Bewegendes Konzert der Philharmoniker
Lübeck: Das 3. Sinfoniekonzert der Lübecker Philharmoniker steht im Zeichen der Melodie. Drei grundverschiedenen Komponisten aus drei Epochen weiß Dirigent Takahiro Nagasaki den originären Ausdruck zu verleihen: dem Klassiker Mozart, dem neusachlichen Frank Martin und dem (noch) Spätromantiker Schönberg. Das Publikum im Sonntagskonzert in der gut besuchten MuK war überaus angetan und lohnte die Leistungen mit großem Beifall.Flötenwerke sind rar und noch seltener zu hören. Hier werden mit der Ballade von Frank Martin und dem (ursprünglich für Oboe geschriebenen) 2. Konzert von Mozart gleich zwei reizvolle Werke geboten. Es ist GMD Vladars Verdienst, in den Konzerten 2024 mehrmals des 50. Todesjahrs des Schweizers Frank Martin zu gedenken. Dessen Ballade für Flöte, Streichorchester und Klavier ist eine anregende Erzählung, die der Solist Stathis Karapanos ebenso klar wie empfindsam bietet – hier einmal von „gläsernen“ Pizzicati, dort von Tasten-“Tropfen“ (Magda Amara) begleitet.
Das Mozart-Werk, zu dem nun je zwei Oboen und Hörner kommen, wird zu einem beglückenden Erlebnis. Wieder modelliert Nagasaki mit beiden Händen den Tutti-Ton – so fein und leicht lässt er Karapanos tragen. Und der entwickelt die Melodien mit unaufdringlicher Freude so fließend, wie sie einer idealen Wiedergabe entsprechen. In den eigenwilligen Kadenzen trumpft er ebenso wenig auf wie in der Zugabe: Ein Piazzolla-Solo lässt hören, wie rhythmisch und präzise dieses Instrument klingen kann.
Das zeigt auch Soloflötist Waldo Ceunen in „Pelleas und Melisande“: Er ist unter mehreren Leitmotivlern, die dieser sinfonischen Dichtung op. 5 von Arnold Schönberg immer wieder den Weg durch die Leidenschaften des Titel-Liebespaars weisen, das sich Golods Eifersucht ausgesetzt sieht. Was sich im Dickicht der Emotionen immer wieder türmt, hat beide Richards (Wagner und Strauss) als Paten, ist melodisch stets nachvollziehbar – und bei Takahiro Nagasaki in besten Händen. Hier nun nimmt er den Taktstock, um das hundertköpfige Orchester zu der Präzision zu führen, die es zum Erfolg benötigt. Vor allem viele Bläser sind im Einsatz und Top-Form: So bieten u a. acht Hörner, je fünf Klarinetten und Posaunen einen Jugendstil-Sound, wie er neben Richard Strauss' „Salome“ nicht zu übertreffen ist. Auch die Solo-Streicher zeichnen sich aus. Dieser außergewöhnlichen Leistung der Lübecker Philharmoniker und ihres Dirigenten Nagasaki (er beherrscht die riesige Partitur auswendig), applaudierten die Besucher im Sonntagskonzert begeistert. (Wiederholung: Montag, 25. November, 19.30 Uhr).
Die Philharmoniker begeisterten am Sonntag das Publikum.
Text-Nummer: 169622 Autor: Güz. vom 24.11.2024 um 17.06 Uhr