Lübeck will zukunftsfähige Altstadt gestalten
Lübeck - Innenstadt: Der Rahmenplan „Innenstadt mit Mobilitätskonzept“ der Hansestadt Lübeck stellt eine umfassende Strategie zur nachhaltigen, städtebaulichen Entwicklung der Innenstadt dar. Jetzt hat die Stadt eine positive Zwischenbilanz gezogen. Nur der Zweirichtungsverkehr für Radfahrer in der Königstraße musste aus den Planungen gestrichen werden.Der Rahmenplan, der 2019 auf den Weg gebracht wurde, entstand vor dem Hintergrund eines umfassenden Beteiligungsprozesses und berücksichtigt zentrale Herausforderungen wie den innerstädtischen Strukturwandel, die Mobilitätswende und die Klimaanpassung.
Wesentliche Zielsetzungen des Rahmenplans umfassen:
1. Stärkung der Nutzungsvielfalt: Die Altstadt soll ein attraktiver Standort für Wohnen, Arbeit, Kultur, Einzelhandel, Bildung und Tourismus sein.
2. Förderung einer aktiven Mobilitätswende: Vorrang des Fuß- und Radverkehrs, Reduktion des motorisierten Individualverkehrs und Schaffung attraktiver öffentlicher Räume
3. Nachhaltige Stadtentwicklung: Der Plan legt Wert auf umwelt- und klimafreundliche Lösungen, beispielsweise Maßnahmen zur CO₂-Reduzierung und die Integration von Stadtgrün, um damit einen Beitrag für die Hitze- und Gesundheitsvorsorge leisten zu können.
Erste Maßnahmen umgesetzt
Zahlreiche Projekte, die unter anderem den öffentlichen Raum aufwerten, den Einzelhandel fördern und den Klimaschutz integrieren sollen, sind bereits gestartet oder in der Umsetzung.
Das Projekt „Übergangsweise“ nutzt das ehemalige Karstadt-Gebäude in der Königstraße für Zwischennutzungen, um Möglichkeitsräume zu schaffen und den Strukturwandel aktiv zu gestalten. Hier werden "modern gestaltete, konsumfreie Aufenthalts- und Coworking-Bereiche" angeboten sowie ein vielfältiges Veranstaltungs-, Kultur- und Bildungsangebot gemacht. In der „Denkbar“ können sich Interessierte inspirieren lassen und eigene Impulse für die Innenstadt einbringen.
Mit den „Übergangsräumen“ erfolgt eine Aktivierung von Leerständen mit innovativen Nutzungskonzepten für eine lebendige Innenstadt, so die Verwaltung. Hierfür mietet die Wirtschaftsförderung Lübeck leerstehende Einzelhandelsflächen an und stellt sie Kreativen, StartUps und Unternehmen mit innovativen Geschäftsideen vergünstigt zur Verfügung. Hier konnten mittlerweile neue Angebote in der Dr.-Julius-Leber-Straße (Versuchshaus), Breite Straße (Übergangsraum am Rathaus mit Kurs- und Workshopangeboten) und Hüxstraße (Bling Bling Bikes) etabliert werden.
Der Koberg wird durch temporäre Maßnahmen wie die Begrünung mit Bäumen, urbane Sitzmöbel und Ausstellungscontainer belebt. Insbesondere der zum dritten Mal in Folge angebotene Übergangsgarten habe dazu beigetragen, den Platz zu einem beliebten Aufenthaltsort im Stadtkern zu entwickeln, der von der Bevölkerung aktiv genutzt wird. Dazu gehört auch die Übergangswiese auf dem Schrangen und die Integration des Drehbrückenplatzes in den Weihnachtsmarkt, um hier in der Adventszeit zu einer Belebung der Innenstadt beizutragen.
Im Bereich der Beckergrube wurde 2020 und 2021 ein Verkehrsversuch durchgeführt, der Modellcharakter für eine zukunftsgerichtete Mobilität in Lübeck haben könnte und zur Gründung eines Beirats für die Beckergrube führte. Die ersten Arbeiten zur Neugestaltung der Beckergrube sind gestartet. Eine Fertigstellung des ersten Bauabschnitts ist für 2026 geplant. Alle Informationen zur Baumaßnahme in der Beckergrube gibt es unter
www.luebeck.de.
