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IHK-Konjunkturumfrage: Schleswig-Holsteins Wirtschaft in der Krise

Schleswig-Holstein: In rund zweieinhalb Wochen wählt Deutschland einen neuen Bundestag – und die Unsicherheit in der Wirtschaft ist groß, wie die aktuelle Konjunkturumfrage der IHK Schleswig-Holstein zeigt. „Die Unternehmen brauchen schnellstmöglich stabile Regierungsverhältnisse und eine entschlossene Wirtschaftspolitik. Deutschland steckt in einer tiefgreifenden konjunkturellen und strukturellen Krise, und die Politik darf nicht weiter zögern“, sagt Hagen Goldbeck, Präsident der IHK Schleswig-Holstein.

Die deutsche Wirtschaft befindet sich seit zwei Jahren in einer Rezession. Auch der aktuelle Konjunkturklimaindex für Schleswig-Holstein liegt bei 87,2 Punkten und damit weiterhin deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 100 Punkten. Ein echter Aufschwung ist nicht in Sicht. Zwar hat sich der Wert im Vergleich zum Vorquartal (86,4 Punkte) leicht verbessert, doch die Lage bleibt angespannt.

Die Geschäftserwartungen für 2025 sind äußerst pessimistisch: Nur noch neun Prozent der Unternehmen erwarten in den nächsten zwölf Monaten eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation (Vorquartal: elf Prozent). Jedes dritte Unternehmen (34 Prozent) rechnet mit einer weiteren Verschlechterung (Vorquartal: 36 Prozent).

Die wirtschaftliche Schwäche zeigt sich über fast alle Branchen hinweg. Besonders kritisch ist die Lage im Baugewerbe, in der Industrie und im Handel, wo eine schwache Inlandsnachfrage für schlechte Geschäfte sorgt. Nur das Dienstleistungsgewerbe und das Gastgewerbe zeigen sich einigermaßen stabil. Die Unsicherheit über die künftige Wirtschaftspolitik und die schlechten Rahmenbedingungen führen dazu, dass die Unternehmen ihre Investitionen und Beschäftigungspläne zurückfahren: 65 Prozent der Betriebe rechnen mit gleichbleibenden Beschäftigungszahlen. 23 Prozent erwarten einen Rückgang der Beschäftigung (Vorquartal: 21 Prozent). Nur noch 13 Prozent wollen neue Stellen schaffen (Vorquartal: 15 Prozent).

Auch die Investitionsneigung bleibt schwach: Der Anteil der Unternehmen, die weniger investieren wollen, stieg von 35 auf 36 Prozent, während 23 Prozent steigende Investitionen planen (Vorquartal: 24 Prozent). Hagen Goldbeck: „Die für das Wachstum wichtigen Kapazitätserweiterungen werden immer seltener als Hauptmotiv für Investitionen genannt. Was uns besorgt, ist, dass zwei von drei Unternehmen nur noch in den Ersatzbedarf investieren. Unsere Betriebe verlieren an wirtschaftlicher Substanz.“

Regelmäßig befragt die IHK ihre Unternehmen zu den größten Geschäftsrisiken. Die Unternehmen sehen sich im Durchschnitt mit 3,1 Geschäftsrisiken gleichzeitig konfrontiert – ein sehr hoher Wert. Die größten Herausforderungen sind: Fachkräftemangel (55 Prozent), hohe Arbeitskosten (54 Prozent), schwache Inlandsnachfrage (52 Prozent) sowie hohe Energie- und Rohstoffkosten (48 Prozent). Dramatisch ist, dass 65 Prozent der Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als großes Risiko sehen – ein Allzeithoch für viele Branchen. „Politische Machtkämpfe und eine instabile Regierung sind Gift für die Wirtschaft. Wir brauchen eine lösungsorientierte Wirtschaftspolitik, die Unternehmen Sicherheit gibt und Investitionen wieder attraktiv macht“, mahnt Goldbeck.

Die Standortqualität Deutschlands habe in den letzten Jahren massiv gelitten. Kapital fließt ab, Unternehmen zögern mit Investitionen. Die Politik des vergangenen Jahrzehnts habe die Lage vieler Unternehmen unterschätzt, warnt die IHK: „Reformen wurden verschleppt, statt mutig angegangen zu werden. Nun stehen wir vor einem Veränderungsnotstand“, so Goldbeck.

Die IHK Schleswig-Holstein fordert deshalb in ihrem Positions- und Forderungspapier zur Bundestageswahl von der kommenden Bundesregierung:

- Einen entschiedenen Bürokratieabbau: Deutschland ist zu kompliziert geworden, Unternehmen brauchen weniger Vorschriften und Dokumentationspflichten.
- Weniger Steuern und Abgaben für Unternehmen: Die Belastung muss sinken, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.
- Energiepreise auf wettbewerbsfähigem Niveau: Unternehmen brauchen langfristige Planungssicherheit und Konkurrenzfähigkeit im internationalen Wettbewerb.
- Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel: Qualifizierte Arbeitskräfte sind das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, ein geregelter Zuzug ist unbedingt sicherzustellen.

Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage zeigen: Die wirtschaftliche Lage ist kritisch, die Aussichten düster. Goldbeck: „Die Unsicherheit ist groß – und mit der anstehenden Bundestagswahl besteht die Chance auf einen wirtschaftspolitischen Neustart. Deutschland muss einfacher, flexibler und wirtschaftsfreundlicher werden. Die nächste Regierung muss zeigen, dass sie das Unternehmertum nicht als Problem, sondern als Lösung begreift. Denn wirtschaftliche Stärke ist die Basis für politische Stabilität und sozialen Wohlstand.“

Für die Konjunkturumfrage im vierten Quartal 2024 haben die IHKs Flensburg, Kiel und Lübeck rund 3.400 Unternehmen in ihren Bezirken angesprochen. 965 haben sich an der Umfrage beteiligt und ihre Einschätzungen geteilt. Das entspricht einer Rücklaufquote von 28 Prozent.

Weitere Informationen und immer die aktuellen IHK-Konjunkturberichte gibt es unter
www.ihk.de.

„Deutschland steckt in einer tiefgreifenden konjunkturellen und strukturellen Krise, und die Politik darf nicht weiter zögern“, sagte Hagen Goldbeck, Präsident der IHK Schleswig-Holstein. Foto: Harald Denckmann

„Deutschland steckt in einer tiefgreifenden konjunkturellen und strukturellen Krise, und die Politik darf nicht weiter zögern“, sagte Hagen Goldbeck, Präsident der IHK Schleswig-Holstein. Foto: Harald Denckmann


Text-Nummer: 170843   Autor: IHK/red.   vom 05.02.2025 um 11.47 Uhr

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Kommentare zu diesem Text:

Rainer

schrieb am 05.02.2025 um 18.27 Uhr:
Und was sagte der angebliche "Wirtschaftsfachmann" Habeck zum deutschen Pleitegeschehen? "Unternehmen sind nicht insolvent, sie hören nur auf zu verkaufen"...Hoffentlich erscheint solch ein "Experte" nicht bei uns in der Küche!

Jon Dohe

schrieb am 05.02.2025 um 20.27 Uhr:
Was sollen die Klagen?

Wir haben doch Fahrräder... und dafür muss die Wirtschft (Autoindustrie mit Zulieferern etc.) eben etwas zurückstecken, und auch die noch nutzbare Infrastrucktur (RZ-Allee, ST.-Jürgen-Ring, Fackenburger Allee etc.) muss weichen.

Denn mit "Radschnellwegen" erholen wir uns sicher schnell... und retten dann die Welt.

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