Schiffbauhallen werden gerettet
Lübeck - St. Lorenz Nord: Archiv - 11.12.2024, 18.56 Uhr: Im März hatte das Architekturforum Lübeck auf den schlechten Zustand der ehemaligen Schiffbauhallen an der Roddenkoppel hingewiesen. Sie erinnern an die lange Zeit Lübecks als Werft-Standort. Stadt und Eigentümer sind sich jetzt einig: Sie sollen zumindest so gesichert werden, dass kein weiterer Verfall droht.Sie prägen die nordwestliche Altstadtflanke und gehören mittlerweile zweifelsohne zu Lübecks Hafenensemble entlang der Trave – die Schiffbauhallen. Dieses besondere Denkmal ist jedoch bedroht. Bereits seit längerem fällt vor allem eins ins Auge: der schlechte bauliche Zustand der Schiffbauhallen. Seit 2010 werden die Hallen als Lagerhaus vermietet, doch die Substanz leidet mit der Zeit. Die Abteilung Denkmalpflege des Bereichs Archäologie und Denkmalpflege der Hansestadt Lübeck forderte deshalb die Pflege und den Erhalt der Gebäude.
Behörde und Eigentümer führen seit Jahren intensive wie konstruktive Gespräche – denn eines ist allen Beteiligten klar, so kann es nicht weitergehen. Aufgrund des Zustandes des Objektes wurden bereits Beräumungsarbeiten vorgenommen, die etwa die Entfernung von Bewuchs und herabfallenden Bauteilen umfassen, welche mitunter auch auf das anliegende Bahngleis herabstürzten. Einige der Maßnahmen führten dabei in der Vergangenheit zu einem Verlust von Denkmalsubstanz und weiteren Folgeschäden.
„Seit Mai 2024 erarbeiteten Fachingenieure auf Geheiß der Behörde und im Auftrag der Eigentümervertretung ein Konzept zur Notsicherung der Schiffbauhallen aus“, berichtet Marianne Lutter, Abteilungsleiterin der Denkmalpflege. Jetzt wurde die aufwendige Prüfstatik vorgelegt und dem Antrag der Eigentümer auf denkmalrechtliche Genehmigung nach abschließender fachlicher Prüfung zugestimmt. „Die unbedingt notwendigen Arbeiten zur zukunftsfähigen Sicherung des Ist-Bestandes werden in Abhängigkeit der Witterung sofort aufgenommen und engmaschig durch die Denkmalpflege begleitet“, ergänzt Lutter.
Sowie diese Arbeiten abgeschlossen sind, wird über den weiteren Umgang mit dem Gebäude beraten. Es kommt jetzt also im wahrsten Sinne des Wortes Bewegung in die Sache und die Arbeiten können beginnen. Dr. Dirk Rieger, Leiter des Bereichs Archäologie und Denkmalpflege ergänzt: „Ich freue mich, dass es nun gelungen ist mit allen Verantwortlichen einen Weg zu finden, die Anlagen erst einmal zu sichern. Die nächsten Arbeiten werden Schritt für Schritt dazu beitragen, die Schiffbauhallen als ältestes erhaltenes Bauwerk der ehemaligen Lübecker Maschinenbau-Gesellschaft als besonderes Zeugnis der Industrialisierung Lübecks für die Zukunft zu bewahren.“
Historische Bedeutung der Hallen
Ihre optische herausragende Prägung erhalten die Gebäude der einstigen Lübecker Maschinenbau-Gesellschaft (LMG) insbesondere durch die geschwungenen Fensterbögen der historischen Schiffbauhallen, die den Kielbögen von Schiffen entlehnt und bereits aus der Ferne sichtbar sind. Ihr markantes Aussehen verlieh ihnen der Leipziger Industriearchitekt Michael Paul Ranft, welcher zwischen 1907 und 1909 die erste große Modernisierung der LMG nach ihrer Gründung 1873 plante und baulich verwirklichen lies. Bis in die 1950er-Jahre, als an dieser Stelle das letzte Schiff vom Stapel lief, dienten die Schiffbauhallen ihrem ursprünglichen Zweck. Darüber hinaus wurden auf dem Gelände von der LMG sowie nach ihrer Fusion mit der Firma Orenstein und Koppel AG unter anderem Eimerketten-Schwimmbagger, Schaufelradbagger für den Braunkohletagebau, Chemietanker und weltweit größten Schneidkopfbaggers sowie des weltgrößten Laderaumsaugbaggers gefertigt.
Die ehemaligen Schiffbauhallen der LMG sollen gerettet werden. Foto: Helge Normann
Text-Nummer: 169998 Autor: Presseamt Lübeck/red. vom 11.12.2024 um 18.56 Uhr