Der Neubau der Stadtgrabenbrücke für den Fuß- und Radverkehr wird im Frühjahr 2025 abgeschlossen sein und die Anbindung zur Willy-Brandt-Allee sowie zur Beckergrube verbessern. Diese Brücke ist ein wichtiger Baustein zur Förderung des Radverkehrs in der Innenstadt, da sie eine direkte Anbindung der Altstadt an umliegende Gebiete ermöglicht und die Wegeführung für Radfahrende erheblich verbessert. Zusätzlich soll sie den Verkehr am Lindenteller entlasten.
"Mit der Einführung eines Mikro-Depots zur City-Logistik in der Falkenstraße wurde ein Projekt ins Leben gerufen, das den innerstädtischen Lieferverkehr erheblich reduziert", behauptet die Stadtverwaltung. "Seit dem Start im September 2023 wurden bereits mehr als eine Million Sendungen über dieses Mikro-Depot abgewickelt, was die Verkehrsbelastung in der Altstadt spürbar verringert." Tatsächlich haben nur bestehende Kurierdienste ihren Standort verlagert (wir berichteten).
Im direkten Umfeld des Übergangshauses am Schrangen ist eine Fahrradgarage geplant zur Förderung des Radverkehrs. Derzeit ist hierzu eine Machbarkeitsstudie in Bearbeitung. Seit 2021 wurden auf der Altstadtinsel bereits für 270 Fahrräder neue Abstellanlagen geschaffen.
Zur Verbesserung der e-Mobilität werden zusätzliche Ladestationen unter anderem in der Kanalstraße, im Großen Bauhof und auf dem Parkplatz Lastadie installiert.
Im Zuge des 5. Regionalen Nahverkehrsplans (5. RNVP) wird angestrebt, die Taktung und Verbindungsqualität des Busverkehrs über die Innenstadt für die Fahrgäste zur Stärkung des Umweltverbundes zu verbessern. Der Pulkverkehr wurde in Teilen bereits zum letzten Fahrplanwechsel entzerrt.
Es wurden zur Realisierung der Projekte und Maßnahmen zahlreiche Fördermittel akquiriert, darunter Mittel aus den Bundesprogrammen „Nationale Projekte des Städtebaus“ und „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“.
In Planung
Neben den bereits begonnenen Projekten befinden sich auch mehrere Projekte in der Planungs- oder Vorplanungsphase. So soll in den kommenden Jahren das Umfeld rund um das Rathaus und die Marienkirche umgestaltet werden, um die Aufenthaltsqualität und das Stadtbild weiter zu verbessern. Erste Abstimmungen mit den betroffenen Eigentümern und Institutionen, insbesondere der Kirche, haben bereits stattgefunden.
Weitere wichtige Vorhaben sind die Planung und Neugestaltung der unteren Beckergrube mit Anbindung an die Untertrave und die fahrradfreundliche Umgestaltung des Knotenpunkts als wichtiges Verbindungsglied im Fahrrad-Hauptnetz der Altstadtinsel sowie die Sanierung der Großen Kiesau und der Fahrradstraße nach den Grundsätzen des „Gestaltungskanons“ für die Altstadtstraßen, der derzeit erarbeitet wird. Hierbei handelt es sich um eine Leitlinie für die Gestaltung von Stadträumen, die den Umbau zu einer resilienten Altstadt mit einheitlichen Vorgaben vereinfachen und eine hochwertige optische Wirkung sicherstellen soll.
Des Weiteren wurde das Projekt Zweirichtungsverkehr für Radfahrer in der Königstraße angegangen, das angesichts des engen Straßenquerschnitts aus Gründen der Verkehrssicherheit und der auch in Zukunft erforderlichen Funktionsbereiche (Seitenstreifen für Anlieferung, Haltestellen für Linienbusse) nicht ohne weitgehende Einschränkungen für ÖPNV, Lieferverkehr und Fußverkehr möglich wäre und derzeit nicht weiter verfolgt wird.
Die Schaffung von weiteren Carsharing-Stationen gehört ebenso zu den weiteren Planungen wie die Fortsetzung der Neuordnung des ruhenden Verkehrs auf der Grundlage der Eckpunkte zum Parken (VO/2023/11836). Das Eckpunktepapier findet nicht nur in der Altstadt Anwendung, sondern soll stadtweit quartiersweise zur Strukturierung des ruhenden Verkehr zugunsten von Fußgängern und Radfahrern sowie einer Verbesserung der Aufenthaltsqualität durch Ausweitung der Außengastronomie beitragen. Erste Maßnahmen wie zum Beispiel in der Großen Burgstraße und Königsstraße sowie im Gründungsviertel wurden bereits umgesetzt.
