Ruhige Sitzung mit unruhigem Ende
Lübeck - Travemünde: Die erste Stadtteilkonferenz des Jahres fand wieder in Travemünde statt. Im Seebad ist das Interesse der Einwohner auch immer besonders groß. Am Donnerstag (09.01.2025) reichten die Sitzplätze in der Aula der Stadtschule nicht für alle Interessierten. Bürgermeister Jan Lindenau stellte deshalb in Aussicht, nächstes Jahr vielleicht ins Maritim auszuweichen. Die Info-Veranstaltung selbst verlief dann ruhig – bis auf den Schluss.Gut aufgelegt betrat am Donnerstagabend Bürgermeister Jan Lindenau durch den Vorhang die Bühne der Stadtschule, wo Tische für ihn und die Senatorinnen aufgestellt worden waren. "Das ist ja wirklich wie in der Schule. Einer steht auf und alle sind leise", scherzte er, als es ruhig wurde im Saal. Nacheinander stellten die Fachbereichsleiter Travemünder Themen aus ihren Ressorts vor. Es fehlte nur Senator Hinsen, der noch im Urlaub war.
Wie schon im Vorjahr (Wir berichteten) stellte Bürgermeister Jan Lindenau zu Anfang den „Anliegenmelder“ vor. "Mehrere tausend Anliegen sind schon eingegangen", sagte er. Auf der Seite der Stadt oder über die "Mein Lübeck" App könne man dort Anliegen einreichen. Er kontrolliere selbst jeden Freitag, ob alles in Bearbeitung sei.
Weiter ging Lindenau auf das Städteranking ein, wo Lübeck das erste Mal unter den Top 10 sei. Das gab Applaus. "Ich muss gestehen das ist das erste Mal, dass jemand klatscht, sonst lachen immer alle", scherzte er.
Ein weiterer Punkt des Bürgermeisters war die Werbung für die Hansestadt als Arbeitgeber mit über 5.700 Beschäftigten.
Priwallkrankenhaus wird neu ausgeschrieben
Senatorin Pia Steinrücke (Wirtschaft und Soziales) sprach dann über das schon sehr lange brachliegende Rest-Gelände des ehemaligen Priwall-Krankenhauses. Auf die letzte Ausschreibung hin hatte es keine Interessenten gegeben. Im Januar soll nun das Exposé für eine angepasste Ausschreibung veröffentlicht werden. Es sieht 135- 155 Wohneinheiten vor, das Grundstück wird im Erbbaurecht vergeben. Man hofft, dieses Jahr Investoren zu finden. Interessenten soll es bereits geben.
Kurbetrieb plant und baut
Der Kurbetrieb will den „Lückenschluss der Travepromenade“ fertigstellen und den Piratenspielplatz erneuern. Auch die feste WC-Anlage auf dem Grünstrand soll jetzt gebaut werden. Sie war bereits für 2024 angekündigt worden. Zur Begründung für die Verzögerung hieß es, dass Anwohner einen anderen Standort gewollt hätten. Weiter ging es um barrierefreie Strandbereiche, hier soll zum Beispiel begleitetes Baden angeboten werden. Der Holzsteg auf dem südlichen Priwall-Wanderweg soll ebenso erneuert werden wie der Promenadensteg. Außerdem soll es eine Outdoor-Fitness-Anlage im Brügmangarten geben.
Parkhaus Godewind vor Fertigstellung
Das „Parkhaus Godewind“ im rund 300 Stellplätzen soll im ersten Quartal 2025 fertiggestellt werden.
Klimawandel
Für den abwesenden Senator Hinsen übernahm Bürgermeister Lindenau die Themen. Die kommunale Wärmeplanung leiste nur eine Bestandsanalyse und Ziele, erläuterte er. Daraus würden dann Maßnahmen abgeleitet. Wenn der Plan fertig ist, sagt er also noch nicht, was in welcher Straße umgesetzt wird, gibt aber eine Orientierung. Weiter ging Lindenau auf das Starkregenportal („Diese Szenarien werden zunehmen“), Hochwasservorsorge und Gründachförderung ein.
Digitales Fundbüro bald mit Online-Auktionen
Das „digitale Fundbüro“ sei eröffnet worden, erzählte der Bürgermeister. Auf der Website könne man nachschauen, ob ein verlorener Gegenstand gefunden worden ist. Oder Bescheid sagen, was man verloren hat. Über 800 Fundsachen sollen bereits online sein. Später soll auch die Versteigerung nicht abgeholter Fundsachen online erfolgen.
