Lübecks Europaschüler befragen Bundestags-Kandidaten
Lübeck: Etwa 500 Schülerinnen und Schüler der Lübecker Europaschulen fanden sich am Donnerstagvormittag im Lübecker Kolosseum zusammen. Harald Denckmann fasst für uns seine Eindrücke von der Veranstaltung zusammen.Die Gemeinnützige Gesellschaft, die Lübecker Europaunion und die Aktion "Schüler helfen Leben" gemeinsam mit den beteiligten Schulen hatten zur großen 'Wahlarena' geladen, eine gut eingeführte Veranstaltung, die bereits seit Jahren vor Wahlen in der Hansestadt Lübeck durchgeführt wird. Die Schüler haben auf diese Weise die Gelegenheit, die politischen Akteure direkt live zu erleben und können sich von den Bewerbern ein genaueres Bild machen, wenn diese ihre Meinungen, Einstellungen, Pläne und Vorhaben genauer erläutern.
In die Zange genommen wurden die Kandidaten von den Moderatorinnen Inga und Alicia rechts auf der Bühne und wechselnden Frageteams aus den beteiligten Schulen auf der linken Seite. In der Mitte der Bühne die Kandidaten Christopher Lötsch (CDU), Bruno Hönel (Die Grünen), Tim Klüssendorf (SPD), Robert Schörck (FDP), Kathrin Ostertag (Volt) und Sebastian Kai Ising von den Freien Wählern.
Angesprochen wurde ein breites Spektrum an Fragen zum derzeitigen nationalen und internationalen Geschehen. Schutz der Infrastruktur der Ostsee beispielsweise. Da merkte man, dass das Kandidatenfeld sich auch während des laufenden Wahlkampfes noch fortbildet. Viele waren auf dem Neujahrsempfang der IHK und zitierten aus den Ausführungen von Marie-Agnes Strack-Zimmermann vom Vorabend, die als Vorsitzende des Ausschusses für Sicherheit und Verteidigung ein genaues Lagebild gezeichnet hatte.
Die Schuldenbremse war Thema und was die Neugestaltung denn für die nachwachsende Generation an Vorteilen bringt. Zunehmende Übergriffe auf Politiker aller Ebenen wurden angesprochen, und wie die Kandidaten das empfinden und wie sie dazu stehen. Alle waren sich einig in der konsequenten Ablehnung von Gewalt. Bei der Frage nach Chancengerechtigkeit im Schulbereich kam sogar wieder das Finnische Schulsystem mit seinen guten Ergebnissen wieder ins Gespräch. Kathrin Ostertag von Volt erinnerte daran, dass die Finnen das System seinerzeit von der DDR übernommen hatten, was hier im ersten PISA Schock so ein bisschen untergegangen ist. Ihr Vorschlag alle Kinder bis zur 10. Klasse gemeinsam zu unterrichten sorgte aber doch für raunendes Gemurmel unter der anwesenden Schülerschaft.
Unbezahlbare Mieten, die eigene Zukunft angesichts andauernder Wirtschaftskrise, aber auch die Befürchtungen angesichts mangelnder Geschlossenheit und Stärke der EU wurden von den Schülern thematisiert. Besonders spannend wurde es, als nach dem Dauerbrenner 'Migration' gefragt wurde. Hier wurde deutlich, dass die Kandidaten sehr unabhängige Meinungen vertreten, die teilweise nicht der Parteiräson ihrer jeweiligen Formationen entsprechen. Bruno Hönel dankte in diesem Zusammenhang noch einmal Tim Klüssendorf und auch Christopher Lötsch, die ihre abweichenden Meinungen von der jeweiligen Parteilinie in der Debatte mutig und klar vertreten haben.
Eine interessante Veranstaltung, die natürlich mit dem Aufruf an alle Wahlberechtigten im Saal endete, am 23. Februar auch tatsächlich das Wahlrecht auszuüben.
Eine Frage sorgte noch für Heiterkeit. Als Bruno Hönel in den Saal hineinfragte, wer sich denn jetzt schon über seine zukünftige Rente Gedanken macht, hob etwa die Hälfte des Saales die Hand. Als er danach fragte, wer denn glaubt, dass die zukünftige Rente auch ausreichen wird und die Versprechungen dazu stimmen, gingen im ganzen Saal nur noch zwei Hände nach oben. Und da sage noch einmal jemand, die Jugendlichen verstehen heutzutage nichts mehr von Politik.

Schüler der Lübecker Europaschulen befragten am Donnerstag Kandidaten zur Bundestagswahl. Fotos: Harald Denckmann
Text-Nummer: 170482 Autor: Harald Denckmann vom 16.01.2025 um 17.57 Uhr