Herausforderungen und Planungsprozesse
Die Umsetzung des Rahmenplans wird durch eine hohe Komplexität geprägt, die vor allem auf Anforderungen im Bau-, Denkmal- und Umweltschutz, dem notwendigen Erhalt historischer Strukturen und baulichen Sanierungsbedarfen beruht. Besonders der Zustand der technischen Infrastruktur (zum Beispiel Abwasserkanalsystem, Versorgungsleitungen für Strom, Wärme und Wasser) führt zu langen Planungs- und Bauzeiten und stellt die Verwaltung im engen baulichen Umfeld der Altstadt vor große organisatorische Herausforderungen. Maßnahmen wie zum Beispiel das Verkehrsflussmanagement sollen hier Abhilfe schaffen.
Erkenntnisse und Ausblick
Bisher zeigen die Projekte des Rahmenplans eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung und werden von Investoren und Unternehmen positiv aufgenommen. Die Umsetzung der Maßnahmen trägt bereits zur Stärkung der Attraktivität und zur Funktionsvielfalt der Innenstadt bei. Zugleich wirken sich die Maßnahmen positiv auf das Image Lübecks aus, was durch zahlreiche nationale und internationale Anfragen zur Berichterstattung bestätigt wird.
„Die Umsetzung des Rahmenplans Innenstadt hat in Lübeck bereits positive Effekte gezeigt. Das „Übergangshaus“, das Mikro-Depot, der Verkehrsversuch Beckergrube und die temporären Umgestaltungen auf dem Koberg, werden von der Bevölkerung sehr gut angenommen. Wir erleben eine spürbare Belebung der Altstadt und gewinnen mit unserer nachhaltigen und integrierten Strategie weiterhin die Unterstützung von Land und Bund,“ sagt Bausenatorin Joanna Hagen. „Die Stadtgesellschaft kann darauf vertrauen, dass Lübeck mit klarem Plan und durchdachten Projekten die Altstadt stärkt und die Veränderungsprozesse gestaltet.“
Für eine zukunftsfähige Entwicklung ist jedoch eine weitere Priorisierung der Maßnahmen und eine gesicherte Finanzierung nötig, die Rücksicht zu nehmen hat auf die Haushaltslage und die zu erwartende Förderung von Bund und Land.
Lübeck will eine zukunftsfähige Altstadt gestalten. Foto: Archiv/HN
Text-Nummer: 170379 Autor: Presseamt/red. vom 10.01.2025 um 14.57 Uhr
Kommentare zu diesem Text:
Autofreund
schrieb am 10.01.2025 um 15.16 Uhr:
Realsatire?
Danke! Ich habe herzlich gelacht!
Die Schönrednerin gibt wieder alles.
Wie soll das finanziert werden?
Wie lange soll das dauern?
Martin
schrieb am 10.01.2025 um 15.40 Uhr:
Wenn "zukunftsfähig" bedeutet, dass es statt Menschen, Gastro und Geschäften nur noch Leerstand, Baustellen und Barbershops gibt, dann sind wir seit Jahren auf einem guten Weg. Weiter so!
Michael
schrieb am 10.01.2025 um 16.10 Uhr:
Alle Geschäftsinhaber entschädigen, Mauer um die Innenstadt, Museum draus machen!
Aber bitte nicht noch mehr Phantasieprojekte!
Klugscheißer
schrieb am 10.01.2025 um 17.16 Uhr:
Ist das schon der April Scherz 2025?
nolli
(eMail: nlifka@t-online.de) schrieb am 10.01.2025 um 17.33 Uhr:
Wer glaubt eigentlich noch so etwas.
Peterchen
schrieb am 10.01.2025 um 17.39 Uhr:
Wo lebt die Dame? Ich kenne niemanden der das Gebuddel in der Beckergrube gut findet. Für das Geld hätte man vielleicht eine der maroden Brücken sanieren können, aber darüber fahren ja die ungeliebten Autos.
Einzelkönig
schrieb am 10.01.2025 um 19.14 Uhr:
Als es sich abzeichnete, dass der geschäftsschädigende (zumindest aus Sicht der dortigen Geschäfte) Umbau der Beckergrube durchgesetzt würde (nachdem der Verkehr dort schon monatelang durch Baustellen stark behindert wurde), habe ich (Ex-Beckergrube-Anwohner) Lübeck verlassen. Zu viel ist zu viel. Der offensichtliche Realitätsverlust der zuständigen Senatorin bestätigt nur die Richtigkeit meiner Entscheidung. Schade nur, dass Steuerzahler für diesen städtebaulichen Unsinn geradestehen müssen, und nicht die Senatorin selbst.
