Lübecker Unternehmen forscht zum autonomen Fahren

Lübeck: Archiv - 26.10.2024, 09.51 Uhr: Lübeck mischt mit in Sachen autonomes Fahren. Die Firma Gestigon startet zukunftsorientiert durch und schafft mithilfe von Bildverarbeitungssoftware ein sicheres Fahrgefühl.

Das autonome Fahren wird weltweit ein immer wichtigeres Thema und sorgt für zahlreiche Innovationen innerhalb der Automobilindustrie. Amerika ist jetzt schon auf dem Vorstoß in Sachen selbstfahrende Autos, doch wird auch Lübeck in einigen Jahren eine Stadt sein, in der die Rolle des Fahrers nur noch zweitrangig ist?

Die Vision: Das Taxi ist bestellt und man wartet in der Kälte auf das herannahende Gefährt. Ungeduldig schaut man immer wieder auf das Handy, ärgert sich über die Wartezeit und hofft, dass der Taxifahrer nicht allzu gesprächig ist. Schon aus der Ferne sieht man ein ungewöhnliches Auto mit einem großen schwarzen Zusatz auf dem Dach. Es ist das bestellte Taxi. Doch ein Blick durch die Scheibe und etwas fällt sofort auf. Gegenüber des Lenkrads lässt sich kein Fahrer finden und allgemein wird das Fahrzeug von unglaublicher Stille begleitet. Fast geisterhaft fährt das Taxi einen durch den Straßenverkehr, vollzieht Spurwechsel, bremst, gibt Gas. Eine Szene, die wir uns hier in Lübeck kaum vorstellen können, doch in einigen wenigen Ländern schon zum Alltag gehört.

Das Robotaxi von Waymo, einer Schwesterfirma von Google, ist bisher eines der ersten fahrerlosen Taxis. In vier Städten der USA gehört das weiße Auto mit seiner Kamera auf dem Dach bereits zum Stadtbild und bringt Menschen zu ihren Wunschorten. Mithilfe von Kameras und zusätzlichen Sensoren stehen die Taxis 24 Stunden sieben Tage die Woche zur Verfügung. Jetzt neu an Bord ist Hyundai, die mit ihrem Modell Ioniq 5 ebenfalls mit selbstfahrenden Autos in den Straßenverkehr einziehen wollen. Bereits in den US-Städten San Francisco, Los Angeles, Phoenix und Austin können Passagiere die Dienste der Firma nutzen. Währenddessen versucht auch der Milliardär Elon Musk, Leiter des Elektroautoherstellers Tesla, auf dem Markt des autonomen Fahrens mit neuen Innovationen im Rennen um die Robotaxis aufzuholen. Vor wenigen Tagen wurde das neue Robotaxi „CyberCab“ vorgestellt.

Wirft man einen Blick auf Deutschland, so hält man sich hier beim autonomen Fahren zurück. So hatten Bundestag und Bundesrat erst im Mai 2021 einem Gesetz zugestimmt, wonach autonome Fahrzeuge legal am Straßenverkehr teilnehmen dürfen. Deutsche Autohersteller versuchen zwar mit den amerikanischen Konkurrenten mitzuhalten, bewegen sich aber vorsichtiger auf dem Gebiet.

In Lübeck arbeitet die Firma Gestigon, welche 2017 von Valeo übernommen wurde, am Fachbereich autonomes Fahren. Sie entwickelt eine 3D-Bildverarbeitungssoftware für Gesten und Bewegungserkennung. Es soll ein Sicherheitsgefühl geschaffen werden, die auf den Benutzer definiert ist. Denn Sicherheit entstehe mit der Interaktion von Technologien. Neben dem bestehenden Driver Monitoring System von Valeo, bietet die Software von Gestigon eine große Bandbreite an Funktionen zur Objekt- und Insassenerkennung. Zukünftig ist es möglich, auch das Fahrzeugumfeld zu analysieren und Sicherheitsbedürfnisse der Mitfahrenden anzupassen, wie die Einleitung des Airbags. Mithilfe von Kameras können gefährliche Fahrsituationen frühzeitig erkannt werden, und der Airbag löst sich bereits vor einem Aufprall.

Doch welcher Mehrwert kann aus dem autonomen Fahren gewonnen werden? Selbstfahrende Autos bringen eine Menge Vorteile mit sich, der größte ist die Nachhaltigkeit. Durch eine angepasste Fahrweise können Staus vermieden werden und ein besserer Verkehrsfluss entsteht. Dies führt zu geringeren Kraftstoffverbräuchen und eine niedrigere Umweltbelastung entsteht. Auch Sharing-Modelle sollen mithilfe autonomer Fahrzeuge zum Einsatz kommen, sodass umweltschädliche Individualfahrten reduziert werden. So sagt Mathias Mitteregger, Koordinator eines Forschungsprojekts zur Bedeutung autonomer und vernetzter Fahrzeuge im städtischen Raum der TU Wien, dass gezielt eingesetzt, automatisierte Fahrzeuge hochqualitative Mobilitätsservices in Gebieten ermöglichen, in denen der klassische öffentliche Nahverkehr scheitere.

Neben den nachhaltigen Aspekten bringt das autonome Fahren auch jegliche ungeklärte Fragen mit sich. So gibt es weiterhin keine weitgreifenden rechtlichen Aspekte, da bei dem Falle eines Unfalls die Situation ganz anders bewertet werden müsste.

Als Fazit kann gesagt werden, dass autonomes Fahren das weitere Leben beeinflussen wird und den Markt neu aufmischen wird. Bis die Lübecker mit einem Robotaxi abgeholt werden, mag wohl noch seine Zeit dauern. Neben den langsam voranschreitenden rechtlichen Bestimmungen fehlt es ebenso noch an der Bereitschaft, die Rolle des Fahrers bewusst abzugeben. Dennoch ist der Grundstein für die Zukunft bereits gelegt.

Auch in Lübeck wird an der Zukunft der Mobilität geforscht. Foto: Sophie-Linh Effenberger

Auch in Lübeck wird an der Zukunft der Mobilität geforscht. Foto: Sophie-Linh Effenberger


Text-Nummer: 169072   Autor: Sophie-Linh Effenberger   vom 26.10.2024 um 09.51 Uhr

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