Zu viele Busse: Gehen die Ivendorfer auf die Straße?
Lübeck - Travemünde: „14 Busse stündlich“ würden seit dem Fahrplanwechsel durch Ivendorf fahren, sagte am Freitagabend eine Vertreterin der örtlichen Interessengemeinschaft auf der „Travemünder Runde“. Die vielen Busse sind eine Folge der geschlossenen Trasse durch den Skandinavienkai. Harsche Kritik gab es an der Verwaltung. Und es wurde sogar über eine Demo gesprochen.
Michael Matthies (links), hier mit Carl Howe, begrüßte die Teilnehmer der Runde.
Erst kurz vor dem Fahrplanwechsel hatte die Verwaltung im November vergangenen Jahres bestätigt, dass Busse zukünftig nicht mehr über die bewährte Trasse auf dem Hafengelände des Skandinavienkais fahren dürfen (Wir berichteten). Die Folge war eine schlechtere Erreichbarkeit des Hafenhauses und eine Zunahme des Busverkehrs durch Ivendorf.
Ivendorfer fühlen sich „überfahren“
Es würden „14 Busse stündlich“ durch Ivendorf fahren, berichtete eine Vertreterin der Interessengemeinschaft Ivendorf. Das sei eine „ziemlich große Lärmbelästigung“ zusätzlich zum Hafenlärm, der in der Regel zwischen zwölf und drei Uhr nachts bestehe. Gehört hatten die Ivendorfer das erste Mal im Sommer von der drohenden Trassenschließung, als das Thema von Michi Mosig, Admin der Facebook-Seite „Travemünder Magazin“, öffentlich gemacht wurde (Wir berichteten). Verwaltung und Hafengesellschaft schwiegen allerdings selbst auf Nachfrage. Man sei deshalb „ein bisschen überfahren worden“, meinte eine Vertreterin der IG Ivendorf.
„Stadt hat 25 Jahre gepennt“
Dass das Aus für die Bustrasse am Hafenrand erst so spät kommuniziert wurde, begründete Bürgermeister Jan Lindenau auf der Stadteilkonferenz damit, dass man zunächst alle Varianten, den Bus doch durchfahren zu lassen, durchdacht habe. Man hätte das nicht kommunizieren können, weil man so lange mit der EU gekämpft habe (Wir berichteten). Das sehen die Ivendorfer anders, denn die EU-Vorschrift bestehe ja annähernd so lang wie die Bustrasse. „Unserer Meinung nach hat die Stadt es 25 Jahre verpennt, diese Straße so herzustellen, dass sie EU-Konform ist“, brachte es eine Vertreterin der IG auf den Punkt. Ach Michael Matthies, Leiter der Travemünder Runde, sprach davon, der Bürgermeister hätte sich auf der Konferenz „rausgeredet“. Er will weiterhin wissen, „warum das nicht gleich kommuniziert worden ist.“
Was wünschen sich die Ivendorfer?
Michael Matthies wollte dann natürlich wissen, was die Ivendorfer sich jetzt wünschen, damit ihre Situation verbessert wird. Dabei wurden seitens der IG drei Punkte genannt:
- Die Infrastruktur im Ort soll so hergestellt werden, dass die Fußwege benutzt werden können und man nicht auf die Straße ausweichen muss
- Die Linien 30 und 40 würden derzeit „dicht beieinander fahren“, hieß es. Man wünsche sich, dass die 40 eine andere Route bekommt.
- Die Fahrbahneinschränkung solle nicht aufgehoben werden, da das die einzige Versicherung sei, dass nicht schnell gefahren werde. Ein von der Verwaltung angekündigter fester Blitzer sei nicht hilfreich: „Dann fahren die bis dahin schnell, dann bremsen sie ab und fahren weiter“.
Gibt es eine Demo?
Am Ende wurde diskutiert, ob man Plakate an den Grundstücken aufhängen oder auch Demonstrationen organisieren solle. Die könnten zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf der Ivendorfer Landstraße durchgeführt werden. Als erfolgreiches Beispiel wurde an die Demonstrationen erinnert, die vor rund fünfzehn Jahren von Wolfgang Hovestädt im Wochentakt auf dem Priwall durchgeführt wurden. Seitdem nutzen Priwallbewohner die Fähre kostenfrei.
Travemünder sprechen über Travemünder Themen
Michael Matthies ist zwar bei der Wählerinitiative „Die Unabhängigen“, bei der „Travemünder Runde“ sehe man sich aber „nicht als kommunalpolitische Leute, sondern als Travemünder, die etwas organisieren und machen wollen“, erklärte er. Man sehe sich auch als Ergänzung, nicht als Konkurrenz zum Ortsrat. Der hat allerdings seit November nicht mehr getagt. So kam am Freitag auch die Frage auf, wann denn die nächste Ortsrats-Sitzung sei. Man vermutet im Februar. Anwesend war niemand aus dem politischen Gremium, worüber der frühere Vorsitzende Gerd Schröder seine Verwunderung zum Ausdruck brachte, indem er von den Ortsrats-Mitgliedern als „die Friedhofsgärtner“ sprach.
Sendung im Offenen Kanal
Stimmen von der "Travemünder Runde" hat Rolf Fechner für das "Travemünder Journal" eingefangen. Die Beiträge laufen voraussichtlich in der Sendung am 28. Januar 2025 ab 17:00 Uhr im Offenen Kanal Lübeck.
Das nächste Thema
Das nächste Thema der „Travemünder Runde“ steht noch nicht ganz fest. Möglicherweise soll es um das Travemünder Verkehrskonzept gehen. Einige Teilnehmer rieten allerdings davon ab, da das schon sehr oft und nach Ansicht vieler ergebnislos behandelt wurde. Man solle seine Kräfte lieber in etwas anderes investieren. Ort, Termin und Thema werden rechtzeitig bekanntgegeben.

Die „Travemünder Runde“ traf sich diesmal in der Alten Vogtei. Besprochen wurde unter anderem, ob es in Ivendorf eine Demo aufgrund der Verkehrssituation geben soll. Fotos: Helge Normann
Text-Nummer: 170509 Autor: Helge Normann vom 19.01.2025 um 15.07 Uhr