Paula
schrieb am 10.01.2025 um 20.02 Uhr:
Attraktiver für die Bewohner der Altstadt? Indem man denjenigen, die aufs Auto angewiesen sind, immer mehr Parkplätze wegnimmt? Und sie damit zwingt, viele Runden auf der Parkplatzsuche zu drehen, und so entsprechend mehr CO2 freigesetzt wird (es haben nicht alle ein E-Auto, und können es sich nicht unbedingt alle leisten). Ideologisch verbrämte Politik war noch nie erfolgreich.
Manfred Vandersee
schrieb am 10.01.2025 um 20.05 Uhr:
Am schlimmsten am Immobilitätskonzept ist die Tatsache, dass die produktive Gesellschaft es letztlich durch hart erarbeitete Steuergelder bezahlen muss, damit die "Bewohnenden" der Innenstadt ihr Ziel erreichen, unter Ihresgleichen zu bleiben. Zu Fuß gehende Touristen werden allenfalls noch geduldet.
Zwilling
schrieb am 10.01.2025 um 21.17 Uhr:
. . . Erkenntnisse und Ausblick
Bisher zeigen die Projekte des Rahmenplans eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung und werden von Investoren und Unternehmen positiv aufgenommen. Die Umsetzung der Maßnahmen trägt bereits zur Stärkung der Attraktivität und zur Funktionsvielfalt der Innenstadt bei. . .
Zur Attraktivität und Funktionsvielfalt muß das Pflaster auch Behinderten-, Senioren-, Handy-, Kaffeebecher-und Klapperlatschen gerechter um funktionalisiert werden.
Flora
schrieb am 10.01.2025 um 22.00 Uhr:
Lese ich da tatsächlich etwas vom Vorrang des „Fuß- und Radverkehrs“?? Und in genau dieser Reihenfolge??? Für Radwege werden Millionen ausgegeben - und für die Gehwege? In den Rippenstraßen jedenfalls kommt kein einziger Cent an. Die Gehwege sind in einem katastrophalen Zustand. Einige Rollstuhlfahrer nutzen eher die Straße, weil sie auf Gehwegen nicht fahren können. Aber die Fußgänger haben keine Lobby, also ändert sich nichts.
Michael St.
schrieb am 10.01.2025 um 22.13 Uhr:
Nur weiter so! Dann haben wir in der Innenstadt bald nur noch Übergangshäuser. Im Rathaus gibt es ja jetzt schon nur noch Übergangspolitiker. Und irgendwann mündet dann der allgemeine Übergang Lübecks im Untergang.
Pinguinsteak
schrieb am 13.01.2025 um 12.23 Uhr:
Moin,
wirklich schade, dass wirklich _jeder_ Kommentator hier dem Mecker-Image der Deutschen alle Ehre macht.
Man muss vielleicht nicht alles gut finden, was die Lübecker Politik macht - aber sie tut etwas. Mehr zumindest, als in mnachen Vorjahren geschah...
Wenn man es allen recht machen will, kann man sich ja auch getrost schon ins Grab legen.
Mal ganz nebenbei: Wer in die Altstadt zieht, weiß meistens zuvor um die Parkplatzsituation. Dass diese für die Anwohner unbefriedigend ist, kann ich gut verstehen. Leider ist der Unwille, auf den eigenen fahrbaren Untersatz zu verzichten, obgleich man ihn nicht braucht, gleichzeitig auch zum Problem für diejenigen geworden, die tatsächlich darauf angewiesen sind.
Und wer das Übergangshaus im ehemaligen Karstadt-Gebäude bislang noch nicht betreten hat: Guckt es mal an! Das ist wirklich schön geworden - hätte es das früher in dieser Form gegeben, hätte ich es sicher intensiv genutzt (inzwischen nicht mehr nötig).
Wie auch immer: Versucht doch mal, Euch über das zu freuen, was voran geht! Es gibt einige Dinge, über die ich mich in Lübeck auch ärgere - aber eben auch viel, was mich freut. Und freuen ist zweifelsfrei besser für die Gesundheit ;)
LG Pinguinsteak