Sicherheits-Vorschrift: Busse dürfen nicht mehr durch den Hafen
Lübeck - Travemünde: Lübecks aufwendig erarbeiteter Busfahrplan ist noch gar nicht in Kraft, da gibt es schon wieder Änderungen. Der Grund: Busse dürfen nicht mehr durch das Hafengelände fahren. Was Jahrzehnte lang ging, geht jetzt nicht mehr. Die Lübecker Hafengesellschaft (LHG) bricht damit nicht nur eine Zusage, die Bedingung für die Hafenerweiterung war. Das Aus für die Bus-Trasse schadet auch dem eigenen Hafenhaus. Am Montag (18.11.2024) war der Vorgang Thema im Bauausschuss.
Der Bauausschuss bekam die Unterlagen erst Minuten vor Sitzungsbeginn. Zu spät, um sich vorzubereiten. Dafür gab es eine Präsentation.
Hafen-Durchfahrt: Das lange Schweigen der Verwaltung
Monatelang hüllte sich die Lübecker Verwaltung in Schweigen, obwohl es längst die Spatzen von den Dächern pfiffen: Die Lübecker Hafengesellschaft (LHG) macht aufgrund von Sicherheitsvorschriften die Durchfahrt von Linienbussen über ihr Gelände dicht (Wir berichteten im August). Eine Anfrage zum Thema „beantwortete“ das Lübecker Presseamt damals ausweichend: „Die Linienbusse fahren unverändert entsprechend dem Fahrplan. Sollten sich hier Änderungen ergeben, werden wir selbstverständlich rechtzeitig darüber informieren“, hatte Pressesprecherin Nicole Dorel behauptet. Selbst auf der Ortsratssitzung vor wenigen Tagen wollte ein Vertreter der Stadt auf Nachfrage aus dem Gremium nichts sagen. Und den Politikern im Bauausschuss am Montag (18.11.2024) wurde die viele Seiten lange Unterlage erst kurz vor der Sitzung zur Verfügung gestellt, so dass sie sich nicht mehr damit befassen konnten. Der Ausschuss-Vorsitzende Dr. Ulrich Brock kritisierte dann auch deutlich, dass man die Vorlage erst „zehn Minuten vor der Sitzung“ bekommen habe. Tatsächlich war die Lübecker Hafengesellschaft (LHG) laut einem Bericht der Verwaltung bereits am 10.05.2024 informiert, die Stadt soll ihrerseits erst am 03.07.2024 informiert worden sein.
Durchfahrt war Voraussetzung für Hafen-Erweiterung
Vor gut zwanzig Jahren war die Bus-Trasse durch das Hafengelände eine „politische Grundvoraussetzung für den Ausbau des Skandinavienkais“, wie es in einem Bericht der Verwaltung heißt. Diese Zusage wurde jetzt gebrochen, da nach einem Inspektionsbericht der EU-Kommission und der Behörde für Hafenanlagensicherheit „Sicherheitsbedenken“ bestehen. Denn mit den Fahrgästen der Linienbusse sind ja unkontrollierte Personen auf dem Hafengelände unterwegs. Und die Sicherheitszertifizierung sei „erforderlich für Betrieb und damit Fortbestand des Hafens“, wie es am Montag im Bauausschuss hieß.
Busse fahren jetzt durch die Ivendorfer Landstraße
Der neue Busfahrplan sah eigentlich vor, dass die Schnellbuslinien 30 und 40 weiterhin über den Skandinavienkai geführt werden. Bereits zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2024 sollen die Busse nun umgeleitet werden. Und zwar über die parallel verlaufende Ivendorfer Landstraße. Die „vorhandenen Fahrbahneinbauten“ sollen entfernt werden. Das dürfte manchen auf der geraden Strecke zu erhöhter Geschwindigkeit verleiten. Es gilt allerdings weiter eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Stundenkilometern. Dafür soll es dann eine „stationäre Geschwindigkeitsüberwachung“ geben.
Hafenhaus: Mit dem Spaßbus zum Hausarzt
Das bislang gut per Bus erreichbare Hafenhaus gerät nun etwas ins Abseits. Für die Akzeptanz der Schnellbusse wären die 6-7 Minuten Umweg zu lang. Allerdings muss es ja an den öffentlichen Personen-Nahverkehr angeschlossen werden. Mitarbeiter des Hafens steuern das Gebäude ebenso an wie Reisende und auch Patienten der dort ansässigen großen Hausarztpraxis. Die vorläufige Lösung: Als neue Linie soll der Touristen-Doppeldecker Passagiere vom Bahnhof Kücknitz zum Hafenhaus shutteln. Er war als einziges Transportmittel noch verfügbar und wird aufgrund der vielen Baustellen in der Lübecker Innenstadt auf absehbare Zeit nicht gebraucht. Wer von Travemünde zu seinem Hausarzt möchte, muss also erstmal mit Bus oder Bahn nach Kücknitz und dann mit dem Touristen-Doppeldecker zurück ins Travemünder Hafenhaus. Mittelfristig ist eine Verlängerung der Linie 33 bis zum Hafenhaus vorgesehen. Die Zwischenlösung wird die Stadt wohl erstmal 550.000 bis 600.000 Euro jährlich kosten.
Das Hafenhaus wird erst einmal nur noch mit dem Stadtrundfahrt-Doppeldecker angefahren – Vom Bahnhof Kücknitz aus.
Pluspunkt: Chancen für die zweite Zufahrt steigen
Die Hafenerweiterung hat Travemünde einst die zweite Zufahrt gekostet, was in Zeiten des Massentourismus inzwischen von vielen als Fehler gesehen wird. Seit langem läuft die Suche nach einer Möglichkeit, eine neue zweite Zufahrt zu schaffen. Zurzeit wird bei der Stadt die 7. und 8. Variante geprüft. Mit Ergebnissen rechnet die Verwaltung für Ende des Jahres. „Es ist nicht auszuschließen, dass die erforderliche Verlegung der Bustrasse Einfluss auf die Bewertung dieser Varianten haben wird“, heißt es in dem Bericht der Verwaltung.
Fahrgäste müssen sich kurzfristig umstellen. Nach langem Schweigen bestätigt die Stadt nun doch, dass Busse nicht mehr über das Hafengelände fahren dürfen. Fotos: Helge Normann
Text-Nummer: 169509 Autor: Helge Normann vom 19.11.2024 um 07.33 Uhr