Lösungen für das Haus der Jugend
Sportsenatorin Monika Frank sprach das „Aufregerthema“ Haus der Jugend Travemünde an. Viele hätten da ja die kontroverse Diskussion in den Kommentarspalten auf HL-Live.de gelesen. Aufgrund der Nachbarschaftskonflikte gäbe es erste Maßnahmen. Und „Wir prüfen Lösungen“. Mit dem Bereich Liegenschaften werde nach einer Alternative gesucht. Welcher Standort das sein könnte, sagte sie nicht. Dem Vernehmen nach ist der Hockeyplatz am Steenkamp im Gespräch. Weitere Themen von Monika Frank waren die Versorgungsquote in der Kinderbetreuung, die Schulen, die Begrünung der Priwallpromenade, die Travemünder Woche („Soll familienfreundlicher werden“) und die Stadtteilbibliothek. Letztere soll künftig wie bisher mit Personal, zu weiteren Zeiten aber auch ohne Personal nutzbar sein. Automatisiert und kameraüberwacht mit einer "Selbstverbuchung der Medien" und "intelligentem Rücknahmeregal".
Busse: Verbesserungen spürbar
Senatorin Joanna Hagen (Fachbereich Planen und Bauen) sprach zunächst allgemein über den Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2024 und von Verbesserungen, die für die Nutzer inzwischen auch spürbar geworden seien. Ihr sei auch bewusst, dass Busse in Travemünde einen noch etwas ungünstigen Takt hätten. Das soll sich zum nächsten Fahrplanwechsel ändern.
Sonnenschutz für Schüler
Weitere Themen waren Barrierefreiheit und Sonnenschutz an der Stadtschule Travemünde. Dazu sei im letzten Jahr ein Treppenlift installiert worden. Für Schattenplätze auf dem Schulhof sollen Bäume als Klimaanpassungsmaßnahme und Sonnenschirme sorgen. Zur „Schule am Meer“ hieß es, die Basketballkörbe seien inzwischen repariert und die die Sporthalle solle bald auch in den Abendstunden wieder für Vereine nutzbar sein.
Antworten auf die Fragen der Bürger
- Laut Bürgermeister Jan Lindenau gibt es keine Abrissverfügung für das „Haus Seeblick“. Man sei mit dem Eigentümer im Gespräch.
- Im Neubaugebiet „Travehusen“ (Vertriebsname) soll im Frühjahr mit den Baumaßnahmen fortgefahren werden.
- Zum Füttern von Vögeln soll es eine Informationskampagne geben, anschließend soll das Ordnungsamt das Verbot begleiten.
- Die Helfer am Busbahnhof vor dem Strandbahnhof gibt es nicht mehr. Laut Senatorin Pia Steinrücke wird das Projekt nicht weiter vom Jobcenter finanziert, die Bundesmittel würden nicht weiter fließen.
- Bürger bemängelten, dass Kurkarten am Grünstrand nicht ausreichend kontrolliert würden. Von Seiten der Kurverwaltung hieß es, es seien Kontrolleure im Einsatz. Von Seiten der Verwaltung hieß es, man könne auch in solchen Fällen den Anliegenmelder nutzen.
- Zum Thema Hecken, die Gehwege überwuchern, meinte der Bürgermeister, man könne gern Hinweise mit Foto schicken. Die Stadt informiere dann die Eigentümer.
Verärgerung über Busroute zum Hafenhaus
Die bislang gute Stimmung kippte ein wenig, als es um das Thema der Busroute zum Hafenhaus ging. Die Busroute durch den Hafen sei verloren, meinte Senatorin Hagen. EU-Recht würde diese Busverbindung verwehren. Es sei ein Vorschlag mit Politik und Anwohnern des Hafenhauses erarbeitet worden. Anlieger wünschten sich eine bessere Verbindung wie bisher, das könne man aber nicht in Aussicht stellen. Sie ging auch auf die Befürchtungen in Ivendorf wegen der Zunahmen des Verkehrs ein.
Dass die Stadt so spät über den Wegfall der Bustrasse durch den Hafen informiert hatte, begründete der Bürgermeister damit, dass man zunächst alle Varianten, den Bus doch durchfahren zu lassen, durchdacht habe. Man hätte das nicht kommunizieren können, weil man so lange mit der EU gekämpft habe. "Man hätte es trotzdem kommunizieren können“, merkte dazu ein Besucher im Publikum an.
