Intelligente Steuerung des Verkehrs: Projekt startet
Lübeck: Seit 20 Jahren wird über einen Zentralrechner für Lübecks Verkehr diskutiert. Jetzt startet die Ausschreibung. Das System, das auf drei Teststrecken installiert wird, soll nicht nur Ampelschaltungen anpassen.Das Herzstück des "VIAA-Projekts" bildet ein Verkehrsrechnersystem mit Echtzeitdatenerfassung, das die Hansestadt Lübeck in die Lage versetzen soll, die Mobilität für die Zukunft zu planen und umzusetzen. Dieser Verkehrsrechner wird nicht nur den Verkehrsfluss in der Stadt verstetigen, sondern auch den Weg für zusätzliche fortschrittliche Funktionen ebnen, wie den sogenannten Ampelphasenassistenten. Diese Funktion wird es Autofahrenden und Radfahrenden ermöglichen, die Ampelsignale im Voraus per App auf ihrem Smartphone oder Borddisplay einzusehen. So kann beispielsweise die Zeit bis zur nächsten Grün- oder Rotphase angezeigt werden, was eine vorausschauende und umweltfreundliche Fahrweise ermöglicht. Für 2026 ist die Einrichtung einer ersten Teststrecke für den Ampelphasenassistenten geplant.
Ein weiteres zentrales Element von "VIAA" (Verkehrsmanagementsystem, intelligent, analytisch und agil) ist der Aufbau eines umfassenden Sensornetzes und Datenmanagements, das den Verkehr in seinen verschiedenen Anteilen und Wegebeziehungen detailliert erfasst. Den planenden Abteilungen der Bauverwaltung stehen hierdurch umfangreichere und nützlichere Informationen zur Verfügung, um verkehrliche Zusammenhänge besser zu verstehen und Probleme zielgerichteter zu lösen. Zukünftige, komplexe Aufgaben wie zum Beispiel der Masterplan Klimaschutz, der Lärmschutzplan oder der Verkehrsentwicklungsplan können auf diese Weise gezielt unterstützt werden.
Die so gewonnenen Informationen werden über die intelligente Smart-City-Plattform dann für die Verkehrsteilnehmer zur Verfügung gestellt, um eine bessere innerstädtische Routenplanung in Echtzeit zu ermöglichen.
Außerdem sollen zu einem späteren Zeitpunkt auch innovative Ideen geprüft werden. Zukünftig könnte das System beispielsweise mobilitätseingeschränkten Personen ermöglichen, längere Grünphasen anzufordern. Die Verknüpfung von Verkehrsdaten mit Umweltdaten sowie die gezielte Steuerung von Besucherströmen bei Veranstaltungen sind ebenfalls angedacht.
VIAA kostet rund fünf Millionen Euro, von denen 65 Prozent durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert werden. Das Förderprojekt ist zunächst auf zweieinhalb Jahre ausgelegt. Die Stadt hat bereits drei Stellen für die Umsetzung geschaffen und besetzt. In Kürze erfolgt die Ausschreibung der Technik. Ab Frühjahr oder Sommer beginnen die Baumaßnahmen.
Eingerichtet werden, wie bereits im Mai berichtet, drei Teststrecken, im Verwaltungsdeutsch "Reallabore" genannt:
Im Reallabor I (Fackenburger Allee) soll ein Ampelphasenassistent für Radfahrer und den MIV (motorisierten Individualverkehr) sowie eine neue ÖPNV-Bevorrechtigung erprobt und als Blaupause für das gesamte Stadtgebiet umgesetzt werden.
Im Reallabor II (Bei der Lohmühle) soll der analytische Schwerpunkt auf der Ermittlung des "Modal Splits" (Anteil der einzelnen Verkehrsträger, zum Beispiel Pkw, Lkw, Radfahrer und Busse) unter besonderer Berücksichtigung des Schwerverkehrsanteils und aufgrund der Topografie der Strecke (leichte Steigung) in der umweltgerechten Verstetigung des Verkehrsflusses liegen.
Im Reallabor III (Eric-Warburg-Brücke) sollen die Einflüsse der Klappbrücke auf das Verkehrsgeschehen zu Erkenntnissen hinsichtlich der Prognose des Verkehrsflusses im Zusammenhang mit bevorstehenden Brückenöffnungen führen.
Auf der Fackenburger Allee soll vor allem der Busverkehr beschleunigt werden. Foto: JW/Archiv
Text-Nummer: 169416 Autor: Presseamt Lübeck/VG vom 13.11.2024 um 16.18 Uhr