht.
Silke Mählenhoff, umweltpolitische Sprecherin der Grünen Fraktion: „Wir haben uns sehr über die lebhafte Diskussion gefreut. Man hat deutlich gemerkt, welch hohen Stellenwert der Stadtwald im Leben vieler Lübecker hat.
Im Vergleich mit den kürzlich veröffentlichten Ergebnissen der Bundeswaldinventur ist der Lübecker Wald nicht nur stabil und zukunftsfähig, sondern weist auch hohe Holzzuwachsraten auf. Damit ist der Erfolg des Konzeptes, den Wald mit Augenmaß zu nutzen, bestätigt. Es werden wertvolle Hölzer (Furniere) erzeugt, für die auch zukünftig Bedarf besteht.
Mit Blick auf die Zustände anderer Wälder in Deutschland wird es in Zukunft darauf ankommen, das Lübecker Waldkonzept noch aktiver nach außen zu kommunizieren und den hohen Nutzen naturnaher Waldnutzungen hervorzuheben. Wertvoller Wald wächst bekanntlich nur langsam. Wir in Lübeck haben mit unserem Stadtwaldkonzept einen Vorsprung von 30 Jahren Erfahrung und deswegen die Verantwortung, hier auch als Vorbild nach außen zu wirken.”
Marilla Meier, Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Sicherheit und Ordnung ergänzt: „Die in der vergangenen Woche veröffentlichten Ergebnisse der bundesweiten Waldinventur sind erschreckend: Der deutsche Wald ist insgesamt sehr unter Stress geraten. Zudem gibt es besonders in Wäldern mit größeren Fichtenmonokulturen große Verluste an Biomasse, wodurch die Funktion des Waldes als Kohlenstoffsenke rapide nachgelassen hat.
Es wird immer klarer, dass wir in Lübeck mit unserem hauptsächlich aus Laubmischwald bestehenden Stadtwald auf einem riesigen Schatz sitzen, dessen Wert als Ökosystem aber auch als Faktor für die Lübecker Klimabilanz sich in den nächsten Jahren vermehrt zeigen wird.
Uns ist es wichtig zu betonen, dass es beim Lübecker Waldkonzept nicht darum geht, den Wald vollkommen unberührt zu lassen wie in einem Nationalpark, sondern durch gezielte und nachhaltige Nutzung ein Nebeneinander von Ökologie, Naherholung und Wirtschaftlichkeit zu schaffen und für die Zukunft weiterzuentwickeln.
Unser Ziel ist es, noch viel mehr als bisher mit anderen Waldbesitzern, aber auch Kommunen, die große eigene Waldflächen besitzen, in Kontakt zu kommen, um für unser Modell der nachhaltigen Waldbewirtschaftung zu werben, wie es in der “Wald-Allianz” in Anfängen schon geschieht.” („)
Die Grüne sehen das Konzept des Lübecker Stadtwaldes als zukunftssicher an. Foto: JW/Archiv
Text-Nummer: 168835 Autor: Grüne/red. vom 15.10.2024 um 12.17 Uhr