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Innovative Therapie bei Herzschwäche

Lübeck - St. Jürgen: Ein Meilenstein auf dem Weg zur klinischen Anwendung des sogenannten „Herzpflasters“: Die Ergebnisse der erfolgreichen vorklinischen Prüfung sowie ein erster klinischer Fallbericht sind jetzt in der renommierten Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht worden.

Seit Anfang 2021 prüfen die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Lübeck, ob das Herzpflaster eine neue Therapieoption für Patienten mit schwerer Herzschwäche darstellt. In Lübeck und Göttingen konnten erste Patienten erfolgreich mit dieser innovativen Methode behandelt werden.

Das Herzpflaster besteht aus lebendem Gewebe, das aus speziell gezüchteten Zellen hergestellt wird. Es wird direkt auf geschädigte Bereiche des Herzens aufgebracht, um die geschwächte Pumpkraft zu verbessern. Das Pflaster aus Herzgewebe hilft, die Funktion des Herzens zu unterstützen. Der Eingriff erfolgt mit einer minimalinvasiven schonenden OP-Technik ohne Herz-Lungenmaschine und bietet eine neue Behandlungsmöglichkeit für Menschen mit schwerer Herzschwäche, sogenannter Herzinsuffizienz, bei denen die medikamentöse Therapie allein nicht mehr ausreicht.

Die Herzpflastertechnologie wurde durch Prof. Dr. Wolfram-Hubertus Zimmermann, Direktor des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), mit Kolleginnen und Kollegen in über 30 Jahren vom ersten Modell in der Kulturschale bis zur klinischen Anwendung entwickelt. Bereits seit 2001 arbeitet Prof. Dr. Stephan Ensminger, Direktor der Klinik für Herz- und thorakale Gefäßchirurgie des UKSH, Campus Lübeck, auf diesem Gebiet mit Prof. Zimmermann zusammen.

Mit seiner umfangreichen Erfahrung im Bereich der chirurgischen Therapie der Herzschwäche und Transplantationsmedizin übernahm Prof. Ensminger seit 2015 eine wichtige Rolle bei der Planung und Umsetzung der klinischen Studie. Er war insbesondere für die Erstellung der Immunsuppressionsstrategien verantwortlich und identifizierte die Patientinnen und Patienten, die für diese neuartige Therapie in Frage kommen. Gemeinsam mit PD Dr. Buntaro Fujita, Leitender Oberarzt der Klinik für Herz- und thorakale Gefäßchirurgie am UKSH, war er außerdem maßgeblich an der Durchführung der ersten experimentellen Studienbehandlungen beteiligt und bildete die operativen Teams aus.

„Die Auswahl geeigneter Patientinnen und Patienten für diese komplexe Therapie stellte eine der größten Herausforderungen dar, da Sicherheit und Wirksamkeit bei dieser schwerkranken Patientengruppe höchste Priorität haben“, erläutert Prof. Ensminger. „Durch den minimalinvasiven Ansatz konnte der Eingriff deshalb so schonend wie möglich für die Patientinnen und Patienten gestaltet werden.“

Die klinische Phase-I-Studie begann 2021 und markierte einen entscheidenden Schritt in der Entwicklung des Herzpflasters. Im Herzzentrum des UKSH am Campus Lübeck wurden sieben der insgesamt fünfzehn Patientinnen und Patienten behandelt, darunter der erste Patient, der die maximale Dosis von 800 Millionen Herzmuskelzellen erhielt, ein besonderer Meilenstein der Studie. „Bei den behandelten Patientinnen und Patienten konnten positive Effekte auf die Herzfunktion beobachtet werden“, sagt Prof. Ensminger. „Wir sehen: Das Herzpflaster hat das Potenzial, mechanische Unterstützungssysteme in bestimmten Fällen zu ersetzen und Patientinnen und Patienten eine dauerhafte Lösung zu bieten.“

Wichtige Impulse für die weitere Forschung und Entwicklung des Herzpflasters sieht Prof. Ensminger auch in der aktuellen Veröffentlichung in „Nature“. „Diese Publikation würdigt nicht nur die jahrelange Zusammenarbeit unseres Teams mit der Universitätsmedizin Göttingen, sondern verleiht der Forschung rund um das Herzpflaster eine enorme internationale Sichtbarkeit“, so Prof. Ensminger. In den nächsten Schritten sollen die Daten der klinischen Phase I Studie weiter ausgewertet und der Herstellungsprozess des Herzpflasters optimiert werden, um die Therapie für eine größere Anzahl von Patientinnen und Patienten zugänglich zu machen. Prof. Ensminger prognostiziert vorsichtig: „In den nächsten Jahren könnte das Herzpflaster eine zugelassene Standardtherapie für Menschen mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz sein.“

Seit vielen Jahren arbeitet Prof. Dr. Stephan Ensminger, Direktor der Klinik für Herz- und thorakale Gefäßchirurgie des UKSH, Campus Lübeck, gemeinsam mit Prof. Zimmermann am Herzpflaster. Foto: UKSH

Seit vielen Jahren arbeitet Prof. Dr. Stephan Ensminger, Direktor der Klinik für Herz- und thorakale Gefäßchirurgie des UKSH, Campus Lübeck, gemeinsam mit Prof. Zimmermann am Herzpflaster. Foto: UKSH


Text-Nummer: 170715   Autor: UKSH/red.   vom 30.01.2025 um 09.57 Uhr

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