Spannendes Jahrbuch: Der Wagen 2024/25

Lübeck: Archiv - 01.12.2024, 16.04 Uhr: Die Lübecker können sich glücklich schätzen, mit „Der Wagen“ seit hundert Jahren ein Druckwerk zu erhalten, das Kultur und Gesellschaft festhält, Vergangenes wie Gegenwärtiges. Dank der Autoren und Finanziers kann dieses (Zwei)Jahrbuch erscheinen – und vor allem dank des Herausgebers: Dr. Manfred Eickhölter bietet in „Der Wagen 2024/25“ zum neunten Mal ein Kaleidoskop von aktueller Tourismus-Perspektive über den vergessenen Künstler Paul Riess bis zu Reformationsgeschehen.

In der öffentlichen Buchvorstellung in der Gemeinnützigen, die die Edition wieder betreut hat, gab Eickhölter einen Einblick in die Vielfalt der Themen. Da ist zunächst die Gegenwart mit der Interpretation einer Künstlerin: „Ida Möllers genauer Blick auf die (Be)Funde“ von Antje Peters-Hirt. Manfred Bossows Beitrag „Soziale Normierung?“ ist eine kritische Betrachtung des aktuellen Tourismusentwicklungs-Konzepts der Hansestadt Lübeck. Hagen Scheffler erzählt launig in „'Möwenschiet' – hanseatischer Botschafter in Blau-Weiß“ die Entstehung des Shanty-Chors. Und Michael Töpel porträtiert in „Ich hatte einen wunderbaren Beruf“ den Kirchenmusiker Armin Schoof.

Horst Gädert steuert einen köstlichen Rückblick op Platt bei: „De Tekner-Wettbewarb – un de Fohrt na Güstrow op de Sporen vun Ernst Barlach“. Eine aufschlussreiche Bestandsaufnahme ist von Günter Zschacke die „Goldene Jahrzehnte des Films – Lübecks Kinos im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts“. Britta Dittmann geht auf politische Zeitreise mit Klaus Manns Einsatz für die US-Army und bereitet die „Flugblätter, die ich im Schweiße meines Angesichts herstellte“ auf.

Hartmut Bickelmann macht in „Eiskalter Genuss“ einen historischen Streifzug durch die Lübecker Speiseeis-Kultur von den Anfängen bis in die 1950er-Jahre. Und Andreas Seidel erinnert mit „Paul Riess – ein in Lübeck vergessener Künstler“ an einen, der ausgangs des 19. Jahrhunderts hier in wenigen Jahren eindrucksvolle Werke geschaffen hat. Dann führt Jörg Ziegenspeck ins 18. Jahrhundert: „Lübecker Aufklärer auf dem St. Lorenz-Friedhof – mit besonderem Augenmerk auf die Familie Bremer“.

Es sage keiner, dass Geschichte langweilig ist, wenn sie so gut aufgezeichnet wird wie in diesem Buch. Das gilt für „Der junge Carl Heinrich Heiniken (1707-1797) und die Lübeck-Bezüge seiner literarischen Erstlingswerke“ von Michael Hundt wie für Manfred Eickhölters spannende „Erinnerung an eine große Liebende?“, worin er einer Deckenmalerei von 1710 in der Musikhochschule auf der Spur ist und dabei feinsinnig Schicksale nachzeichnet.

Kunst findet in „Der Wagen“ stets ihren Niederschlag. So auch bei Dagmar Täube, die die Frage „Ein neuer Schatz für das St. Annen-Museum?“ stellt und im Untertitel „Zwei wiedergefundene Tafeln des Magdalenenretabels von 1519“ präzisiert. Annegret Möhlenkamp nimmt den Leser mit „Der mittelalterliche 'Kirchenvorraum' der Katharinenkirche“ in einen geheimnisvollen Ort im Labyrinth der Stadtbibliothek. Höchst aufschlussreich ist ebenfalls, wie Eckhard Lange „Gesellschaftliche Hintergründe der Reformation in Lübeck“ aufdeckt und darlegt.

Schließlich gibt es mit lyrischen Impressionen von Rainer Erhard Teubert und zwei Gedichten von Gerda Vorkamp etwas rein Literarisches. Auch die „Visualisierung“ stimmt, denn erfreulicherweise konnten fast alle Autoren viel Bildmaterial auftreiben. So ist „Der Wagen 2024/25“ (erschienen im Hansischen Verlagskontor Lübeck) mit seinen 285 Seiten wieder ebenso eine Fundgrube für die Leser wie ein Beitrag zur Bewahrung des kulturellen Gedächtnisses der Hansestadt – ab sofort im Buchhandel erhältlich für 17 Euro.

Das neue Jahrbuch widmet sich unter anderem dem Künstler Paul Riess, der auch diese Hafenansicht vor dem Burgtor (um 1890) schuf. Foto: Andreas Seidel

Das neue Jahrbuch widmet sich unter anderem dem Künstler Paul Riess, der auch diese Hafenansicht vor dem Burgtor (um 1890) schuf. Foto: Andreas Seidel


Text-Nummer: 169772   Autor: Güz.   vom 01.12.2024 um 16.04 Uhr

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