Festliches Konzert im Großen Haus

Lübeck: Diesem Weihnachtskonzert 2024 hat Takahiro Nagasaki seine ganz eigene Prägung gegeben: Der erste Kapellmeister, von Hause aus ein exzellenter Pianist und auch ein Kenner des deutschen Liedes, widmete es Raritäten der Romantik. Nicht nur das ungewöhnliche Programm, auch seine Wiedergabe durch die Solisten aus dem Opernstudio, den Chor und die Philharmoniker berührte das Publikum im ausverkauften Großen Haus nachhaltig.

Ungewöhnlich in einem Opernhaus schon der Beginn mit zurückhaltenden Orgelklängen: Nagasaki ließ Max Regers kleines Choralvorspiel „Vom Himmel hoch“ übergehen in das Sopransolo „Geburt Christi“ (Aditi Smeets sang es vom 1. Rang) und einen lebhaften Chor aus Mendelssohn Bartholdys „Christus“-Oratorium. Regers „Mariä Wiegenlied“ gab Delia Bacher (ebenfalls „von oben“) alle Innigkeit auf den Weg in die Herzen.

Ein märchenhaftes Zwischenspiel in diesem sonst ganz den Christenheit-Werten vertrauenden Programm bot stv. Konzertmeister Tzu-Jen Chou mit der bewegten Serenade aus Korngolds Ballett „Der Schneemann“. Und noch ein Wagnis – drei Lieder: Ein Flügel wurde auf die Vorbühne gerollt für Nagasaki, der mit sensiblem Anschlag die Basis gab für Aditi Smets. Ihr Sopran wärmte „Der Stern von Bethlehem“ und „Altdeutsches Weihnachtslied“ von Humperdinck. Noch mehr Wärme brachte Solobratschist Christopher Sandberg hinzu bei Brahms' „Geistlichem Wiegenlied Nr. 2“.

Otto Nicolai, Schöpfer der (leider von den Spielplänen verschwundenen) komischen Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ zeigt, dass das Fest durchaus auch einmal dynamisch-dramatisch sein kann: Seine Ouvertüre „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ ließ Nagasaki immer wieder mit Wucht ins Große Haus dringen.

Nach der Pause erklang die bei unseren Urgroßeltern beliebte Weihnachtskantate „Der Stern von Bethlehem“ von Josef Gabriel Rheinberger. Das musikalische Geschehen hat seine Längen, aber schöne Aufgaben für die Sänger. Die Parts von Tenor Wonjun Kim und Bass Changjun Lee hat der Komponist etwas vernachlässigt, aber dem Bariton eine große Erzählung geschrieben, die Jacob Scharfman (kurzfristig eingesprungen) zum ausdrucksstarken Erlebnis machte. Führen lässt der Komponist die beiden Frauenstimmen, die sich bei ihm bedankten: Elizaveta Rumiantsevas Sopran stieg hoch hinauf und Frederike Schultens warmer Mezzo blühte wunderschön.

Der Chor füllte die ihm zugeschriebene Hauptrolle mit der Präzision im Feinen und im Starken, wie die Handschrift von Chordirektor Jan-Michael Krüger erneut zeigte. Und die Philharmoniker wussten sich bei Takahiro Nagasaki wieder in besten Händen: Sein Dirigat ist engagiert, präzise und von einer besonderen Musikalität. Zwei Choräle aus Bachs Weihnachtsoratorium zum Finale lösten mit schmetternden Trompeten einen Begeisterungssturm im Publikum aus. Das war zum nicht geringen Teil in Normalklamotten gekommen – in krassem Gegensatz zu festlicher Robe und Frack auf der Bühne.

Das Weihnachtskonzert 2024 widmete sich der Romantik. Foto: Olaf Malzahn

Das Weihnachtskonzert 2024 widmete sich der Romantik. Foto: Olaf Malzahn


Text-Nummer: 170202   Autor: Güz.   vom 26.12.2024 um 18.55 Uhr

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