Holocaust Gedenk-Ort für zwei Lübecker Kinder
Lübeck: Beeindruckende Erinnerungsstunde anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz durch die Rote Armee im Ostsee Gymnasium in Timmendorfer Strand: Dort wird die Erinnerung an die Schrecken des Holocaust seit Jahren wachgehalten durch das nachhaltige Engagement der Geschichtslehrerin Andrea Finke-Schaak.
Hanna und Hermann Mecklenburg aus Lübeck wurden in Auschwitz ermordet. Foto: privat
An der Cesar-Klein-Schule in Ratekau hat sich der mittlerweile pensionierte Geschichtslehrer Günter Knebel in ähnlicher Weise engagiert, so dass seit Jahren mit motivierten Schülerinnen und Schülern Gedenkfahrten an den Ort des Geschehens stattfinden konnten. Bei diesen Gedenkfahrten spielte die Erinnerung an die Lübecker Kinder Hanna und Hermann Mecklenburg immer eine zentrale Rolle. Steine vom Ostseestrand wurden zu ihrem Gedenken in Ausschwitz niedergelegt, Schüler schrieben fiktive Briefe an die beiden Kinder, aus denen ein vertieftes Verständnis für das Grauen der damaligen Zeit deutlich wurde. Auf der Gedenkfeier wurde einer dieser Briefe von den Schülerinnen Ida Warnemünde und Vanessa Hauswald vorgelesen.
Ostholsteiner Prominenz war neben Schülern des Ostsee Gymnasiums im Auditorium reichlich vertreten, denn im Kreis gibt es gleich zwei Gedenkorte für die nach Ausschwitz verschleppten Lübecker Kinder Hanna und Hermann Mecklenburg. Kreispräsidentin Petra Kirner und die Timmendorfer Bürgervorsteherin Anja Evers waren vertreten, genauso wie der Timmendorfer Bürgermeister Sven Partheil-Böhnke, der auch ein Grußwort sprach und die Anwesenden zum Gedenken an die Opfer um eine Schweigeminute bat. Nachdenklich wurden alle, als Andrea Finke-Schaak den Bezug zu aktuellen Ereignissen unserer Tage herstellte. Oliver Claussen, Dezernent aus dem Bildungsministerium, fand den Bezug zum historischen Kontext des Tages, und würdigte, dass in diesem Zusammenhang ein Denkmal errichtet wurde. Die Erinnerung an das Geschehene wird daher nicht ausgelöscht.
Er verwies damit gleichzeitig auf einen weiteren zentralen Anlass für die Gedenkfeier, ein Vorhaben, das aus den Gedenkfahrten der beiden Schulen in das Konzentrationslager hervorging. Mitten in der Corona Zeit widmeten sich die beiden Einrichtungen einem Kunstprojekt, das die Erinnerung an die beiden Kinder durch eine Skulptur wach halten sollte.
Schüler des Ostsee Gymnasium in Timmendorfer Strand entzündeten sechs Kerzen zum Gedenken an die sechs Millionen Opfer der NS-Diktatur.
Im Atelier des bekannten Objektkünstlers Winni Schaak nahm dieses Vorhaben unter seiner Anleitung und Mitwirkung langsam Gestalt an. Der räumte in seiner Rede ein, die Rolle eines Lehrers zunächst nicht annehmen zu wollen. Schnell war er aber vom kreativen Potenzial der Projektschüler begeistert, die ihre Freizeit der Sache widmeten, ohne dafür Zensuren oder Anerkennung zu erwarten. "Die Identität der Lübecker Kinder muss aus der Vergessenheit herausgeführt werden", gab er den Schülern mit auf den Weg und aus mehreren Versuchen wählten schließlich alle gemeinsam den Entwurf der Schülerin Paula Lücke von der Cesar-Klein-Schule zur weiteren Bearbeitung aus.
An drei Orten wollte man ursprünglich den Bezug zu den Lübecker Kindern herstellen. Zwei sind jetzt in den beteiligten Schulen in Ostholstein bereits verwirklicht und sollen dort neben der permanenten Erinnerung auch als Lernorte für den dortigen Geschichtsunterricht dienen. Davon, dass dieses Schülerprojekt mit Unterrichtsbezug im besten Sinne Kunst am Bau ist, konnte Schulleiterin Cordula Braun vom Ostsee-Gymnasium den zuständigen Timmendorfer Gemeindeausschuss schnell überzeugen. Dadurch konnte das Kunstwerk am Ende auch ohne weitere Probleme an ihrer Schule verwirklicht werden.
Am Wohnort der Familie in der Mengstraße erinnern Stolpersteine an die Morde.
Ein dritter Standort war von Beginn an für einen passenden Ort in der Hansestadt Lübeck angedacht. Das gestaltete sich allerdings bisher schwierig. Der Wohnort der Geschwister Mecklenburg in der Mengstraße 52 ließ im Straßenraum eine solche Skulptur nicht zu, und auf einem Hinterhof würde die Öffentlichkeit das Kunstwerk nicht wahrnehmen. Bisherige Gespräche mit der Lübecker Verwaltung verliefen daher bisher im Sande. Bei allen Beteiligten war aber immer noch die Hoffnung spürbar, dass es unter Umständen doch noch gelingt, in Lübeck einen würdigen Gedenkort für ein drittes Kunstobjekt zum Gedenken an die Mecklenburg-Kinder ausfindig zu machen. Wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, vernahm man am Rande der Feierstunde immer wieder.
Günter Knebel, ehemaliger Geschichtslehrer an der Cesar-Klein-Schule in Ratekau, hat mit einer Kollegin vom Ostsee Gymnasium in Timmendorfer Strand das Projekt initiiert.
Im Original-Ton hören Sie ein Interview von Harald Denckmann mit Günter Knebel.

In Timmendorfer Strand und Ratekau erinnern Mahnmale an das Schicksal der beiden Lübecker Kinder. Fotos, O-Ton: Harald Denckmann
Hier hören Sie den Originalton:
Text-Nummer: 170656 Autor: Harald Denckmann vom 27.01.2025 um 15.40 Uhr