Im weiteren Verlauf betonte ein Vertreter der TT-Line die Wichtigkeit der Busverbindung. Die Erreichbarkeit hätte sich „signifikant verschlechtert“. Er sprach auch die Lücke in der Taktung an, die dann bestehe, wenn die Mitarbeiter nach Hause fahren wollten. Weiter sprach eine Besucherin von der Belastung für Schüler durch die Änderung. Der Bus brauche länger, manche würden nun schon um 6:46 einsteigen. Ein Patient der Hausarztpraxis fragte, warum die Linie 40 nicht die alte Tour fahren könne. Die Strecke würde dadurch nur um 7 Minuten verzögert. Ein weiterer Redner meinte, dass jetzt manche zu spät zur Arbeit kämen und die „Heimfahrt ein Abenteuer“ sei. Und das bei einem internationalen Fährhafen. Das Hafenhaus werde „abgewertet“. Und die Interessengemeinschaft Ivendorf übte noch einmal Kritik aufgrund der zusätzlichen Busse. Weiter stellte eine Vertreterin der Post Nord stellte die kommunizierten Fahrgastahlen infrage. Mitarbeiter seien bereits vom Bus aufs Auto umgestigen.
Am Ende gab es noch einen kleinen Disput, als Bürgermeister Jan Lindenau eine Aussage zum Antrag zur Eröffnung der Hausarztpraxis machte, die von Dr. Ulrich von Rath mit dem Hinweis, er habe damals die Planung eingereicht, als unwahr zurückgewiesen wurde. Von Rath überreichte auch Listen an den Bürgermeister und sprach von einer aktuellen Erhebung, die die Anlieger machen würden.
Bürgermeister Jan Lindenau vor der Konferenz im Gespräch mit den Senatorinnen Pia Steinrücke (links) und Monika Frank. Fotos: Helge Normann
Text-Nummer: 170371 Autor: Helge Normann vom 10.01.2025 um 12.43 Uhr
Kommentare zu diesem Text:
nolli
(eMail: nlifka@t-online.de) schrieb am 10.01.2025 um 14.44 Uhr:
Ich verstehe auch nicht, das so viele Travemünder meckern. Hier ist einfach alles super.
Oma Else
schrieb am 10.01.2025 um 17.08 Uhr:
„Zum Füttern von Vögeln soll es eine Informationskampagne geben, anschließend soll das Ordnungsamt das Verbot begleiten.“
Das Ordnungsamt sollte sich mal lieber intensiv um die nicht angeleinten Hunde kümmern, das wäre sinnvoller.
Die Vögel gehören nun mal zu Travemünde und ich gönne denen gerne mal ein Touristen-Fischbrötchen, aus Erfahrung wird man bekanntlich klug. Möwen bei der Außengastronomie zu füttern sollte man logischerweise natürlich unterlassen.
Alex
schrieb am 10.01.2025 um 18.17 Uhr:
Die mangelnde Erreichbarkeit des Hafenhauses ist doch hausgemacht. Bei der damaligen Hafenerweiterung wurde die dortige Bahntrasse verlegt und neu errichtet. Mit etwas Weitsicht hätte man doch super am Hafenhaus ein Bahnhaltepunkt bauen können. Die hatte man damals aber nicht. Tja, hätte hätte Fahradkette....somit haben wir jetzt in Travemünde zwei Bahnhaltepunkte in ungünstigen Lagen....
Unglaublich
schrieb am 10.01.2025 um 23.21 Uhr:
Ich kenne einen Fall, da kümmert sich keiner um einen Gehweg der komplett zu wuchert. Anliegenmelder
Ja ja. Und Lindenau kontrolliert immer Freitags den Anliegenmeler.
Wieso kann dann seit einem Jahr der Gehweg zugeparkt werden ohne dass das Ordnungsamt oder die Bussgeldstelle tätig wird? Es sind immer die 2 selben Fahrzeuge die KOMPLETT auf dem Gehweg parken.
(...)
J. O.
schrieb am 11.01.2025 um 00.00 Uhr:
Busverbindung zum Hafenhaus für mich z. B. unmöglich! Ich arbeite dort am Wochenende bis ca. 23.15h und wohne in Herrenwyk. Der Weg zur Solmitzstraße ist nachts im Dunkeln schonmal nicht der Hit. Bisher fuhr der Bus Richtung Lübeck 23.49h und 0.49h. Also Heimweg gesichert. Jetzt fährt der letzte Bus 22.44h. Einfach unmöglich!!! Das Auto habe ich nicht immer! Radfahren in meinem Alter und in dieser Jahreszeit nicht mehr zumutbar. Taxi? Kein Kommentar! Wenn sich das nicht kurzfristig ändert, muss ich die Arbeit leider aufgeben. Aber Öffis statt Auto fahren...
Zum anderen Job konnte ich bisher durchfahren. Jetzt Umstieg, das ginge, aber Wartezeit gut 25 Minuten. Das findet ihr wohl toll!? Aber 10 Minuten-Takt muss sein?