Winterzeit: Ausschlafen am Sonntag!
Lübeck: Archiv - 26.10.2024, 11.54 Uhr: Gelegentlich ist zu lesen, dass wir am Sonntagmorgen um 3 Uhr wieder eine Stunde "geschenkt "bekommen. Denn da werden die Uhren wieder um eine Stunde auf die Winterzeit zurückgestellt. Aber eigentlich bekommen wir nur wieder, was man uns im Frühjahr genommen hat, als wir von der Winterzeit (eigentlich Normalzeit) auf die Sommerzeit „umgestellt“ wurden.Der Wunsch, dass diese Umstellung womöglich die letzte ist, hat sich zwischenzeitlich zerschlagen. Verbunden mit der Hoffnung auf Energieeinsparungen wurde die Zeitumstellung im Jahre 1980 eingeführt. Bereits damals wurde auch ohne Klimakatastrophe an Energiesparen gedacht. Nur lagen die Gründe damals etwas anders. Statt der erhofften Einsparungen an Energie gab es unerwünschte Folgen für viele von uns. Die „Innere Uhr“ störte diese Änderung des „Wach-Schlaf-Rhythmus“ durch diesen Mini-Jet-Lag mit Schlafproblemen oder Antriebslosigkeit. Und viele andere unangenehme Folgen plagten den Verkehr, die Industrie- und Landwirtschaft. Und eine Energieeinsparung stellt sich kaum ein. Diese Erkenntnis gab es schon bei der ersten Umstellung im Ersten Weltkrieg und auch später im Zweiten Weltkrieg.
In der EU ist das Ende der Zeitumstellung längst beschlossen, aber eine Umsetzung in den EU-Staaten zeichnet sich immer noch nicht ab. Denn Brüssel will einen Flickenteppich durch unterschiedliche Zeitzonen in Europa vermeiden. Für diesen Fall befürchtet die EU negative Folgen für den Verkehr und den Waren- und Dienstleistungsverkehr im Binnenmarkt. Die EU-Staaten sind aufgefordert, einen Kompromissvorschlag zu erarbeiten, doch es ist wegen der Widerstände in einigen Mitgliedsländern still geworden. Woran dies liegt? Niemand will sich genau äußern. Was so im Flurfunk der Brüsseler Bürokratie gelegentlich zu hören sei, lautet etwa so: "Haben wir derzeit mit Krieg, Klimakatastrophe und Inflation nicht genug und wichtigere Probleme?" Aber ein Problem weniger, wie ein Verzicht auf die Zeitumstellung, wäre ja auch schon was. So bleibt uns auf jeden Fall im diesem Jahr zumindest der kleine Trost einer kleinen wiedererlangten Stunde für einen längeren Schlaf hinein in den Sonntag.
Damit alle Uhren wieder richtig ticken, sorgen in Deutschland die Atomuhren der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig. Über den Sender (DCF-77) werden die Signale übertragen, durch die sich die Funkuhren automatisch an die Zeitumstellung anpassen. Bleibt uns lediglich dafür zu sorgen, dass wir unsere analogen Uhren morgen früh ebenfalls umstellen.

Eine Stunde länger schlafen: Am Sonntagmorgen wird wieder an der Uhr gedreht. Fotos: Karl Erhard Vögele
Text-Nummer: 169075 Autor: Karl Erhard Vögele vom 26.10.2024 um 11.54 Uhr