Ausgerechnet zum Winter: Streit um Wetter-Kuppeln geht weiter
Lübeck - Travemünde: Archiv - 28.10.2024, 21.30 Uhr: Der Bericht von HL-live.de über die beliebten „Gastro-Bubbles“ auf einem Privatgelände an der Strandpromenade löste im Sommer einen Sturm der Empörung aus. Denn der Stadt ist der transparente Witterungsschutz ein Dorn im Auge. Die Lage beruhigte sich erst, als Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau versprach, dass mit dem Betreiber nach einer „tragfähigen, dauerhaften Lösung gesucht“ werde. Der Termin fand nun statt. Von einer Lösung ist allerdings nichts in Sicht.Der Wochenauftakt war geprägt von Nieselregen. Wer sich in der Gastronomie im Garten der „Villa Mare“ (früher „Haus Royal“) einen Kaffee holte, zog sich damit in eine der großen transparenten Kuppeln auf dem Rasen vorm Haus zurück. Solche Kuppeln sind derzeit beliebt, kommen an vielen Orten an der Küste zum Einsatz. Sogar bei Veranstaltungen in Travemünde (Wir berichteten). In den transparenten Halbkugeln vor der „Villa Mare“ sieht die Verwaltung allerdings „Beeinträchtigungen des Stadtbildes“, wie es in einem offiziellen Schreiben heißt. Sie sollten weg (Wir berichteten).
Lindenau versprach Suche nach einer Lösung
Die daraufhin im Sommer aufbrandende Protestwelle scheint die Verwaltung überrascht zu haben. Es wurde eine Petition für den Erhalt der Bubbles gestartet und sogar eine Demo war im Gespräch. Bis Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau auf Facebook Entwarnung gab: „Es bedarf keiner weiteren Aufregungen oder Aktionen“, schrieb Lindenau. „Das Ordnungsverfahren wird bis auf weiteres ausgesetzt und mit dem Betreiber nach einer tragfähigen, dauerhaften Lösung gesucht. Die Verwaltung vereinbart einen Gesprächstermin.“ Dieser Gesprächstermin hat nun stattgefunden. Gastronom Jaroslaw Karsunke zeigt sich enttäuscht. Ihm zufolge gibt es keine Lösung.
Lenken die Kuppeln den Fokus der Passanten von der Villa ab?
„Deren Aussage ist, der Fokus ist auf die Kuppeln und nicht auf das Haus gerichtet“, sagt er. Ein Lübecker Senator hatte sich auf dem Grundstück im Jahre 1904 eine prachtvolle Villa errichten lassen, die heute unter Denkmalschutz steht. Wobei Lübecks Denkmalschutz dem Gastronomen zufolge gar nichts gegen seine Kuppeln hat: „Die Denkmalschützer haben nichts dagegen, dass die Kuppeln hier stehen. Nur die Stadtplanung, das Bauamt“, sagt Gastronom Jaroslaw Karsunke. Der Anwalt, der sich inzwischen mit dem Fall beschäftigt, hätte mit dem Denkmalschutz gesprochen.
Landschaftsarchitekt soll die Kuppeln „verstecken“
Als schwieriger beschreibt der Gastronom das Gespräch mit dem Bauamt: „Deren einziger Vorschlag war, dass wir einen Landschaftsarchitekten beauftragen“, sagt er. Der solle die Kuppeln so integrieren, dass man sie nicht mehr sehe. Wie das gehen soll, weiß er nicht. Und: „So ein Landschaftsarchitekt kostet ja auch viel Geld.“ Ansonsten hätte er nur viele Paragrafen zu hören bekommen.
„Im Louvre steht ja auch eine Pyramide“
Die Kunden des Gastronomiebetriebs lieben jedenfalls die Bubbles, in denen sie wettergeschützt sitzen können. Und auch der Gastronom findet, die Gegensätze aus historischer Villa und modernen Kuppeln würden sich gut ergänzen. „Im Louvre steht auch eine Pyramide mittendrin“. Das hätte er auch dem Bauamt so gesagt.
„Ohne die Kuppeln kann ich zumachen“
Jetzt ist Herbst, und „alle sitzen drinnen“, sagt Gastronom Jaroslaw Karsunke. „Ohne die Kuppeln kann ich zumachen.“ Da würde ja keiner mehr kommen. „Ich muss jeden Monat acht Löhne überweisen“, sagt er.
Kein Ergebnis erzielt worden
„Wir sind schon bereit, die Kuppeln umzustellen“, sagt Jaroslaw Karsunke. „Aber egal was wir gesagt haben, die Antwort war Landschaftsarchitekt“, berichtet er von dem Gespräch mit der Behörde. Es sei so jedenfalls kein Ergebnis erzielt worden. „Der Endstand ist, dass wir einen Landschaftsarchitekten beauftragen sollen“, sagt Jaroslaw Karsunke. Der solle die Kuppeln so integrieren, „dass man sie am besten nicht sieht.“ Einen nächsten Termin mit dem Bauamt gäbe es trotz des ergebnislosen Gespräches auch nicht. Jetzt wird wohl erst mal wieder gar nichts passieren, bis wieder ein neues Schreiben von der Behörde kommt.
Protest der Bürger geht weiter
In den sozialen Medien machen Bürger ihrem Ärger schon wieder Luft: „Was für eine Posse. Unfassbar. Gibt es nichts Wichtigeres?“, fragt da einer in der Facebook-Gruppe „Travemünder Magazin“. „Was ist jetzt hier eigentlich das Problem?“, fragt ein anderer Leser und ein weiterer vermutet: „Die suchen die Fliege an der Wand“. Der Gastronom selbst ist dankbar für die Unterstützung, sagt er und hat einen Aushang mit QR-Code zur Petition am Eingang angebracht. Die zählt inzwischen fast 700 Unterschriften.

Die Bürger mögen seine Kuppeln, die Verwaltung nicht: Gastronom Jaroslaw Karsunke in einer seiner transparenten Halbkugeln, die Gäste besonders im Winter vor Wind und Wetter schützen. Fotos: Helge Normann
Text-Nummer: 169112 Autor: Helge Normann vom 28.10.2024 um 21.30 Uhr