Nur Wildschweine störten den Empfang der Lübecker CDU
Lübeck: Archiv - 06.02.2025, 08.52 Uhr: Am Mittwochabend hatte die Lübecker CDU zu ihrem Neujahrsempfang eingeladen. Ehrengast war der Bundestagsabgeordnete Johann Wadephul. Die Polizei hatte sich auf Störaktionen vorbereitet, es blieb aber ruhig.Den ganzen Tag lang hatten Einsatzkräfte der Lübecker Polizei daran gearbeitet, der CDU einen störungsfreien Neujahrsempfang zu gewährleisten. Dafür wurde den Beamten herzlich gedankt. Sowohl der Kreisvorsitzende Hermann Junghans als auch Gastredner Johann Wadephul erwähnten das in ihren Reden und begaben sich auch hinaus zu den Polizisten, um ihre Anerkennung zum Ausdruck zu bringen. Aufgrund der aufgeheizten Debatte in der gesamten Bundesrepublik hatte die Polizei sicherheitshalber ausreichend Kräfte vorgehalten, um vermutete Demonstrationen sicher kontrollieren zu können. Es wurde ein ruhiger Abend für alle. Soweit für uns erkennbar ließ sich kein Demonstrant am Tagungsort blicken.
Stadtpräsident Henning Schumann, der CDU Kreisvorsitzende Hermann Junghans, die Landtagsabgeordnete Anette Röttger und der CDU-Bundestagskandidat Christopher Lötsch begrüßten Johann Wadephul in Lübeck.
Die einzigen Störer waren eine Horde durchgeknallter Wildschweine, die das Auto von Hauptredner Johann Wadephul bereits auf der Autobahn aufhielten. Wadephul hat es trotzdem zum Schuppen 9 geschafft, die Veranstaltung begann dadurch natürlich später.
Die derzeitige Stimmung im Lande war natürlich in allen Reden Thema. Besonders Johann Wadephul betonte fast beschwörend, dass die Gemeinsamkeit der Demokraten in jedem Falle erhalten bleiben muss. Dass Kompromissfähigkeit und Miteinander möglich sind zeigte er auf am derzeitigen Zusammenwirken der Parlamentarier bei der Beschließung wichtiger Gesetze im Bundestag. Trotz kaputter Ampel war es möglich, wichtige Gesetzesvorhaben noch auf den Weg zu bringen. Dringend bat er um Mäßigung in der Debatte. Sprüche wie "Ganz Deutschland hasst die CDU" dürfen die politische Auseinandersetzung einfach nicht prägen. Dann ist ein Miteinander nicht mehr möglich, dann setzen sich Kräfte durch, die keiner will, betonte er mehrfach und eindringlich.
Ansonsten wurden sowohl von Hermann Junghans, als auch von Bundestagskandidat Christopher Lötsch und von Johann Wadephul christdemokratische Positionen erläutert, die ihnen Stimmen bei der anstehenden Bundestagswahl bringen sollen. Von einer Schicksalswahl sprach Hermann Junghans, von einem dritten Jahr an Minuswachstum, abwandernden Betrieben und überbordender Bürokratie.
Johann Wadephul legte großen Wert auf eine unmissverständliche Abgrenzung zur AfD. "Eine Kanzlerwahl mit dieser Partei wird es nicht geben", legte er sich eindeutig fest. Zum Auslöser der Debatte, dem Thema Migration, äußerte er sich sehr ausführlich. "Pull Effekte darf es nicht mehr geben", das Asylbegehren könne sich nicht danach richten, wo es am leichtesten zu erreichen sei und wo das meiste Geld abzuholen sei. Verlässliche Regeln müssten her. Er informierte über Gespräche mit Bürgermeistern, Verwaltung und Schulen in seinem Wahlkreis Rendsburg-Eckernförde. "Tun Sie was", höre er immer wieder, denn es gebe Bereiche in die sich die Polizei nur noch mit zwei Streifenwagen hineintraut und Regionen, in denen eine eigene Ordnung aufgebaut wird. Klassen, in denen der Anteil von Migranten 80 Prozent überschreitet, kann eine durchschnittliche Lehrkraft nicht mehr integrieren. "Viele Bürgermeister sagen mir: Es geht nicht mehr", resümiert Wadephul und fordert, dass über diese Probleme offen und ehrlich geredet wird.
Auch über die Wehrpflicht äußerte er sich sehr deutlich. Als stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Mitglied im Auswärtigen und im Verteidigungsausschuss fordert er, dass auch wieder über eine Wehrpflicht geredet werden muss. Vorbild ist dabei ein Modell, dass sich in den skandinavischen Ländern bereits bewährt hat. Er vertritt die Meinung, dass die CDU diesen Ansatz politisch durchsetzen muss. Mitglied im Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union ist Wadephul auch. Ein stärkeres Europa, das weiter zusammenwächst, ist ihm daher ein weiteres wichtiges Anliegen.
Immer wird er von Parteifreunden darauf angesprochen, dass er vielleicht demnächst Verteidigungsminister sein könnte. Dazu kann er sich natürlich nicht äußern, die Parteifreunde im Saal hatten allerdings den Eindruck, dass er unbedingt das Zeug dazu hat.
Am Ende des Neujahrsempfanges folgte auch noch eine weibliche Stimme. Anette Röttger aus dem Kieler Landtag fasste noch einmal die Stimmung im Lande und in der Partei zusammen und warb für den Kandidaten Christopher Lötsch und die CDU.
Natürlich waren auch viele Gäste aus anderen demokratischen Parteien zum Empfang geladen und erschienen. Bei aller Gegensätzlichkeit in den Positionen dämmerte doch allen, dass sie letztlich weiter in der Lage sein müssen, im Interesse der Bürger auch zusammen zu arbeiten und gegebenenfalls Kompromisse zu finden.
Im Original-Ton hören Sie ein Interview von Harald Denckmann mit dem Lübecker CDU-Bundestagskandidaten Christopher Lötsch und dem Bundestagsabgeordneten Johann Wadephul.

Johann Wadephul, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, war beim Neujahrsempfang der Lübecker CDU zu Gast. Fotos, O-Ton: Harald Denckmann
Hier hören Sie den Originalton:
Text-Nummer: 170861 Autor: Harald Denckmann vom 06.02.2025 um 08.52 Uhr